Erfurt. Mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommando haben LKA-Ermittler einen Mann in Erfurt festgenommen. Er steht in Verdacht, Drogen für die Mafia-Organisation `Ndrangheta geschmuggelt zu haben.

Das Thüringer Landeskriminalamt (LKA) hat ein mutmaßliches Mafia-Mitglied in Erfurt festgenommen. Der Mann aus Kalabrien steht im Verdacht, für die Mafia-Organisation `Ndrangheta unter anderem Marihuana angebaut und im großen Stil geschmuggelt zu haben. Darüber berichtete MDR Thüringen.

Den Recherchen zufolge hatte die Staatsanwaltschaft der italienischen Reggio Calabria gegen den Mann einen europaweiten Haftbefehl erwirkt. Nach Angaben des LKA war der Mann der Behörde bisher nicht einschlägig bekannt.

Bei der Verhaftung am vergangenen Freitag wurden die LKA-Ermittler gegen die Organisierte Kriminalität von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) unterstützt. Der 27-Jährige Michele C. ließ sich nach MDR-Recherchen ohne Widerstand aus seiner Wohnung über einem italienischen Restaurant abführen. Er wartet nun in Thüringen auf seine Auslieferung nach Italien. Dort droht ihm eine Haftstrafe.

Marihuana-Anbau im großen Stil

Dem Bericht zufolge ist C. „der Cousin des Bandenchefs“. Beide sollen dem Familien-Clan Pelle-Vottari aus San Luca angehören, der 2007 bei einer Schießerei in Duisburg beteiligt war. Auch damals gab es direkte Kontakte nach Erfurt.

Die italienischen Ermittler waren bereits 2016 auf das Netzwerk gestoßen. Im Zuge der Operation „Selfie“ wurden mindestens 28 Mitglieder der Bande identifiziert. Die Mafiosi hatten zur Absicherung ihrer Marihuana-Plantagen Fotofallen aufgebaut. Über diese Kameras waren die Carabinieri auf die Drogenschmuggler gestoßen. Im Rahmen der Operation „Selfie“ wurden insgesamt 27 Italiener festgenommen. Acht Marihuana-Plantagen wurden identifiziert und mehr als 30 Kilogramm Marihuana beschlagnahmt.

Dem MDR zufolge gilt Erfurt „als eine Hochburg der `Ndrangheta“. In einer Mitteilung heißt es über die Landeshauptstadt: „Hier wurde das sogenannte ‚Erfurter Modell’ entwickelt, das sich vor allem um die Geldwäsche der Mafia-Organisation kümmert. Dabei werden vor allem Familienmitglieder genutzt, die in Deutschland polizeilich kaum oder gar nicht in Erscheinung getreten sind. Über ein Netz von Firmen und Restaurant werden die Geldflüsse verschleiert, um das weltweit erwirtschaftete Drogengeld zu waschen.“