Erfurt. Illegalisierte Drogen, Alkohol, Glücksspiele: Sucht hat viele Ausprägungen und kann unterschiedlichste Menschen betreffen. Doch das Thüringen Hilfsnetzwerk ist ausbaufähig.

Wer mit einer Abhängigkeit kämpft, kann Hilfe auch bei Suchtberatungsstellen erhalten. Davon gibt es mittlerweile 45 in Thüringen. Das geht aus einer Antwort des Gesundheits- und Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Babette Pfefferlein hervor. Demnach ist inzwischen in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt eine Anlaufstelle für Suchtberatung vorhanden.

Allerdings sind die Beratungsstellen recht ungleich verteilt. „Aus unserer Erfahrung gibt es durchaus Gebiete - vor allem im ländlichen Bereich -, die mit weniger Beratungsstellen als beispielsweise Großstädte ausgestattet sind“, teilte dazu die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen (TLS) auf Anfrage mit. Die Struktur führt demnach dazu, dass Betroffene gegebenenfalls länger auf einen Beratungstermin warten oder längere Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Allerdings gebe es die Möglichkeit, ortsunabhängig etwa Videoberatungstermine über das Projekt „DigiSucht“ zu erhalten. Das entschärfe die Situation.

Auf dem Land fehlt der Suchtberatung das Personal

Auch beim Personal gebe es Lücken. So ist es in einigen Thüringer Kommunen laut TLS aus verschiedenen Gründen nicht möglich, den von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen empfohlenen Personalschlüssel zu erfüllen. Dieser liegt in den Beratungsstellen bei einer Vollzeitkraft pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Besonders stark zeigt sich die Differenz etwa im Landkreis Schmalkalden-Meiningen: Dort leben laut Landesamt für Statistik rund 125.000 Menschen. Der Ministeriumsauflistung zufolge beraten in der dortigen Anlaufstelle aber nur rechnerisch 1,26 Fachkräfte.

Aus Sicht der Landtagsabgeordnete Pfefferlein sollten die Kapazitäten der Suchthilfe gesichert und ausgeweitet werden. „Vor allem im ländlichen Raum.“ Abhängiges Verhalten sei auch vom Gebrauch neuer Formen und Substanzen gekennzeichnet. Daher sollte Thüringen insbesondere auch sein Drug-Checking-Projekt sichern und ausbauen. Mit dem Projekt können etwa auf Festivals illegale Substanzen analysiert werden, damit ganz konkret auch vor hohen Dosierungen und gefährlichen Streckmitteln gewarnt werden kann.

Mehr als 13.000 Menschen nutzen nach Angaben der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen die Unterstützungsangebote im Freistaat. Rund 1700 Menschen sind demnach in etwa 115 Suchtselbsthilfegruppen organisiert.

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