Berlin. Aspartam wurde kürzlich als “möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Wie steht es um andere Süßungsmittel und welche Stoffe gibt es?

Er ist mitunter in Cola Light, Kaugummis oder Joghurt enthalten: Aspartam ist ein synthetisch hergestellter, kalorienarmer Süßstoff, der von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) nun als "möglicherweise krebserregend" eingestuft wurde.

Die IARC beurteilt, ob eine Substanz generell bei Menschen Krebs verursachen könnte. Sie unterteilt untersuchte Stoffe in drei Kategorien: „möglicherweise krebserregend“, „wahrscheinlich krebserregend“ und „krebserregend“. Aspartam, ein Süßstoff, der etwa 200-mal süßer ist als Zucker und seit vielen Jahren für den menschlichen Verzehr zugelassen ist, landete nun in der Kategorie „möglicherweise krebserregend“. Die IARC berücksichtigt aber nicht, wie viel ein Mensch zu sich nehmen müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben.

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Wie gefährlich sind andere Zucker-Alternativen?

Deshalb ist es möglich, dass ein Stoff zwar als möglicherweise krebserregend eingestuft ist, die Menge, die ein Mensch üblicherweise etwa über Lebensmittel aufnimmt, aber so gering ist, dass das Risiko als vernachlässigbar gilt. Genau das ist bei Aspartam laut der WHO der Fall. Die Gesundheitsorganisation macht anders als die IARC eine Risikoanalyse und berücksichtigt die konsumierte Menge. Sie hält die Studien, die die IARC heranzog, für nicht eindeutig genug. Deshalb hält sie den Verzehr im Rahmen ihrer bislang geltenden Tageshöchstempfehlungen für unbedenklich.

Doch wie sieht es mit anderen Süßungsmitteln aus? Welche anderen Zucker-Alternativen gibt es neben Aspartam und wie gefährlich sind sie? Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen handelt es sich bei Süßungsmitteln um Zusatzstoffe, die – wie andere Zusatzstoffe auch – ein Zulassungsverfahren durchlaufen müssen, bevor sie in Lebensmitteln eingesetzt werden dürfen. Nur wenn sie als gesundheitlich unbedenklich und technologisch notwendig eingestuft werden, bekommen sie eine Zulassung. Unterschieden wird bei Süßungsmittel vor allem zwischen zwei Kategorien: Den Süßstoffen und den Zuckeraustauschstoffen.

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Süßstoffe können eine 37.000-fache Süßkraft von Haushaltszucker haben

Süßstoffe sind Ersatzstoffe, die eine sehr hohe Süßkraft haben. Laut der VZ kann diese sogar 30- bis 37.000-fach höher sein als die von Haushaltszucker. Süßstoffe werden synthetisch (z. B. Acesulfam oder Aspartam) hergestellt oder aus Pflanzen gewonnen (z. B. Stevia oder Thaumatin). Sie alle haben einen großen Vorteil: Sie enthalten keine oder nur sehr wenige Kalorien.

Aspartam kann unter Umständen Krebs auslösen – aber nur bei einer zu hohen Dosis. Wie sieht es mit anderen Süßungsmitteln aus?
Aspartam kann unter Umständen Krebs auslösen – aber nur bei einer zu hohen Dosis. Wie sieht es mit anderen Süßungsmitteln aus? © Hendrik Schmidt/dpa

Außerdem beeinflussen sie weder den Insulinspiegel noch die Kariesentstehung. Daher werden sie oft in kalorienreduzierten Lebensmitteln sowie als Tafelsüße eingesetzt. Süßstoffe lassen sich jedoch nicht wie Zucker verarbeiten, da sie weniger wiegen und auf die gleiche Menge eine deutlich höhere Süßkraft besitzen. Einige Süßstoffe haben jedoch einen bitteren Nachgeschmack (z. B. Stevia, Sacharin und Acesulfam).

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Diese 12 Süßstoffe sind laut VZ in der EU als Zusatzstoff zugelassen:

  • Acesulfam K (E 950)
  • Aspartam (E 951)
  • Cyclamat (E 952)
  • Saccharin (E 954)
  • Sucralose (E955)
  • Thaumatin (E957)
  • Neohesperidin DC (E 959)
  • Steviolglycoside aus Stevia (E960a)
  • enzymatisch hergestellte Steviolglycoside (E960c)
  • Neotam (E961)
  • Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962)
  • Advantam (E 969)

Van Thiel: "Bei der richtigen Dosis sind Süßstoffe sicher"

Obwohl viele Menschen inzwischen zu einem dieser Süßstoffe greifen, sollte man Vorsicht walten lassen. Denn auch wenn die Datenlage für konkrete Empfehlungen nicht ausreicht, gibt es einzelne Studien, die zeigen, dass Süßstoffe das Darmmikrobiom verändern und den Glukose-Insulin-Stoffwechsel beeinflussen.

Ob neben Aspartam daher noch weitere Süßstoffe als "möglicherweise krebserregend" eingestuft werden müssten, könne die Verbraucherzentrale nicht sagen, wie Elisabeth van Thiel auf Anfrage dieser Redaktion erklärt. Es käme dabei jedoch vor allem auf die Menge an. "Alle Stoffe werden ja Sicherheitsprüfungen unterzogen. Das heißt der Grundsatz ist: Diese Stoffe sind sicher, so lange man die empfohlene Dosis nicht überschreitet", so van Thiel.

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Zuckeraustauschstoffe können ähnlich verwendet werden wie Zucker

Die zweite Gruppe an Süßungsmitteln sind die so genannten Zuckeraustauschstoffe, auch bekannt als Zuckeralkohole. Obwohl sie als "zuckerfreie" Optionen vermarktet werden, sind sie jedoch nicht gänzlich kalorienfrei. Der Energiegehalt von Zuckeraustauschstoffen liegt in der Regel zwischen 2 und 4 Kilokalorien pro Gramm, so die VZ. Eine Ausnahme bildet Erythrit, das gänzlich kalorienfrei ist.

Aufgrund ihrer kariesfreien Eigenschaften werden Zuckeraustauschstoffe häufig in "zuckerfreien" oder "zahnschonenden" Lebensmitteln eingesetzt. Sie haben einen ähnlichen Geschmack und ein ähnliches Volumen wie Zucker, weshalb sie in der Lebensmittelverarbeitung ähnlich verwendet werden können.

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Diese 8 Zuckeraustauschstoffe sind laut VZ in der EU zugelassen:

  • Sorbit (E 420)
  • Mannit (E 421)
  • Isomalt (E 953)
  • Maltit (E 965)
  • Lactit (E 966)
  • Xylit (E967)
  • Erythrit (E 968)
  • Polyglycitolsirup (E 964)

Unverträglichkeiten kommen bei Zuckeraustauschstoffen häufiger vor

Im Gegensatz zu Süßstoffen gibt es für Zuckeraustauschstoffe keine spezifischen Mengenbeschränkungen. Ein übermäßiger Verzehr der Süßungsmittel kann allerdings zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Blähungen und Durchfall führen, wie die Sprecherin der Verbraucherzentrale erklärt. "Auf die Abführ-Gefahr von Zuckeraustauschstoffen muss daher immer auf der Packung hingewiesen werden", so van Thiel. Unverträglichkeiten kommen häufiger vor – und Menschen mit einem Reizdarm reagieren teilweise selbst auf kleinste Mengen empfindlich.

Womit also sollte man am besten seinen morgendlichen Kaffee, den Kuchen oder einen Quark süßen? Grundsätzlich gilt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): "Je mehr ich weglassen kann, desto besser". Auch die Verbraucherzentrale rät insgesamt dazu, weniger süß zu essen, um die Süßschwelle nach und nach zu senken.

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Van Thiel: "Chunky Flavour ist ein sehr verarbeitetes Lebensmittel"

Denn obwohl man meinen sollte, dass zumindest Süßungsmittel wie Honig, Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker gesunde Alternativen zu Zucker darstellen, sind sie chemisch gesehen genau das: ein Zucker. Laut van Thiel enthalte Kokosblütenzucker zum Beispiel zwar etwas mehr Vitamine und Mineralstoffe, sei Haushaltszucker ansonsten aber sehr ähnlich. Daher werde er auch genauso verwertet, wie die DGE schreibt. "Tatsächlich bleibt Zucker immer Zucker", heißt es. In Agavendicksaft sei beispielsweise viel Fruchtzucker enthalten und der stehe laut van Thiel in Verdacht, Gewichtszunahme und die Bildung einer Fettleber zu fördern.

Ein weiteres, sehr trendiges Süßungsmittel ist das so genannte Chunky-Flavour, das vor allem in der Fitnessszene aktuell als gesunde Zuckeralternative gehyped wird. Dabei handelt es sich um ein süßliches, mit kleinen Stückchen versehenes Pulver, das es in verschiedensten Geschmacksrichtungen wie "Fudge Brownie" und "Blueberry Cheesecake" gibt.

Obwohl in Chunky Flavour auch Süßungsmittel enthalten sind, wie van Thiel erklärt, würden die nur einen kleinen Teil ausmachen. "Der Hauptbestandteil ist der pflanzliche Ballaststoff Inulin." Chunky Flavour sei insgesamt zwar ein stark verarbeitetes Lebensmittel, aber die Inhaltsstoffe seien erst einmal nicht bedenklich. "Auch hierbei gilt eben wieder: Die richtige Menge macht es", so van Thiel.