Niedersachswerfen. Niedersachswerferin Katrin Eisfeld gehört zu den Initiatoren einer Onlinepetition, die an die Kultusminister gerichtet ist.

Die Niedersachswerfer Pädagogin Katrin Eisfeld gilt als Expertin für die Schulausgangsschrift im Landkreis Nordhausen. Sie ist Mitglied einer Arbeitsgruppe, die unter der Leitung von Professor Wolfgang Steinig von der Uni Siegen unlängst eine Petition gestartet hat.

Unter dem Titel „Jedes Kind muss eine verbundene Handschrift lernen!“ fordern sie die Kultusminister der Länder auf, im ersten Schuljahr ohne Umwege über das Nachmalen von Druckbuchstaben sofort mit einer verbundenen Schreibschrift, der Schulausgangsschrift, zu beginnen. Diese Schreibschrift war seit 1968 in allen Schulen der DDR gültig.

Gegenwärtig sind in den Lehrplänen der einzelnen Bundesländer aber vier verschiedene Schriften für das Schreibenlernen in Gebrauch: die Lateinische Ausgangsschrift (LA/ 1953), die Schulausgangsschrift (SAS/1968), die vereinfachte Ausgangsschrift (VA/1972) und die Grundschrift (2010). Der Lehrplan in Thüringen stellt es den Lehrern frei, sich für eine der Schriften zu entscheiden.

Ausstellung zur Schulausgangsschrift

Wie in mehreren bundesweiten Erhebungen und Umfragen wiederholt festgestellt, bemerkt auch die Grundschullehrerin seit einigen Jahren, dass Schüler immer schlechter schreiben können. „Auch in Thüringen ist es übliche Praxis, dass Erstklässler Druckschrift lernen, und wenn überhaupt Schreibschrift, dann erst ab der zweiten Klasse“, weiß Katrin Eisfeld, die nach mehr als drei Jahrzehnten in der Grundschule und seit fast zwei Jahren als selbstständige Lerntherapeutin arbeitet. „Der Leidensdruck ist hoch. Viele Schüler beklagen nach dem Wechsel auf die Regelschule oder auf das Gymnasium, dass sie im Unterricht nicht schnell genug mitschreiben können“, sagt Eisfeld.

Ihre Schreibschriftkurse in den Ferien sind wohl auch deshalb immer schnell ausgebucht. Sie bekommt mittlerweile selbst Anfragen von älteren Schülern aus der Sekundarstufe.

Die Vorteile der verbundenen Schulausgangsschrift sind für Katrin Eisfeld klar: Die Kinder können leserlicher und schneller schreiben, auch die Gedanken fließen besser und sie prägen sich die Rechtschreibung besser ein. Es ist erwiesen, dass Rechtschreibung auch im motorischen Gedächtnis gespeichert wird, also in den Handbewegungen, schreibt man in Schreibschrift.

Möglicherweise lässt sich mit der Einführung der Druckschrift in den Grundschulen auch die Zahl der vielen Legastheniker erklären. Denn die Erfahrung der Pädagogin zeigen, dass insbesondere die Druckbuchstaben b, d und p von Legasthenikern verwechselt werden. In der Schreibschrift sind diese drei Buchstaben sehr deutlich voneinander zu unterscheiden. Eisfeld: „Lernen Kinder gleich Schreibschrift, besteht die Verwechslungsgefahr erst gar nicht.“

Im September wird es in der Nordhäuser Stadtbibliothek außerdem eine Ausstellung zur Entstehung der Schulausgangsschrift geben. Die Bibliotheksleiterin Hildegard Seidel will mit der Niedersachswerfer Pädagogin die Schau organisieren, die anlässlich des 50. Jahrestages der Einführung der DDR-Schulausgangsschrift im vergangenen Jahr auch zur Landestagung Deutsch in Schleswig-Holstein gezeigt wurde. Schleswig-Holstein hatte 2018 ebenso wie Bayern 2014 anstelle der Grundschrift diese als Wahlschrift übernommen.

Allein bis zum gestrigen Donnerstag haben 2703 Menschen die Petition unterschrieben, selbst das Nachrichtenmagazin Spiegel hat im Mai über die Initiative der Pädagogen berichtet.

Wer die Petition unterschreiben möchte, findet diese online unter http://chng.it/d7RqbYZc4v .