Erfurt/Jena/Eisenach/Gera. Radfahrerverbände und Kommunen sind sich einig, dass Thüringen mehr sichere Abstellmöglichkeiten für Räder bräuchte - eine deutliche Verbesserung ist jedoch nur punktuell in Sicht.

Sichere Fahrradstellplätze sind in Thüringen nach Ansicht eines Verbands und etlicher Kommunen Mangelware. "Der Bedarf ist definitiv größer als das Angebot", sagt Margret Seyboth vom Radfahrerverband ADFC Thüringen. Landesweit mangele es sowohl an abschließbaren Boxen für hochwertige Fahrräder als auch an offen zugänglichen Fahrradbügeln, die den Qualitätsanforderungen genügten. Auch die Ladeinfrastruktur für E-Bikes sei nicht ausreichend.

In den Stadtverwaltungen wird die Situation ähnlich bewertet. "Grundsätzlich besteht weiterer Bedarf an Radabstellanlagen im gesamten Stadtgebiet", sagt der Verkehrsamtsleiter der Stadt Erfurt, Alexander Reintjes. In der Landeshauptstadt würden derzeit alle Abstellanlagen im Stadtgebiet ermittelt. Allein in der Innenstadt gebe es aktuell ein Angebot für 4500 Fahrräder. Auch die Städte Gera, Jena und Eisenach sehen einen deutlich höheren Bedarf. All diese Kommunen arbeiten an einer Erweiterung des Angebots.

Neue Stellplätze sind schwer umzusetzen

Obwohl Städte wie Erfurt und Jena Pläne für die Fahrrad-Infrastruktur entwickelt haben, sind neue Stellplätze teils schwer umzusetzen. "Hürden sind in der Regel die mangelnde Flächenverfügbarkeit und die Flächenkonkurrenz mit anderen Nutzungen wie dem ruhenden Kfz-Verkehr", fasst es Stefanie Braune von der Stadt Jena zusammen. Ein großes Problem sei die Finanzierung, heißt es etwa aus Gera. Es seien zwar Erweiterungen und Neubauten von Abstellmöglichkeiten geplant, müssten aber durch Spenden und Fördermittel finanziert werden.

Fahrradparkhäuser unterhält unter den befragten Kommunen aktuell nur Erfurt. Dort gibt es zwei nahe des Hauptbahnhofs mit insgesamt 524 Plätzen. Ganz ausgeschöpft würden die Abstellmöglichkeiten aber nicht, sagt Reintjes: Weil die Wege zum Ziel teilweise länger oder die Handhabung zu umständlich seien, nutzten Radfahrende aus Bequemlichkeit nicht das Parkhaus.

In Eisenach soll einer Sprecherin zufolge am städtischen Busbahnhof ein "Radhaus" entstehen, das für bis zu 100 Räder Platz bieten soll. Zudem seien Ladestationen für E-Bikes und Schließfächer für Zubehör geplant, hieß es. In Jena wird einer Sprecherin zufolge der Bau eines Fahrradparkhauses geprüft. Ein rein privatwirtschaftlicher Betrieb rechne sich aber aufgrund der Größe der Stadt nicht.

Größter Nachholbedarf im ländlichen Raum

Das Interesse an Fahrradparkplätzen ist ADFC-Sprecherin Seyboth zufolge sehr unterschiedlich. Einzelne Kommunen seien sehr engagiert. "Der überwiegende Teil der Gemeinden hat das Thema aber nicht im Fokus." Die aktuellen Probleme reichten von insgesamt zu wenigen Abstellmöglichkeiten über Parkplätze an falschen Stellen bis hin zu ungeeigneten Fahrradbügeln. So seien die sogenannten "Felgenkiller" immer noch weit verbreitet: Bei diesen Vorderradhaltern aus Stahlrohren können Räder leicht umkippen und dabei Schaden nehmen. Auch die Abstände zwischen Bügeln seien oft zu gering, um Fahrräder nebeneinander abstellen zu können.

Um mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen, müsse es mehr sichere Stellplätze an Bahnhöfen und in Wohngebieten geben, darüber hinaus auch an Schulen, Universitäten, Krankenhäusern oder Unternehmen, sagt Seyboth weiter. Den größten Nachholbedarf gebe es bei guten Abstellmöglichkeiten an Bushaltestellen im ländlichen Raum, doch auch bei E-Bike-Ladestationen. Hier fehle eine zentrale Steuerung: Der Bau gehe immer auf einzelne Initiativen von Kommunen oder Unternehmen zurück. Daher könnten sich Radfahrer bei längeren Touren nicht darauf verlassen, dass es ausreichend Lademöglichkeiten gebe. Bei einer Erhebung des ADFC im Jahr 2021 hatten 40 Prozent der Befragten in Thüringen angegeben, dass die Politik im Bereich der sicheren Abstellmöglichkeiten für Fahrräder mehr tun solle.