Hamburg/Berlin. Digitale Gesundheits-Apps werden vom Arzt verschrieben. Was die medizinischen Anwendungen leisten können und was nicht, lesen Sie hier.

Ein Blick in die verschiedenen App-Stores zeigt: Es gibt sehr viele Gesundheits-Apps. Von Fitnesstrackern über Einschlaf-Apps bis hin zu Ernährungsprogrammen sind anscheinend für alle Lebensbereiche Anwendungen vorhanden. Manche davon sind kostenlos, einige gibt es für Geld.

Es gibt aber auch Apps und Online-Programme, die es auf Rezept beim Arzt gibt. Sie nennen sich „Digitale Gesundheitsanwendung" – kurz DiGA und sollen Patientinnen und Patienten helfen, besser mit bestimmten Diagnosen umzugehen. Dazu zählen beispielsweise Angststörungen, Essstörungen oder Tinnitus. Kann das funktionieren?

Digitale Gesundheitsanwendungen: Wie kommt man an die Apps?

DiGA wurden im Oktober 2020 unter dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an den Start gebracht. Die Apps auf Rezept bekommt man üblicherweise bei einer Ärztin oder einem Arzt auf einem klassischen roten Kassenrezept verschrieben, wenn sie oder er den Bedarf erkennt. Wer die DiGA verordnet bekommt, kann sie bei der Krankenkasse einreichen. Daraufhin erhält man von der Kasse einen Code für einen kostenlosen Download.

Kommt der behandelnde Arzt nicht auf die App zu sprechen, kann man auch aktiv danach fragen. Ein weiterer Weg: Man legt direkt bei der Krankenkasse einen medizinischen Nachweis vor und kann so auch ohne ärztliche Verordnung eine DiGA erhalten.

Es gibt für beide Fälle eine wichtige Voraussetzung: Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Anwendung nur, wenn das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die App zuvor prüft hat und im Verzeichnis erstattungsfähiger digitaler Gesundheitsanwendungen aufgenommen hat. Das Verzeichnis kann man online einsehen. Derzeit sind 51 DiGA dauerhaft oder vorläufig aufgenommen. Das Verzeichnis wird laut Website vierteljährlich aktualisiert.

DiGA: Welche Anforderungen muss die App erfüllen, um zugelassen zu werden?

Damit die DiGA auch als solche anerkannt wird, müssen bei der App einerseits Sicherheits- und Datenschutzstandards erfüllt werden. Andererseits ist es erforderlich, dass der Hersteller nachweisen kann, dass die App eine medizinische Qualität hat und einen positiven Versorgungseffekt erzielt.

„Wird eine DiGA zugelassen, kann diese Zulassung vorläufig oder dauerhaft sein“, erklärt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen mit Sitz in Berlin. Vorläufige Zulassungen gelten für ein Jahr. Die DiGA muss als Medizinprodukt der Risikoklasse I (geringes Risiko) oder II (mittleres Risiko) ein gültiges CE-Kennzeichen haben. Das Zeichen steht dafür, dass die Apps EU-Anforderungen entsprechen.

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Gesundheits-Apps: Halten die DiGA, was sie versprechen?

Bevor man die App beantragt, fragt man sich vielleicht: Was bringt die Anwendung? Grundlegend sollen DiGA eine unterstützende Rolle bei einigen Behandlungen oder beim Stellen von Diagnosen einnehmen. Mit den Apps können Erkrankungen mitunter besser im Blick behalten werden. „So lassen sich beispielsweise Blutzuckerwerte bei Diabetes speichern und überwachen“, so Suhr.

Laut ihm stünden viele Ärztinnen und Ärzte den Anwendungen positiv und offen gegenüber, das hätten Befragungen gezeigt. Zudem sei der Bekanntheitsgrad der DiGA gestiegen, weshalb immer mehr Ärzte und Psychotherapeuten die Apps auf Rezept verschrieben. „Entscheidend ist aber, dass DiGA den Arztbesuch nicht ersetzen, sondern nur ergänzen können“, sagt Jochen Sunken von der Verbraucherzentrale Hamburg.

DiGA: Bei welchen Krankheiten werden die Apps angewendet?

Die Anwendungsgebiete sind breit: Sie reichen von Diabetologie, Kardiologie, Logopädie bis Psychotherapie. So kann beispielsweise bei einer Depression mit einigen Programmen eine interaktive und onlinebasierte Selbsthilfe angeboten werden. Damit soll eine Therapie unterstützt werden. Es gibt auch Apps, die bei Rückenschmerzen helfen sollen oder einen an die rechtzeitige Einnahme von Medikamenten erinnern.

Ralf Suhr von der Stiftung Gesundheitswissen empfiehlt, sich in Zeiten, die von digitalen Informationstechnologien geprägt sind, auch im Bereich Gesundheit mit den digitalen Angeboten auseinanderzusetzen und sicherer auf dem Gebiet zu werden. Das habe zum Vorteil, dass sich digitale Helfer so besser für die eigene Gesundheit verwenden ließen. Die Stiftung Gesundheitswissen bietet dazu kostenlose Kurse an.

(dpa/emi)