Berlin. Jennifer Lawrence reist gerne nach Deutschland, zuletzt für ihren neuen Film. Ein Besuch bei „GNTM“ hat sie allerdings schockiert.

Es ist eine Rolle wie für sie gemacht: In ihrem neuen Film spielt US-Schauspielerin Jennifer Lawrence die burschikos-offenmütige Maddie, die von den Eltern des 19-jährigen Percy beauftragt wird, deren Sohn zu daten. Und tatsächlich wurde das Drehbuch allein für sie geschrieben, wie Lawrence im Gespräch mit unserer Redaktion offenbarte. „No Hard Feelings“ läuft bereits in den deutschen Kinos. Die Premiere brachte die 32-Jährige unter anderem nach Berlin. In Deutschland fühlt sie sich nach eigener Aussage sehr wohl – meistens zumindest. Denn ausgerechnet Model-Ikone Heidi Klum bereitete Jennifer Lawrence während ihres Aufenthaltes Stress.

Sie können von den Flip Flops nicht lassen. Vor kurzem sorgten Sie in Cannes für Aufsehen, als Sie in Badesandalen über den Roten Teppich liefen, jetzt tragen Sie wieder welche...

Ich habe die hier im Hotel in einem Schrank gefunden. Aber ich will hier kein politisches Statement abgeben. Ich möchte es einfach nur bequem haben.

Ist denn der Aufenthalt hier bei der Deutschlandpremiere so stressig?

Nein, denn ich mag es hier. Die Energie ist total positiv. Die Deutschen sind einerseits sehr warmherzig, aber auch völlig unverblümt.

Wie zeigt sich die deutsche Unverblümtheit?

Zum Beispiel habe ich meinen Fahrer gebeten, die Klimaanlage im Auto herunterzudrehen und er meinte: „Das ist kein Auto, wo der Beifahrer was zu sagen hat.“ Oder ein anderer Fall. Wie ich bei „Germany’s Next Top Model“ war, da sagte ich zu dem Produzenten: „Ich habe keine Kopfhörer, über die ich den Dolmetscher hören kann.“ Seine Antwort: „Das ist schon okay, Sie haben doch Ohren.“

Und wie haben Sie reagiert?

Ich dachte mir, eigentlich hat er ja recht.

Angeblich war der Auftritt bei Heidi Klum, wo die Kandidatinnen eine Szene aus Ihrem neuen Film „No Hard Feelings“ nachspielen sollten, für Sie ziemlich nervenaufreibend.

Und wie. Es war unerträglich. Es hat mir so wehgetan, das anschauen zu müssen. Denn diese Kandidatinnen hatten viele extrem aufreibende Wochen hinter sich. Jetzt waren sie im Finale, die Filmszene war eine ihrer letzten Prüfungen, und sie standen enorm unter Druck. Einige haben geweint. Mir war regelrecht übel davon. Aber Heidi war das wohl gewohnt. Denn sie meinte ganz cool ‚Die Nächste, bitte‘.

Das heißt, die Deutschen haben Ihre Nerven ganz schön beansprucht.

Bei den Spaniern war es noch heftiger. Da bin ich in der Show „El Hormiguero“ aufgetreten, wo ich es mit zwei Marionetten zu tun hatte. In puncto Absurdität ist die nicht zu schlagen. Ich hatte Angst, dass irgend etwas Krasses passiert, zum Beispiel, dass jemand von oben einen Eimer über mir ausschüttet.

Die Komödie „No Hard Feelings“ mit Jennifer Lawrence als Maddie und Andrew Barth Feldman als Percy in den Hauptrollen ist am 22. Juni in den deutschen Kinos angelaufen.
Die Komödie „No Hard Feelings“ mit Jennifer Lawrence als Maddie und Andrew Barth Feldman als Percy in den Hauptrollen ist am 22. Juni in den deutschen Kinos angelaufen. © dpa | Macall Polay

Aber Sie sind doch selbst für Ihren Humor bekannt. Die drastischen Scherze in „No Hard Feelings“ spiegeln angeblich Ihren Geschmack.

Mit Regisseur Gene Stupnitsky bin ich seit langer Zeit befreundet. Er hat das Drehbuch speziell für mich geschrieben. So gesehen gibt es da in der Tat viele Gemeinsamkeiten. Ich kann auch richtig albern sein. In einer Szene gab es einen Gag mit dem Wort ‚Furz‘, und mein Partner Andrew Feldman und ich haben uns vor lauter Lachen nicht eingekriegt. Deshalb konnte man die Aufnahmen nicht verwenden. Das heißt, nichts davon ist im fertigen Film gelandet.

Ihre Figur wirft mit allen möglichen Schimpfwörtern um sich. Sie auch?

Klar. Zum Beispiel habe ich aufgehört, „F—k“ zu sagen, weil das Wort keine wirkliche Power mehr hat. Denn das sagt inzwischen jeder. Ich habe mir jetzt einen anderen Lieblingskraftausdruck ausgesucht, der wesentlich stärker reinhaut. Aber der ist nicht ganz jugendfrei.

Spüren Sie eigentlich eine Art von Verantwortung gegenüber Ihren Fans, wenn Sie sich für eine bestimmte Art von Rolle entscheiden?

Eigentlich verspüre ich die eher gegenüber mir selbst. Als ich die „Hunger Games“ und „X-Men“-Filme abgedreht hatte, habe ich mal eine Auszeit genommen und mir neue Agenten gesucht. Denn ich wollte mich auf die Rollen konzentrieren, die mir etwas bedeuteten, und nicht auf die Filme, die die Jennifer Lawrence-Fans als nächstes sehen wollten.

Sie haben auch eine Verantwortung gegenüber Ihrem einjährigen Sohn. Kürzlich meinten Sie in einer US-Talkshow, dass Sie Ihren Traum, Regie zu führen, aufgegeben hätten, weil Sie vom Mutterdasein so müde seien.

Ich weiß nicht, ob ich nicht vielleicht doch Regie führe. Eigentlich wollte ich das seit meinem ersten Film, den ich als 16-Jährige drehte. Ich habe damals mit einer Regisseurin gearbeitet, zu der ich total aufgeschaut habe. Deshalb habe ich bei allen Drehs im Lauf der Jahre die Augen offen gehalten, um alles zu lernen. Aber inzwischen habe ich begriffen, dass Regie ein extrem harter Job ist.

Sie sprachen gerade an, wie lange Sie schon in dieser Branche dabei sind.

Oh ja, ich weiß, ich höre mich sehr alt an.

Wären Sie gerne wieder elf Jahre jünger – so wie Ihr 21-jähriger Partner in „No Hard Feelings“?

Ich würde alles dafür geben, wenn ich damals so smart gewesen wäre wie er. Er ist der erste Vertreter der Generation Z, den ich persönlich kennengelernt habe. Ich finde die unglaublich – extrem organisiert und geistig offen, also viel klüger, wie ich es damals war. Ich will gar nicht an meine Interviews denken, die ich zu der Zeit gegeben habe. Und alle meine Statements bleiben dank des Internets für immer erhalten.

Gibt es noch eine Äußerung eines Deutschen, die Sie der Ewigkeit anvertrauen wollen?

Gestern im Restaurant brachte der Kellner unser Abendessen und sagte: „Wiener Schnitzel?“ Ich hob meinen Finger, und er meinte ganz überrascht „Oh.“ Ich entgegnete „Ist das eine Überraschung?“ Er zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Ist halt eine sehr große Portion ...“ Ach, ich liebe die Deutschen.