Berlin. Das Raumschiff „Odysseus“ ist auf dem Mond gelandet. Die USA jubeln über eine historische Leistung – die Ingenieure geben Entwarnung.

Das bange Warten hat ein Ende: Der Nova-C-Lander des Unternehmens Intuitive Machines hat es auf den Mond geschafft. Am Freitag, kurz nach Mitternacht, hieß es: „Willkommen auf dem Mond.“ Die Mission „IM-1“ ist ein Erfolg.

An Bord des Landers: nicht etwa Astronauten, sondern sechs Hightech-Messinstrumente und, wie verschiedene Medien berichten, 125 Miniaturskulpturen des amerikanischen Künstlers Jeff Koons. Sie sollen Personen gewidmet sein, die in der Geschichte der Menschheit bedeutendes geleistet haben.

Nach der Landung, wieder banges Fragen: Ist das Raumschiff mit dem Namen „Odysseus“, sind die Instrumente an Bord intakt? Zwar sprach der Nasa-Chef Bill Neslon in einer aufgezeichneten Nachricht von einem „Triumph“. Aber: Auf der Erde kam von „Odysseus“ nur ein schwaches Signal an. Man arbeite daran, stärkere Signale zu bekommen und mehr über den genauen Zustand des Landers zu erfahren, hieß es aus dem Kontrollzentrum zunächst.

Dann, gegen halb drei Uhr deutscher Zeit, Gewissheit: „Nach dem wir Fehler in der Kommunikation behoben haben, können unserer Flight-Controller bestätigten, dass ‚Odysseus‘ aufrecht steht und Daten funkt“, teilte Intuitive Machines bei X, vormals Twitter, mit

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Intuitive Machines: Nächste private US-Firma wagt historische Mission

Mit Intuitive Machines hatte sich im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde Nasa ein neuer Player an eine Mission gewagt, wie sie den Amerikanern seit dem Apollo-Programm vor über 50 Jahren nicht mehr geglückt ist. Mit doppeltem Erfolg. Nicht nur ist dem Unternehmen die erste US-Mondlandung seit 1972 gelungen – es ist gleichsam die erste kommerzielle Mondlandung in der Menschheitsgeschichte.

Einen Tag vor der Landung schickte das Raumfahrzeug Nova C diese Aufnahme vom Mond zur Erde.
Einen Tag vor der Landung schickte das Raumfahrzeug Nova C diese Aufnahme vom Mond zur Erde. © AFP | HANDOUT

Andere kommerzielle Missionen waren zuletzt gescheitert. Wegen einer Störung im Antriebssystem konnte die Peregrine-Kapsel des US-Unternehmens Astrorobotic, die Anfang Januar 2024 zum Mond gestartet war, ihr Ziel nicht erreichen und verglühte wenige Tage später in der Erdatmosphäre.

Im April 2023 war eine japanische Mission gescheitert, weil der Kontakt zum Lander ausfiel. Womöglich, so die Vermutung des Betreibers, ist der Lander aufgrund einer fehlerhaften Berechnung bei der Landung abgestürzt.

Nova-C soll Daten vom Mond sammeln

Auch bei der aktuellen Mission hatte es technische Probleme gegeben, der Start musste um einen Tag verschoben werden. Schuld waren „Methantemperaturen außerhalb des Nominalwerts“.

Zum Start am Donnerstag, 15. Februar, vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida aus, gab sich die Nasa auf X geradezu poetisch: „Wie ein Pfeil aus Amors Bogen schwingt sich die nächste kommerzielle Mission auf zum Mond.“

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Der Lander Nova-C wiegt rund 700 Kilogramm und kann 130 Kilogramm schwere Lasten transportieren. Träger war eine Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens Space-X, geführt von Tech-Milliadär Elon Musk.

Nach dem hakeligen Start und einer bisher erfolgreichen Reise – Intuitive Machines informierte stets über den „ausgezeichneten“ Zustand seines Laders –, war die nächste große Herausforderung für Nova-C eine weiche Landung auf dem Mond. Ob die geglückt ist, ist offen.

Musks Reaktion auf die Mondlandung fiel denkbar unterwältigend aus: „Cool“, schrieb der 52-Jährige bei X.

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Das Unterfangen war heikel: Berge und Gesteinsbrocken konnten für das Raumfahrzeug zur Gefahr werden, die Berechnungen mussten genau stimmen. Einmal gelandet, bleibt das Fahrzeug sieben Tage lang funktionsfähig.

Die Forschungsgeräte an Bord sammeln in dieser Zeit wichtige Daten, die der nächsten großen US-Mission zum Erdtrabanten dienen sollen: Artemis, die Rückkehr des Menschen zum Mond.

Der Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida musste wegen technischer Probleme um einen Tag verschoben werden.
Der Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida musste wegen technischer Probleme um einen Tag verschoben werden. © AFP | Gregg Newton

Nasa engagiert Privatunternehmen für Mond-Missionen

Hintergrund der aktuellen US-Mission ist das „CLPS“-Programm (Commercial Lunar Payload Services) der Nasa. Indem sie privaten Unternehmen den Auftrag erteilt, erhofft sich die US-Raumfahrtbehörde vergleichsweise günstig und effizient Forschung auf dem Mond betreiben zu können. Bis 2028 stehen der Behörde für derlei Unterfangen rund 2,6 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) zur Verfügung.

Ein lukratives Geschäft für beide Seiten: Medienberichten zufolge kassiert Intuitive Machines rund 77 Millionen US-Dollar (rund 70 Millionen Euro) für die Mission.

Mitbegründer des Konzerns ist Kam Ghaffarian. Er steht auch hinter Axiom Space, dem Unternehmen, das bereits mehrere kommerzielle Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS) absolviert hat.

Die erste weiche Mondlandung der Geschichte gelang im Februar 1966 im Rahmen der sowjetischen Misison „Luna 9“. Sechzig Jahre später ist der Wettlauf zum Mond erneut in vollem Gange. Bislang sind neben der Sowjetunion und den USA nur China, Indien und zuletzt Japan auf dem Mond gelandet.

(mit dpa)