Erfurt/Saalfeld. Immer mehr Menschen in Thüringen leiden unter Burnout und Depressionen. Betroffene suchen zeitiger Hilfe als früher.

Überlastung, Informationsdichte, ständige Erreichbarkeit auf allen Kanälen, Leistungsdruck, Arbeitsdichte: Häufig führen all diese Faktoren bei Menschen zu seelischen Problemen und folglich auch zu körperlichen Beschwerden. Die Wissenschaftler haben dafür einen Namen: Burnout. Und dieser Erschöpfungszustand kostet die Gesellschaft Milliarden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) führt in einer Statistik auf, dass die Ausgaben für Rehabilitation allein von 2007 mit 22,2 Milliarden Euro bis 2017 auf 36,5 Milliarden Euro stiegen. Ebenso rasant nahm die Zahl der eingereichten Krankenscheine zu.

Heike Friedewald, Pressesprecherin der Stiftung Deutsche ­Depressionshilfe, sieht eine Ursache der höheren Zahlen in einer früheren Diagnose. „Es werden nicht unbedingt mehr Menschen, die unter Depressionen und Burnout leiden. Die Diagnosen wird nur früher festgestellt.“ Darüber hinaus werde von den Betroffenen auch früher Hilfe gesucht. Doppelt so viele Frauen wie Männer leiden unter Depressionen. Gerade nach Schwangerschaften oder in den Wechseljahren häufen sich die Fälle.

Eine andere Einschätzung gibt Beate Görzel, Ärztliche Direktorin der Dr.-Ebel-Fachklinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Saalfeld: „Dass psychische Erkrankungen nicht steigen, sondern nur eher festgestellt werden, ist unter Experten umstritten“, kommentiert sie. „Sicher werden sie auch zeitiger diagnostiziert, aber aus meiner Erfahrung nehmen sie zu.“

Klinikleiter Frank Günter schildert ebenfalls: „Die Fehltage waren nie so hoch wie jetzt, ebenso die Fälle von Burnout.“ Die Kapazität des Hauses, das rund 200 Betten umfasst, sei fast ausgeschöpft. Auch darum wird in der Saalfelder Einrichtung aktuell nach Personal gesucht, obwohl alle Stellen planmäßig besetzt sind. Ausgeschrieben sind Stellen für Ärzte, Psychotherapeuten, Psychologen und Traumatherapeut.

Kostenträger weisen der Klinik viele Patienten zu, begründet Frank Günter die gute Auslastung der Klinik. „Darüber hinaus wird gern vom Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch gemacht“, so Günter weiter. Aus einem Reha-Bewertungssystem der Deutschen Rentenversicherung erreichte die Klinik insgesamt 87 Qualitätspunkte und so den zweiten Platz von 125 bewerteten Kliniken.

Festgestellt wurde das in einem Verfahren, bei dem die Entlassungspapiere ausgewertet werden. In weiteren Bereichen erhielt die Fachklinik 99,5 bis 99,58 von möglichen 100 Qualitätspunkten. Die Beschwerderate liegt unter zwei Prozent. Zu den Rehabilitationsträgern zählen Krankenversicherung, Rentenversicherung, Genossenschaften und Behörden.

Zur Qualität gehört in Saalfeld auch ein Höchstmaß an Flexibilität. Zwölf Zimmer für Menschen, die ihr Haustier gern mitbringen wollen, stehen beispielsweise zur Verfügung. „Meistens sind das Hunde“, sagt Günter. Aber auch ein Katzenzimmer sei vorhanden. Zwei Kindergarten- und zwei Schulplätze stehen außerdem für Menschen zur Verfügung, die ihr Kind mitnehmen möchten. Diese Extra-Angebote sind bereits ein dreiviertel Jahr im Voraus ausgebucht.

Neben Patienten, die von niedergelassenen Psychologen oder dem Hausarzt geschickt werden, kommen auch Gäste, die als Selbstzahler verschiedene Wellnessangebote wahrnehmen. Saalfeld ist einer von insgesamt vier Ebel-Klinik-Standorten in Deutschland. Im Februar feierte das Haus sein 25-jähriges Bestehen.