Archäologen fanden in Mexiko ein Kanu mit Tier- und Menschenknochen. In einem Ritual sollte ein “Portal zur Unterwelt“ geöffnet werden.

  • Der Kult der Maya sorgt bei vielen Menschen für eine Faszination
  • Die Geschichte der Zivilisation ist Hunderte Jahre alt und ist auch wegen ihrer Rituale und Mythen ein populäres Thema
  • Nun haben Taucher eine Entdeckung gemacht, die Forschern zufolge auf ein dunkles Ritual hindeuten könnten

In einer unter Wasser stehenden Höhle in Mexiko bot sich Archäologen eine Szene wie aus einem Indiana-Jones-Film: Die Taucher fanden knapp fünf Meter unter der Wasseroberfläche ein hölzernes Kanu der Maya-Kultur. Daneben lagen zahlreiche Knochen. Analysen zeigen nun, dass die Knochen von verschiedenen Tieren wie Gürteltier, Hund, Truthahn und Adler stammen. Ein Knochen konnte einem Menschen zugeordnet werden. Die Forscher halten die Höhle für eine Art "Portal zur Unterwelt". Das Kanu könnte demnach zusammen mit den Tieren und dem Menschen als Opfergabe gedient haben.

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Die Unterwasserarchäologen des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichten in Mexiko entdeckten insgesamt 38 Knochen, darunter auch den Fußknochen einer Frau. Aufwendige 3D-Scans ermöglichten eine genaue Untersuchung des Kanus. Sie zeigen, dass das 2,15 Meter lange Boot nie wirklich seetauglich gewesen sei. Demnach müsse es einen rituellen Nutzen gehabt haben. Die Ergebnisse des Forscherteams wurden auf einem Kongress für Maya-Experten vorgestellt.

Das hölzerne Kanu wurde nahe der Maya-Stadt Chichén Itzá auf der Halbinsel Yucatan entdeckt. Chichén Itzá gilt als eine der bedeutendsten Ruinenstätten der alten Maya-Kultur. Mit ihrer Pyramide, den vielen Tempeln und einem Ballsportplatz gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe.

Maya hielten Höhlen für Portale zur Unterwelt

Die Überbleibsel des Gürteltiers waren einer der wichtigsten Hinweise auf den Zweck des Rituals. Das Gürteltier ist ein extrem guter Schwimmer und kann lange den Atem halten. Das gepanzerte Säugetier mit seinen Klauen sei demnach in der Welt der Maya eine Anspielung auf den Übergang zur Unterwelt gewesen. Die Tiere waren in der Maya-Mythologie auch als "Schemel der Götter" auf Keramiken abgebildet. Die Charaktere legen dabei ihre Füße auf den Tieren ab, laut den Forschern ein weiteres Indiz für die rituelle Bedeutung des Fundes.

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Höhlen und insbesondere Unterwasserhöhlen sowie Wasserlöcher besaßen für die Maya eine hohe spirituelle Bedeutung. Die Quellen des in der Region wertvollen Trinkwassers symbolisierten die Unterwelt als eine von drei Schichten des Kosmos. Himmel und Erde sind die anderen zwei Bestandteile des Maya-Universums.

Ursprünglich wurde das Kanu 2021 durch Bauarbeiten entdeckt. Seitdem untersuchten die Forscher es auf Alter, Herkunft und Zweck. Anfangs glaubten die Archäologen noch, das Kanu stamme aus dem 9. oder 10. Jahrhundert. Die jüngsten Untersuchungen ergaben jedoch, dass es eher im 16. Jahrhundert in der Höhle platziert wurde.

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Maya-Zivilisation: Hochkultur und Menschenopfer

Die Maya waren in ihrer Blütezeit eine der fortschrittlichsten Kulturen der Menschheit. Sie betrieben Landwirtschaft, bauten riesige Tempelanlagen und Pyramiden. Außerdem besaßen sie ihr eigenes Hieroglyphen-System samt komplexer Götterwelt. Ab 1500 vor Christus bewirtschafteten die Maya Land auf dem Gebiet Mexikos und Guatemalas, anfangs vor allem auf der Basis von Mais. Gleichzeitig waren das Erbringen von Menschenopfer eine verbreitete Praxis. Gefangene Feinde wurden oftmals gefoltert und den Göttern geopfert.

Auf dem Höhepunkt der Maya-Zivilisation zwischen 250 und 900 nach Christus bestand ihr Reich aus 40 Städten, die jeweils zwischen 5000 und 50.000 Einwohner fassten. Forscher vermuten, dass in den folgenden Jahrhunderten das Maya-Reich vor allem durch militärische Konflikte und Umweltschäden durch Überweidung einen Niedergang erlebte. Als die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert eintrafen, löschten sie die verbliebene Maya-Kultur weitesgehend aus. (os)