Gotha. Sonja Ruf stellt in der Villa Brehm ihre Erzählungen „Die Liebenden von Starbitz“ vor und kündigt an, noch einmal nach Gotha zu kommen. Für 2022 möchte sie sich noch einmal als Stadtschreiberin bewerben.

Mit erotischer Literatur verbinden viele etwas Ruchloses und Verwerfliches. Die Erzählungen der Autorin Sonja Ruf allerdings widersprechen dem Klischee. Sie verarbeitet die Sehnsucht nach Liebe in teils melancholischen, teils bittersüßen Geschichten von Leidenschaft und Zärtlichkeit. Die mitschwingende Erotik offenbart sich nicht auf den ersten Blick.

Am Montag war die Autorin für eine Lesung aus ihrem neuesten Buch „Die Liebenden von Starbitz“ zu Gast in der Villa Brehm am Arnoldiplatz. In 19 Erzählungen und Gedichten nahm die Schwarzwälderin ihre Gäste mit auf eine Reise durch die Welt der Liebenden. „Die Texte handeln davon, wohin das Verlangen nach Zweisamkeit und Nähe führen kann und in welche seltsamen Situationen die Menschen dadurch geraten können“, erklärt Sonja Ruf. Sie schreibt seit der Kindheit Tagebuch und erfindet Geschichten. „Mit elf Jahren habe ich gewusst, dass ich entweder Schlangenbeschwörerin im Zirkus oder Schriftstellerin werden will.“

Die Bewohner des Servicewohnens für Senioren der Regina Immobilien AG in der Gothaer Villa Brehm danken es ihr, dass sie sich für das Schreiben entschieden hat. Im Gewölbekeller des historischen Gebäudes lauschen sie aufmerksam.

Ursula Kunze ist begeistert gewesen: „Sie hat die Texte wunderbar vorgetragen. Die vielen kleinen erotischen Details nimmt man erst bei genauerem Hinhören wahr.“ Die 74-Jährige lebt seit 2013 in der Villa Brehm und weiß das kulturelle Angebot des Servicewohnens zu schätzen: „Hier finden regelmäßig verschiedene Veranstaltungen statt. Das schweißt zusammen, wir sind alle eine große Familie.“

Für Ronald Schreiber, Vorstand der Regina Immobilien AG, ist die Einbindung der Senioren in Lesungen, Konzerte, Spieleabende, Sommerfeste und gemeinsame Reisen eine Herzensangelegenheit: „Wir möchten mehr anbieten, als betreutes Wohnen. Durch gemeinsame Veranstaltungen sollen die Bewohner in das kulturelle Leben Gothas integriert werden und zu einer echten Gemeinschaft zusammenfinden, die sich auch im Alltag gegenseitig unterstützt.“

Sonja Ruf, die seit 2012 in Saarbrücken lebt, weiß das betagtere Publikum an dem Montagabend zu schätzen: „Ältere Menschen sind mit anderen Lesegewohnheiten aufgewachsen als die jungen Leute heute. Sie können noch zwischen den Zeilen lesen und verstehen auch das Hintergründige in meinen Texten ohne große Erklärungen.“ Die Autorin war nicht das erste Mal in der Villa Brehm zu Gast. Senioren kennen sie aus ihrer Zeit als Gothaer Stadtschreiberin 2014. „Damals habe ich Gotha kennen und lieben gelernt“, sagt Sonja Ruf. Sie erarbeitete ein Manuskript für ein Kinderbuch, gab Kurse zu kreativem Schreiben und verfasste Kolumnen für die Tageszeitung.

Gern erinnert sich Sonja Ruf an diese Zeit: „Ich war in Gotha sehr glücklich und habe wundervolle Menschen kennengelernt.“ In keiner anderen Stadt habe sie sich so wohl gefühlt, wie in Gotha. Sie hat sich vorgenommen zurückzukommen. „Ich möchte sehr gerne wiederkommen und mich für 2022 noch einmal als Stadtschreiberin bewerben.“