Berlin/London. In London haben Archäologen einen einzigartigen Fund gemacht – mitten in der City. Der soll nun der Öffentlichkeit zugänglich werden.

Britische Archäologinnen jubeln: Mitten in London haben Forschende des Museum of London Archaeology (MOLA) ein Jahrtausende altes Mausoleum ausgegraben. Funde aus der Römerzeit sind für die britische Hauptstadt zwar durchaus üblich – in diesem Fall aber handelt es sich um einen "komplett einzigartigen", wie das Museum mitteilt.

Die unweit der berühmten Tower Bridge im Stadtteil Southwark entdeckte Grabanlage ist besonders gut erhalten. Der Erhaltungszustand sei derart gut, dass es sich um das intakteste römische Mausoleum handle, dass je in Großbritannien gefunden worden sei.

Die entdeckten Überreste der Anlage enthalten die Grundmauern und den Boden. Im Zentrum befindet sich ein kunstvolles Mosaik, umgeben von drei Plattformen. Hier wurden den Angaben zufolge Tote aufgebahrt. Auch die letzten Stufen einer Treppe, die in das Gebäude hinabführte, sind erhalten.

Mitten in London haben Archäologen ein römisches Mausoleum entdeckt.
Mitten in London haben Archäologen ein römisches Mausoleum entdeckt. © © MOLA

"Faszinierendes Fenster in die Römerzeit"

Antonietta Lerz, Archäologin am MOLA, sagte in einer Mitteilung: "Die Ausgrabung legt einen Mikrokosmos römischer Geschichte in London frei." Sie stelle ein "faszinierendes Fenster in die Lebensbedinungen und Lebensart des Stadtteils in der Römerzeit dar".

Die Römer hatten im Jahr 43. n. Chr. große Teile des heutigen Englands erobert. An der Stelle des heutigen Londons dürften die Eroberer zunächst ein Militärlager erbaut haben, aus dem sich das spätere Londinium entwickelte. Begünstigt hat diese – wissenschaftlich nicht mit letzter Sicherheit belegte – Entwicklung die günstige Lage am Fluss Themse.

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Diese war hier besonders flach und damit gut zu queren, bot außerdem leichten Zugang zum Meer. Über die Jahrhunderte entwickelte sich Londinium zu einem bedeutenden Handelszentrum und später zur Hauptstadt der Provinz Britannien.

Anlage könnte einem Grab-Club gehört haben

Besonders die in den Boden eingelassenen Mosaike sorgen für Aufsehen. Aus Hunderten kleiner Fliesen zusammengesetzt, ergeben sie das Bild einer von geometrischen Formen eingefassten Blume. Unter dem ersten der beiden Kunstwerke fanden die Forschenden ein zweites, ein Anzeichen dafür, dass die Anlage von ihren Benutzenden, wohlhabende Angehörende der römischen Gesellschaft, ausgebaut und erhöht wurde.

Rekonstruktion am Computer: So stellen sich Forschende das Mausoleum vor.
Rekonstruktion am Computer: So stellen sich Forschende das Mausoleum vor. © © MOLA

Von den Wänden des Mausoleums sind hingegen nur die Grundmauern übrig. Diese seien vermutlich im Mittelalter abgetragen und an anderer Stelle wieder verwendet worden, heißt es vom Museum. Dennoch deute alles darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude um ein bedeutendes gehandelt haben müsse, bis zu zwei Stockwerke hoch. Darauf deuteten Stützpfeiler an den Ecken der Anlage hin.

Die Forschenden gehen davon aus, dass es sich bei dem Mausoleum um ein Familiengrab handelt. Möglich sei auch, dass die Anlage einem Grab-Club gehörte; dessen Angehörende zahlten einen monatlichen Beitrag und teilten sich so die Kosten für die opulente letzte Ruhestätte.

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Mausoleum soll besichtigt werden können

Das Mausoleum soll nun der Öffentlichkeit zugänglich werden. Auf dem Gelände wird in der Zukunft eine Mischung aus Wohn- und Arbeitsraum entstehen, das Quartier The Liberty of Southwark.

Dessen Eigentümer Landsec ließ über seinen Managing Director Marcus Geddes mitteilen, man werde weiter mit dem MOLA zusammenarbeiten, "um das Mausoleum und seine Mosaike zur erhalten und zu beschützen". Sie sollen demnach ausgestellt und von Bewohnenden und Kunden des Quartiers bestaunt werden können.