Hamburg. Hitze erhöht das Risiko für eine Frühgeburt. Das ist Ergebnis einer Studie aus Hamburg. Experten raten Schwangeren zu diesem Verhalten.

Hitzeperioden erhöhen das Risiko für Frühgeburten nach der 34. Schwangerschaftswoche deutlich. Das ist Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „eBioMedicine“ veröffentlicht. Die Forschenden raten zu einem bestimmten Verhalten.

Für die Untersuchung analysierte ein Team um die Professorinnen Petra Arck und Anke Diemert aus der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin anonymisierte Daten von mehr als 42.000 Schwangeren, die in den vergangenen 20 Jahren im UKE entbunden haben. Die Forschenden verglichen dabei die errechneten und tatsächlichen Geburtstermine mit den Klimatabellen des Hamburger Wetterdienstes.

Dabei konzentrierten sie sich auf die jährlichen Perioden zwischen März und September, in denen außergewöhnlich hohe Temperaturen herrschten. Den Angaben zufolge führte Hitzestress von 30 Grad Celsius zu einer Erhöhung des Frühgeburtsrisikos um 20 Prozent, Temperaturen über 35 Grad konnten das Risiko sogar um 45 Prozent steigern.

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Schwangerschaft: Vorzeitige Wehen nach Tagen ohne Abkühlung

„Auffällig war, dass die werdenden Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich überbrücken konnten. Folgte aber ein dritter, vierter, fünfter Tag ohne Abkühlung, setzten vermehrt vorzeitige Wehen ein. Und zwar besonders dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit das gefühlte Wärmeempfinden noch erhöhte“, sagt Studienleiterin Petra Arck laut einer Mitteilung des UKE.

Langanhaltende Hitzeperioden werden in den kommenden Jahren wahrscheinlicher. Grund dafür ist der Erderwärmung.+
Langanhaltende Hitzeperioden werden in den kommenden Jahren wahrscheinlicher. Grund dafür ist der Erderwärmung.+ © dpa | María José López

Aktuell sichtet das Forschungsteam die Klima-Prognosen der kommenden zehn Jahre. 2033 könnte aufgrund steigender Temperaturen annähernd jedes sechste Kind, rund 15 Prozent, im Sommer zu früh geboren werden – doppelt so viele wie heute. „Welche Folgen das für die Gesundheit der Neugeborenen hat, ist bislang noch nicht absehbar“, so Arck.

Eine Frühgeburt ist im medizinischen Sinne immer dann gegeben, wenn das Baby vor vollendeter 37. Schwangerschaftswoche geboren wird. Zwischen der 34. bis 37. Schwangerschaftswoche spricht man von einer späten Frühgeburt. „Etwa jedes zwölfte Kind kommt vor dem errechneten Termin zur Welt“, sagt Anke Diemert.

Versorgung des Babys mit Sauerstoff wird beeinträchtigt

„Eine Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche geht mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Probleme im späteren Leben einher – hier zählt jeder Tag“, erklärt Diemert. So müssten unter anderem die Lunge, das Verdauungs- und Immunsystem noch reifen. Konzentrationsstörungen, schlechtere Schulleistungen, ein höheres Risiko für Infektionen, Allergien, Asthma und Übergewicht können Studien zufolge Konsequenzen einer Frühgeburt sein.

Tage- oder gar wochenlange Hitzeperioden belasten werdende Mütter extrem: Weil der Bauch auf die Hauptvene drücke, komme am Herzen nicht mehr so viel Blut an, so das UKE. Durch die Dauerhitze weiteten sich die Blutgefäße und verstärkten diesen Effekt.

Eine solche hitzebedingte Gefäßerweiterung beobachten die Wissenschaftlerinnen auch in der Gebärmutter, was die Versorgung des heranwachsenden Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt. Zudem erhöhe in schwülen Nächten fehlender Schlaf den Stresspegel. „Parallel sinken die Schwangerschaftshormone, der Cortisolspiegel steigt – und auch das Risiko einer Frühgeburt“.

Was also tun bei Hitze-Stress? Petra Arck empfiehlt: „Frauen, die sich zwischen der 34. und 38. Schwangerschaftswoche befinden, sollten bei anhaltend hohen Temperaturen möglichst die Sonne meiden, sich in klimatisierten Räumen aufhalten sowie viel Flüssigkeit zu sich nehmen.“