Erfurt. Zu wenige Therapeutensitze und zu viel Bedarf: Die Suche nach einem Platz für eine Psychotherapie gleicht in Thüringen einem Glücksspiel. Mitunter muss man zwei Jahre warten.

Aufgrund der Krisen der vergangenen Jahre hat sich die Nachfrage nach Psychotherapieplätzen in Thüringen deutlich erhöht. "Die Zahl der Anfragen ist enorm gestiegen, wir können diesen kaum noch nachkommen", erklärt die Sprecherin der ostdeutschen Psychotherapeutenkammer (OPK), Antje Orgass.

Besonders ernst sei die Lage bei Therapieplätzen für Erwachsene und in den großen Städten wie Erfurt oder Jena, ergänzt Dagmar Petereit, die Thüringische Landesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DptV). Aktuell könne es vorkommen, dass Patienten vereinzelt zwischen eineinhalb und zwei Jahre auf den Beginn einer Therapie warten müssten.

Zufriedenstellende schnelle Lösungen gebe es nicht, sind sich beide einig. Als langfristiger Ausweg wäre aus Sicht der Kammer eine angepasste Bedarfsplanung auf Bundesebene nötig. "Vor allem bräuchten wir eine Bedarfsanalyse", ergänzt Petereit. "Wie viele Therapeuten eigentlich nötig wären, wurde nie richtig untersucht." Der Weg über die Terminvergabestelle der Kassenärztlichen Vereinigung sei nach wie vor empfehlenswert: Allerdings werden hier zunächst einmal nur Termine für ein Erstgespräch vermittelt - wann dann die tatsächliche Therapie beginnen kann, ist nicht sicher.

In Thüringen gibt der OPK zufolge aktuell 640 Erwachsenen-Psychotherapeuten, 222 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und 45 doppelt approbierte Therapeuten.