Berlin. Umweltschützer haben auf einer Insel nahe Sibirien eine schreckliche Entdeckung gemacht. Und es könnte nur der Anfang gewesen sein.

Die Insel Tyuleniy im Ochotskischen Meer vor Sibirien ist als "Insel der Robben" bekannt. Genau die haben russische Umweltschützer auf der unbewohnten Insel eigentlich erwartet. Sie wollten auf Tyuleniy Plastik und anderen Müll einsammeln, um die dort heimischen Arten zu schützen. Stattdessen entdeckten sie mehr als 300 tote Robben. Die Szenen schockierten die Umweltschützer, fanden sich doch zunächst keine sichtbaren Anzeichen für die Ursache des Massensterbens, wie ein örtlicher Ableger des Staatssenders WGTRK berichtete.

Bilder der Umweltgruppen "Friends of the Ocean" und "Club Boomerang" zeigen wie Hunderte Tiere über den ganzen Strand verstreut liegen. Die toten Robben gehören zu den Arten Nördlicher Seebär und Stellerscher Seelöwe, die an das kalte Klima in der Gegend besonders gut angepasst sind. Neben den Robben fanden die Umweltschützer auch einige tote Vögel.

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Massentiersterben auf Insel: Steckt ein Virus hinter dem Tod der Robben?

Wie "Live Science" berichtet, befragte der russische Staatsender "GTRK" die Tierärztin Maria Chistaeva zu dem Vorfall. Sie befand sich mit den Umweltgruppen auf der Insel. Chistaeva zufolge könne eine Vogelgrippe als mögliche Ursache des Massensterbens nicht ausgeschlossen werden. Es müssten jetzt weitere Tests erfolgen, um mögliche Gifte oder Viren zu finden.

Laut einem Telegram-Post von "GTRK" haben Experten der zuständigen Umweltbehörde die Insel bereits besucht. Die Gruppe habe biologische Proben gesammelt, die in ein Labor geschickt wurden. Ergebnisse erwarte man erst in einem Monat.

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Vogelgrippe bedroht Meeressäuger auf der ganzen Welt

Die Vogelgrippe breitete sich in den letzten Jahren rasant unser Meeresvögeln aus. Die besonders ansteckende Variante H5N1 wurde 2021 entdeckt. Auf der von dem Fundort 17 Kilometer entfernten Insel Sakhalin gibt es bereits Quarantäne-Zonen, die die Vogelgrippe eindämmen sollen.

Wissenschaftler haben den Verdacht, dass das Virus auch Meeressäuger wie Robben infizieren kann. In den Küstengebieten von Peru, wo der H5N1-Strang die Vogelpopulation erheblich dezimierte, fanden Forscher Anfang dieses Jahres mehr als 3000 tote Seelöwen. Viele von ihnen wurden positiv auf die Vogelgrippe getestet. Eine katastrophale Nachricht für viele Robbenarten, die durch Überfischung und den Klimawandel bereits existenziell bedroht sind. (os)

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