Berlin. Archäologen finden seltene Tieropfer im Grab des chinesischen Kaisers Wendi. Eines der Tiere galt eigentlich als lange ausgestorben.

  • Im Grab von Chinas Kaiser Wendi haben Archäologen ein Tier entdeckt, das dort eigentlich nicht erwartet wurde
  • Die Rede ist von einem Tapir: Eigentlich galten die Tiere bereits lange als ausgestorben
  • Warum der Fund so sensationell ist

Chinesische Kaiser hatten eine Vorliebe für außergewöhnliche und auch grausame Grabbeigraben. Der erste Kaiser Chinas, Qin Shihuangdi, ließ immerhin Tausende Bauarbeiter seines Mausoleums gleich mit lebendig begraben. Eine 8000 Mann starke Terrakotta-Armee sowie unzählige Schätze begleiteten ihn in das Jenseits.

Auch im 2200 Jahre alten Grab des Kaisers Han Wendi fanden Archäologen wertvolle und seltene Opfergaben. Han Wendi herrschte von 180 bis zu seinem Tod 157 v. Chr. über das vereinte China. Sein Mausoleum befindet sich in der damaligen Hauptstadt des Reiches Xi’An, heute die Provinzhauptstadt von Shaanxi.

Chinesische Archäologen des Shaanxi Provencial Institute of Archeology untersuchten 23 Gruben nahe der Gruft des Kaisers, die mit Überresten von Tieropfern gefüllt waren. Neben dem Pandabären und dem Tapir fand das Forscherteam unter anderem die Knochen von Gauren (einer Bisonart), Tigern, Affen sowie grünen Pfauen.

Archäologen entdeckten im Grab des chinesischen Kaisers Han Wendi seltene Tieropfergaben. Seit Jahren graben die chinesischen Forscher  Schätze aus dem Mausoleum des chinesischen Herrschers aus.
Archäologen entdeckten im Grab des chinesischen Kaisers Han Wendi seltene Tieropfergaben. Seit Jahren graben die chinesischen Forscher Schätze aus dem Mausoleum des chinesischen Herrschers aus. © IMAGO / VCG

Bislang war Forschern völlig unbekannt, dass Tapire zur Zeit Han Wendis in China lebten. In der Wissenschaft galten die Tapire als schon als lange ausgestorben. Die letzten Spuren ihrer Existenz in China waren 100.000 Jahre alt. Der Tapir aus der Grabkammer stellt diese Gewissheit auf den Kopf. Auch heute noch gelten die Säugetiere mit dem Rüssel als extrem selten – sie sind vom Aussterben bedroht.

Sensationeller Fund im Grab von Chinas Kaiser: Tapir galt hier als ausgestorben

Der gefundene Tapir gehört den chinesischen Forschern zufolge zur Art des Malayischen Tapirs. Der Malayische Tapir ist zwischen 1,8 und 2,5 Meter lang. Das Tier lebt heute in geringen Zahlen und bedroht von der Zerstörung seines Lebensraums in asiatischen Ländern wie Thailand, Kambodscha und Vietnam. Laut der Roten Liste der gefährdeten Arten (IUCN Red List) gibt es heute nur noch 2500 Exemplare.

Der Malayische Tapir ist heute extrem bedroht. In China glaubte man das Säugetier schon seit 100.000 Jahren als ausgestorben.
Der Malayische Tapir ist heute extrem bedroht. In China glaubte man das Säugetier schon seit 100.000 Jahren als ausgestorben. © dangdumrong / istock

Obwohl die Tapire in China zur Zeit der ersten chinesischen Kaiser als ausgestorben galten, finden sich Hinweise auf die Existenz der Tiere in alten chinesischen Schriften. Laut den chinesischen Forschern, die die Knochen untersuchten, gebe es antike Abbildungen und Beschreibungen von Tieren, die dem Tapir ähnlich seien.

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Han Wendi: Chinesischer Kaiser der Han-Dynastie mit geschicktem Regierungsstil

Han Wendi war der fünfte Kaiser der mächtigen Han-Dynastie des erst 221 v. Chr. von Qin Shihuangdi vereinten Chinas. Er verbesserte die wirtschaftliche Situation der Bauern und schwächte die Macht von lokalen Fürsten. Laut der Enzyklopädie Britannica schenkte er mit seinem friedvollen und überlegten Regierungsstil China eine lange Periode der Stabilität. Die chinesische Wirtschaft und Bevölkerung wuchsen kräftig.

Archäologen führten schon seit 2017 Ausgrabungen rund um das Mausoleum des Han-Kaisers durch. 2021 konnten sie erstmals zweifelsfrei bestätigen, dass es sich bei der Grabanlage um die Ruhestätte Han Wendis handelt. Die eigentliche Grabkammer liegt 27 bis 30 Meter unter dem Erdboden und ist 74 mal 71 Meter weit.

In dem Grab von Han Wendi fanden die Archäologen Hunderte Keramikfiguren, die zum Teil bekleidet waren.
In dem Grab von Han Wendi fanden die Archäologen Hunderte Keramikfiguren, die zum Teil bekleidet waren. © IMAGO / Xinhua

Um das Mausoleum herum entdeckten sie mehr als 100 andere Gräber und Gruben, die mit Tieropfern, Armbrüsten und anderen Grabbeigaben gefüllt waren. Sie fanden außerdem mehrere Hundert Keramikfiguren, die Han Wendi in das Jenseits begleiten sollten, ähnlich der Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers, Quin Shihuangdi.

Häufige Fragen und Antworten: Was wurde im Grab des chinesischen Kaisers Wendi entdeckt?

Im über 2200 Jahre alten Grab des Kaisers Han Wendi haben Archäologen wertvolle und seltene Opfergaben gefunden. Neben Pandabären und einem Tapir entdeckten sie auch Knochen von Gauren (einer Bisonart), Tigern, Affen und grünen Pfauen.

Warum ist der Fund des Tapirs so bedeutend?

Bislang war es Forschern unbekannt, dass Tapire zur Zeit von Han Wendi in China lebten. Die Wissenschaft ging davon aus, dass Tapire in China seit 100.000 Jahren ausgestorben waren. Der Fund des Tapirs im Grab stellt diese Annahme in Frage und zeigt, dass diese Tiere zu dieser Zeit in China existierten.

Wer war Kaiser Han Wendi?

Han Wendi war der fünfte Kaiser der mächtigen Han-Dynastie und herrschte von 180 bis zu seinem Tod 157 v. Chr. über das vereinte China. Er verbesserte die wirtschaftliche Situation der Bauern und schwächte die Macht lokaler Fürsten. Unter seiner Regentschaft erlebte China eine lange Periode der Stabilität, und sowohl die Wirtschaft als auch die Bevölkerung wuchsen beträchtlich.

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