Berlin. Eine kleine Familie zieht aufs Land, weil dort das Leben günstiger zu werden verspricht. Doch die Umstände verändern sich rasant, in dem TV-Drama „Die Saat“ stoßen Eltern und Tochter bald an ihre Grenzen.

„Wir machen es uns hier schön“, sagt Rainer (Hanno Koffler) zu seiner Tochter. Er ist mit der schwangeren Nadine (Anna Blomeier) gerade in ein Dorf gezogen. Eine neue Wohnung in der Stadt kann sich die Familie nicht leisten, doch die 12-jährige Doreen möchte am liebsten zurück. Erst als sie sich mit der Nachbarstochter Mara (Lilith Julie Johna) anfreundet, taut sie etwas auf. Doch der Einfluss von Mara erweist sich als gar nicht gut für Doreen. Derweil verliert Rainer seinen Job als Bauleiter, wird zum einfachen Arbeiter im Innenausbau auf einer Baustelle degradiert. Das Drama „Die Saat“, das am Freitag um 20.15 Uhr auf Arte läuft, lässt Unheil ahnen.

Als sich dann auch noch das neue Haus als einzige Baustelle entpuppt, scheint die Saat gelegt, um die es in diesem Film geht: Die Hoffnung eines Neuanfangs verwandelt sich ganz allmählich in Resignation, der Druck von allen Seiten wird geradezu erbarmungslos. Rainer versteht die Welt nicht mehr, er wird zunehmend jähzornig, seine Tochter entgleitet ihm, seine Frau ist von Doppelschichten im Krankenhaus und ihrer Schwangerschaft erschöpft und zunehmend verzweifelt. Allmählich wird obendrein das Geld knapp, das Konto gesperrt, und der Satz „Wir schaffen das“ klingt seltsam hohl. Alles hängt nun am seidenen Faden.

Momente des Schweigens

Hanno Koffler (43, „Das bleibt unter uns“, „Plötzlich so still“) spielt glaubhaft einen engagierten Mann, der vor allem ein verständnisvoller Vater sein will. Gegen seinen profitgierigen Chef und den neuen, harten Bauleiter kommt er aber nicht an. Anna Blomeier (42, „Ein großes Versprechen“, „Dein Leben gehört mir“) gibt mit zunehmend lauter werdenden Tönen eine Frau, die ständig versucht, ausgleichend zu wirken - vor allem gegenüber ihrer Tochter, die viel Sinn für Gerechtigkeit aufweist. Sie wird gespielt von Dora Zygouri (15, „Dogs of Berlin“), der Film erzählt oft aus ihrer Perspektive.

Regisseurin des Films ist Kofflers Partnerin Mia Maariel Meyer (41, „Transatlantic“, „Treppe aufwärts“), beide haben gemeinsam das Drehbuch geschrieben. Sie setzen auf knappe Dialoge und Momente des Schweigens, die viel über das Innenleben der zerrissenen Menschen erzählen. Es geht um Leistungsdruck und Überforderung, im Privaten wie im Beruflichen. Eltern und Tochter im Film lassen sich in ihrer schier grenzenlosen Gutmütigkeit sehr weit ausnutzen und vermögen lange nicht, um ihre Würde zu kämpfen. Einige Szenen wirken etwas überzeichnet, aber insgesamt ist das Geschehen erschreckend realitätsnah erzählt. Bis hin zum schmerzhaften Ende, das leider keine Erlösung aus der Abwärtsspirale bereithält.