Utrecht. Anschlag im niederländischen Utrecht. Es gibt drei Tote, fünf Verletzte. Ein Verdächtiger ist am späten Nachmittag festgenommen worden.

In Utrecht sind Schüsse in einer Straßenbahn gefallen – ein Verdächtiger ist festgenommen worden. Bei dem Anschlag kamen mindestens drei Menschen ums Leben, fünf weitere wurden verletzt. Am Nachmittag hatte es Hausdurchsuchungen gegeben, auch der Bruder des Verdächtigen wurde befragt.

Ein terroristisches Motiv könne man nicht ausschließen, ebenso ein Familiendrama. „Es könnte auch sein, dass es eine Beziehungstat ist“, sagte Polizeisprecher Bernard Jens am Montag dem niederländischen NOS Rundfunk. Der Vorfall ereignete sich Montag gegen 10.45 Uhr im Westen der viertgrößten niederländischen Stadt. Die Polizei sperrte den Bereich der Straßenbahn-Haltestelle 24 Oktoberplein ab. Augenzeugen berichten niederländischen Medien, ein Täter habe eine Waffe in einer Tram gezogen und auf Menschen geschossen.

Laut Polizei war kurz vor der Schießerei ein roter Renault Clio gestohlen worden, der später an anderer Stelle in der Stadt leer zurückgelassen wurde. Es könnte sich um das Fluchtauto handeln. Zuvor hatten Zeugen berichtet, ein Täter sei zu Fuß geflohen.

Ein Forensik-Experte sucht nach dem Anschlag in einer Straßenbahn nach Spuren. Foto: Peter Dejong/dpa
Ein Forensik-Experte sucht nach dem Anschlag in einer Straßenbahn nach Spuren. Foto: Peter Dejong/dpa © zgt

Polizei fahndet mit Foto nach Verdächtigem

Die Polizei veröffentlichte später den Namen und ein Foto des mutmaßlichen Täters auf Twitter. Der Verdächtige soll in der Türkei geboren sein. Einem Bericht von RTV Utrecht zufolge hat der Gesuchte Ende 2013 schon einmal in der Nähe des jetzigen Tatorts eine Schusswaffe abgefeuert.

Auch die nordrhein-westfälische Polizei fahndete nach dem 37-Jährigen. Es gab aber keine konkreten Hinweise, dass sich der Mann in NRW aufhalte, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums am Montagnachmittag.

Schießerei in Utrecht – was wir bislang wissen

  • In Utrecht sind in einer Straßenbahn Schüsse gefallen.
  • Drei Menschen starben, fünf wurden verletzt.
  • In der Provinz galt die höchste Terrorwarnstufe, Menschen sollten in ihren Häusern bleiben.
  • Anti-Terrorexperten und Hubschrauber waren im Einsatz.
  • Die Polizei nahm einen 37-Jährigen fest, er ist polizeibekannt.
  • Die Tat könnte laut Polizei einen familiären Hintergrund haben.

Augenzeuge: Täter von Utrecht hatte es auf eine Frau abgesehen

Einem Augenzeugen zufolge soll es der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen haben. Wie Daan Molenaar im NOS Radio sagte, befand er sich im vordersten Teil der Straßenbahn, als die Schüsse im hinteren Teil fielen. Nach dem Stoppen der Bahn habe er zunächst eine auf dem Boden liegende Frau bemerkt, der andere Reisende hätten helfen wollen. Zunächst habe er an einen Unfall gedacht.

„Ich hatte noch immer diesen Eindruck, als ich sah, dass sie weggeschleppt wurde.“ Aber plötzlich sah er jemanden mit gezückter Pistole gezielt auf die Gruppe zulaufen. „Es sah so aus, als ob er diejenige noch einmal angreifen wollte oder vielleicht die Menschen, die ihr halfen.“

Währenddessen suchten Passanten hinter geparkten Autos Schutz, wie in einem amerikanischen Westernfilm. An das Aussehen des Täters konnte sich der Augenzeuge nicht genau erinnern. „Er wirkte recht jung und hatte eine Jacke an. Aber sein Gesicht würde ich nicht wiedererkennen.“

Niederländische Anti-Terror-Polizei bewacht ein Gebäude, während weitere Polizisten das Haus betreten. Foto: Peter Dejong/dpa
Niederländische Anti-Terror-Polizei bewacht ein Gebäude, während weitere Polizisten das Haus betreten. Foto: Peter Dejong/dpa © zgt

Polizei ruft dazu auf, Straßen zu meiden

Die Polizei rief dazu auf, die Straßen um die Haltestelle 24 Oktoberplein freizuhalten, damit die Einsatzkräfte ihre Arbeit in und um die betroffene Straßenbahn ungehindert erledigen konnten. Mehrere Opfer wurden ins Krankenhaus gebracht.

Rettungskräfte hätten mindestens drei Menschen wiederbelebt. Die UMC-Klinik in Utrecht richtete eine Notfallzentrale ein. Die Universität von Utrecht wurde geschlossen. Auch Schulen in der Umgebung wurde empfohlen, ihre Türen geschlossen zu halten. Eltern sollten ihre Kinder vorerst nicht abholen.

Zudem wurden alle Moscheen vorsorglich evakuiert. „Wir haben das in Abstimmung mit der Polizei getan“, sagte der Sprecher der größten Moschee in der Stadt. Die Stadt hat ein Notfalltelefon eingerichtet, der gesamte öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt.

Erstmals höchste Terrorwarnstufe in Niederlanden – die Maßnahmen

  • Der niederländische Anti-Terror-Dienst NCTV hat die Terrorwarnstufe für die Provinz Utrecht auf Stufe 5 erhöht. Es ist das erste Mal, dass diese höchste Bedrohungsstufe in den Niederlanden ausgerufen wurde.
  • Die Polizei befand sich Montag in Utrecht im Streik Dieser wurde aufgehoben.
  • Teile der Autobahn 12 wurden gesperrt.
  • Auch die Bundespolizei kontrolliert nach dem Vorfall an Straßen und in Zügen an der deutschen Grenze. Sie kontrollieren Fahrzeuge bei Verdacht. Beamte gingen durch die Züge. Die Beamten seien dafür über das normale Maß hinaus bewaffnet worden.
  • Nach dem Vorfall wurde auch die Polizeipräsenz in Den Haag und Rotterdam verstärkt.
  • In Rotterdam hat die Polizei Bahnhöfe und Moscheen extra gesichert. Die Sicherheit am Flughafen Schiphol wurde ebenfalls erhöht.

Wahlkampf ist ausgesetzt – schon einmal Anschläge in Utrecht

Es ist nicht das erste Mal, dass in Utrecht Menschen durch Schüsse verletzt wurden. In den letzten Jahren beschäftigte der sogenannte 26Koper-Fall die Polizei. Dabei starben mehrere Menschen mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen.

Am Mittwoch finden in den Niederlanden die Wahlen für die Provinzialparlamente statt, die den Senat in den Niederlanden wählen. Infolge des Angriffs haben alle politischen Parteien ihre Kampagnen ausgesetzt. Eine große Fernsehdebatte, die am Montagabend stattfinden sollte, wurde ebenfalls abgesagt.