Berlin. „Lumumba“ wird vielerorts auf Weihnachtsmärkten angeboten. Eine Politikerin hat nun eine Debatte um den Namen des Getränks angestoßen.

Um einen Klassiker auf deutschen Weihnachtsmärkten ist eine Rassismus-Diskussion entbrannt. Es geht um heiße Schokolade mit Rum, auch bekannt als „Lumumba“. Der Getränkename sei rassistisch, schrieb Annalena Schmidt auf X, vormals Twitter. Schmidt ist Historikerin und war Stadträtin für die Grünen in Bautzen (Sachsen).

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Rassismus-Diskussion „Lumumba“ im Netz

Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt ,Kakao mit Schuss‘ nach ihm!“, schrieb Schmidt auf „X“ in einem Post, der inzwischen nicht mehr abrufbar ist. Die Diskussion im Netz entbrannte kurz nach der Veröffentlichung. Zwischenzeitlich trendete der Begriff auf der Plattform.

Bei vielen X-Usern scheint der Post der Grünen-Politikerin auf Unverständnis zu stoßen. „Euch fällt auch immer was Dümmeres ein“, schreibt ein User. Eine andere Nutzerin schreibt: „Was wäre, wenn wir einfach mal zuließen, dass etwas jemandem zu Ehren nach ihm benannt wird, statt darin sofort einen Angriff gegen seine Person zu sehen?! Vielleicht ist es ja auch nur die EIGENE Denkweise, die nicht richtig ist?“

Andere User befürworten den Diskussionsanstoß um die Namensgebung, jedoch ginge einigen der Rassismus-Vorwurf zu weit. „Kakao mit Schuss Lumumba zu nennen ist sicher in Anbetracht des historischen Kontextes übertrieben unsensibel – aber nicht jede Unsensibilität ist gleich rassistisch motiviert“.

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Historischer Hintergrund zu „Lumumba“ und seinem Namesgeber

Tatsächlich heißt die Schokolade mit Rum wie Patrice Émery Lumumba, dem ersten Premierminister der Republik Kongo nach dem Erlangen der Unabhängigkeit. 1962 wurde er von einem Erschießungskommando der Provinz Katanga im Beisein belgischer Offiziere hingerichtet.

Wann genau und warum heiße Schokolade mit Rum den Namen „Lumumba“ bekam, ist hingegen nicht bekannt. In Norddeutschland und Nordfriesland ist das Getränk unter dem Namen „Tote Tante“ verbreitet.

Historikerin Schmidt: „Der historische Hintergrund ist bei Vielen in Vergessenheit geraten“

Nach der Aufregung auf Twitter erläuterte Schmidt gegenüber der „Bild“-Zeitung, warum sie den Post abgesetzt hatte. „In einer Zeit, in der die Gesellschaft sensibler mit Rassismus umgeht, wollte ich die Menschen erreichen, die gar nicht wissen, dass das Kakaogetränk mit Schuss nach einem schwarzen Menschen benannt ist“.

Und weiter: „Der historische Hintergrund ist ja bei Vielen in Vergessenheit geraten. Ob man das Getränk deswegen umbenennen sollte, weiß ich nicht. Das ist wie bei Mohrenkopf oder Zigeunersoße – da haben die Hersteller ja auch reagiert, weil sie vielleicht weniger davon verkaufen, wenn sie rassistische Stereotype bedienen“. (oli)

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