Athen. Auf der griechischen Insel Rhodos wüten seit Tagen schwere Waldbrände. Frühestens ab Mitte der Woche könnte sich die Lage entspannen.

  • Waldbrände wüten in Südeuropa
  • Vor allem die beliebte Urlaubsinsel Rhodos ist betroffen
  • Aber mittlerweile lodern die Flammen auch in anderen Urlaubsregionen am Mittelmeer

Seit sieben Tagen brennen die Wälder auf der griechischen Insel Rhodos. Die Feuerwehren scheinen machtlos: Starke Winde und Rekordtemperaturen fachen die Brände immer wieder an. Einheimische und Urlauber fliehen vor den Flammen. Jetzt meldet das Staatsfernsehen auch auf der beliebten Urlaubsinsel Korfu und in anderen Regionen Griechenlands schwere Waldbrände.

Auf Korfu begann in der Nacht zum Montag die Evakuierung der beliebten Ferienortschaft Nisaki. Boote der Küstenwache brachten rund 1000 Urlauber und Einwohner in Sicherheit, wie das Staatsfernsehen berichtete. Auch auf der Insel Evia, bei Karystos, und auf der Halbinsel Peloponnes nahe der kleinen Hafenstadt Egion wurden am Montagmorgen große Brände gemeldet. Auch dort wurden zahlreiche Dörfer evakuiert. Niemand sei bislang verletzt worden, teilte der Rettungsdienst mit.

Waldbrände auf Rhodos – Tausende Touristen müssen versorgt werden
Waldbrände auf Rhodos – Tausende Touristen müssen versorgt werden

Auf Rhodos kämpften in der Nacht Hunderte Feuerwehrleute dagegen, dass die Flammen auf weitere Dörfer und Ortschaften übergriffen, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete. Am Sonntag waren zehn Löschflugzeuge und acht Hubschrauber im Einsatz. Darunter auch zwei Flugzeuge aus Frankreich, zwei aus der Türkei, eins aus Kroatien sowie ein Hubschrauber aus Jordanien, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Feuer tobten am Sonntag an drei Fronten beim Ferienort Kiotari, dem Dorf Apollona und in der Gegend um den Stausee Gadoura.

Größte Evakuierung in der Geschichte Griechenlands

Es ist die größte Evakuierungsaktion Griechenlands in Friedenszeiten: 20.000 Menschen, Touristen wie Einheimische, mussten seit Samstag ihre Wohnungen und Hotelzimmer im Südosten der Insel Rhodos verlassen. Dort breiteten sich die am vergangenen Mittwoch ausgebrochenen Waldbrände immer weiter aus. Die meisten Menschen wurden mit Reisebussen in den Norden der Insel gefahren. Dort verbrachten sie die Nacht auf Pritschen und Matten in Turnhallen und Schulen sowie in Hotels, die nicht gefährdet sind. Vielerorts im Süden waren die Straßen unpassierbar.

Mehr zum Thema: Waldbrände in Europa – Wo Urlauber besonders aufpassen müssen

Mehrere Tausend Touristen wurden mit Booten der Küstenwache, Fischkuttern und Ausflugsbooten übers Meer evakuiert, so am Strand des Ferienorts Gennadi. Eine Reederei stellte ein Fährschiff für die Unterbringung Evakuierter zur Verfügung. Aber weil es nicht genug Unterkünfte gab, verbrachten viele Menschen die Nacht im Freien. Tausende Touristen, die am Samstag wegen der starken Rauchbildung und der immer näherkommenden Flammen ihre Hotels rund um das beliebte Ferienstädtchen Lindos verlassen mussten, verbrachten die zweite Nacht in Sporthallen und Schulen. Viele warteten im Flughafen auf die nächste Möglichkeit, um abzufliegen.

Auf der griechischen Insel Rhodos sind zahlreiche Dörfer und Hotels wegen der Waldbrände im Südosten evakuiert worden.
Auf der griechischen Insel Rhodos sind zahlreiche Dörfer und Hotels wegen der Waldbrände im Südosten evakuiert worden.

Der Reiseanbieter TUI hat wegen der verheerenden Waldbrände alle Flüge nach Rhodos bis Dienstag gestoppt. Das hat der Konzern am Sonntag auf Twitter mitgeteilt. Zwar sind noch Flüge geplant, aber nur um Urlauber von der Insel aus zurückzufliegen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Hitzewelle wird in den nächsten Tagen anhalten

Nach einer tagelangen Hitzewelle sind die griechischen Wälder ausgedörrt. Schon ein weggeworfener Zigarettenstummel oder der Funkenflug eines Traktors können eine Katastrophe auslösen. In weiten Teilen Griechenlands galt am Sonntag die höchste Waldbrandgefahrenstufe. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis machte sich am Sonntag im Krisenzentrum des Zivilschutzes ein Bild der Lage. Aus Athen wurden mit einem Transportflugzeug der griechischen Luftstreitkräfte zusätzliche Polizeikräfte nach Rhodos geflogen. Sie sollen bei den Evakuierungen helfen.

Lesen Sie auch: Verheerende Brände auf Insel La Palma – leichte Entwarnung

Nach Angaben der Behörden sind von den Evakuierungen bisher etwa zehn Prozent der Touristenunterkünfte auf Rhodos betroffen. Am späten Samstagabend ordneten die Behörden auch die Räumung von Hotels im beliebten Badeort Lindos an der Ostküste an. Einheimische und Urlauber der vorsorglich evakuierten Regionen wurden durch ein lautes Sirenensignal und eine SMS auf ihren Mobiltelefonen alarmiert. Dieses in Griechenland vor drei Jahren eingeführte Warnsystem für den Katastrophenfall funktioniert auch auf ausländischen Mobiltelefonen, sofern sie im griechischen Netz eingeloggt sind. Eine App muss man dafür nicht extra installieren.

Krisenstab für Urlauber aus dem Ausland eingerichtet

Der Norden der Insel mit der Hauptstadt Rhodos sowie den beliebten Urlaubsorten Faliraki, Ammoudes und Ialysos gelten bisher als nicht gefährdet. Auch der Flughafen von Rhodos liegt außerhalb der Gefahrenzone. Dort landeten am Sonntag planmäßig zahlreiche Ferienflieger mit Neuankömmlingen. Zugleich suchten aber Urlauber, die ihre Hotels wegen der Brände verlassen mussten, nach Rückreisemöglichkeiten. Auf Rhodos halten sich derzeit etwa 200 000 ausländischen Urlauber auf. Von den Evakuierungen sind bisher nach Schätzungen der Behörden etwa 20.000 Feriengäste betroffen. Viele von ihnen versuchen jetzt, vorzeitig abzureisen. Die Organisation der Rückflüge liegt bei den Reiseveranstaltern und den von ihnen beauftragten Fluggesellschaften.

Der Rauch eines Waldbrands auf Rhodos verdeckt die Sicht auf ein Gebäude.
Der Rauch eines Waldbrands auf Rhodos verdeckt die Sicht auf ein Gebäude. © Argiris Mantikos/XinHua/dpa

Das griechische Außenministerium hat jedoch einen eigenen Krisenstab eingerichtet, der ausländischen Urlaubern helfen soll. Dafür wurde in Athen eine Hotline geschaltet: +30 210-3681730. Außerdem richtete das Außenministerium am Flughafen von Rhodos einen Helpdesk ein. Hier sollen unter anderem Urlauber betreut werden, die während der Evakuierungen ihre Reisedokumente verloren haben.

Mögliches Ende der Hitzewelle in zwei Wochen

Die Feuerwehr warnte abermals: Die Waldbrandgefahr werde weiterhin im Südosten der Insel auch am Montag und Dienstag sehr stark bleiben. Grund sei eine Zunahme des Windes. Eine erste Hoffnung ist aber in Sicht: Kommenden Donnerstag soll die praktisch seit zwei Wochen in Griechenland andauernde Hitzewelle vorerst zu Ende gehen. Dann sollen laut Vorhersage die Thermometer wieder für die Jahreszeit normale Temperaturen um die 35 Grad erreichen - statt nun 40 Grad und mehr.

Auch in anderen Landesteilen Griechenlands soll ab Donnerstag die Hitzewelle zu Ende gehen. Die Brandgefahr bleibt jedoch vielerorts extrem hoch. Weitere Brände sind bereits ausgebrochen. (fmg/dpa)