Erfurt. Mit neuen Kampagnen sollen im jetzigen Thüringer Tourismusjahr noch mehr Gäste angelockt werden. Einführung eines Gastrobonus.

Warum kommen Gäste nach Thüringen, warum kommen sie nicht? Fragen, die die Thüringer Tourismusbranche fortwährend beschäftigt.

Zuwachs bei Übernachtungszahlen

Sie kann auf ein durchaus erfolgreiches Jahr 2023 mit einem Anstieg auf knapp zehn Millionen Übernachtungen zurückblicken. „Mit einem Zuwachs der Übernachtungszahlen um 8,8 Prozent im Vergleich zu 2022 liegt Thüringen sogar über dem Bundesdurchschnitt“, sagt Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Mit 9.890.594 Übernachtungen hat der Freistaat 95,6 Prozent des Niveaus von 2019 (10.000.000) erreicht. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat bei 2,6 Tagen gelegen. „Wir glauben, dass wir insbesondere auch durch Pakete, die wir anbieten können, diese verlängern können.“ Ein Beispiel sei eine All-Inclusive-Card im Thüringer Wald, die im Juni an den Start gehen soll, wie Tourismuschef Christoph Gösel erklärte.

Erfolgreiche Frühjahrs- und Sommerkampagne 2023

„Unsere Kampagnen haben gezeigt, dass treffende Themen in Verbindung mit hochwertigen Inhalten entscheidend für Reichweite und Wahrnehmung des Reiselandes Thüringen sind“, so Gösel. Sowohl die Frühjahrskampagne „Natur. Kultur. Tradition. – Unesco-Welterbe in Thüringen“ als auch die Sommerkampagne „In Thüringen um die Welt“ inspirierten zu einer Reise in den Freistaat. Im Vergleich des Jahres 2022 zu 2023 konnte Erfurt mit 21,5 Prozent den größten Anstieg verzeichnen. Über das Jahr hinweg übertrafen ebenfalls die Region Eichsfeld und das Altenburger Land das Niveau von 2019.

Ausländische Nahziele im Fokus

Gösel informiert auch darüber, dass sich die Thüringer Tourismus-GmbH in ihrem Auslandsmarketing verstärkt auf europäische Nahziele konzentriert. So zählten die Niederlande (mit rund 70.000 Übernachtungsgästen), Polen (68.000), Österreich (45.000) und Schweiz (44.000) zu den am meisten vertretenen Herkunftsländern von Reisenden nach Thüringen. „Aber natürlich haben wir den Inlandstourismus mehr denn je im Blick.“

Kooperation mit Heilbäderverband

Für 2024 geht die TTG erstmals eine enge Kooperation mit dem Thüringer Heilbäderverband ein. Das Vorkommen von Naturschätzen wie Sole, Thermalwasser, Mineralien, Moor und heilender Luft „macht den Freistaat zu einem Wohlfühl-Reiseland mit 19 Heilbädern- und Kurorten.“ Die im April startende Inspirationskampagne „Auffallend ausgeglichen“ verbindet die Kurtradition mit Heilmitteln und Wellness an einzigartigen Orten. Im Juni startet die zweite Inspirationskampagne des Jahres, die sich mit Einblicken und Ausblicken auf die Burgendichte in Thüringen konzentriert. Unter dem Motto „So einzigartig wie Du! Entdecke deine Burg in Thüringen“ wird sie die Geschichte der Burgen - der Freistaat hat rund 450 - lebendig werden lassen.

Investitionen von 55 Millionen Euro

für Minister Tiefensee, der an den vier Leitprodukten (Wartburg, Erfurt, Weimar, Rennsteig) der Tourismusstrategie festhalten will, sind Reiseanlässe und Investitionsbereitschaft wichtig. „Dadurch, dass das touristische Fördervolumen gesteigert wurde, konnten im vergangenen Jahr Investitionen von 55 Millionen Euro angeschoben werden.“ Er zählt als Beispiele die Errichtung der interaktiven Spieleausstellung „Yosephinum“ in Altenburg, die Erweiterung der Skiarena Silbersattel in Steinach sowie die Neugestaltung der Eingangssituation am Kyffhäuser-Denkmal auf. Da das Gastgewerbe für den Tourismus eine entscheidende Bedeutung hat, wird das Ministerium ab Frühjahr einen Gastrobonus einführen. Er soll Gaststätten in touristischen Zentren unterstützen. Das Programm sieht vor, dass Betriebe einen Tilgungszuschuss für Investitionsdarlehen erhalten können. Dieser kann zehn Prozent der Darlehenssumme und bis zu 100.000 Euro pro Förderfall betragen.

Warnung vor Ausländerfeindlichkeit

Sowohl Tiefensee als auch Gösel sehen das im September gestartete Convention Bureau Thüringen als Erfolg. Waren es beim Start der Webseite 45 eingetragene Tagungsräumlichkeiten, so wuchsen diese auf 92 Anbieter an. Damit besteht ein umfangreiches Angebot für Konferenzen.

Für 2024 wünschen sich die Tourismus-Verantwortlichen, dass sie genug gute Antworten haben, weshalb Gäste nach Thüringen kommen. „Entscheidend ist: Können wir im Wettbewerb mit hoher Qualität punkten. Und da ist noch eine Menge zu tun“, so Tiefensee. Zugleich warnt er davor, dass die politische Stimmung sich negativ auf den Tourismus auswirken könne. Ausländerfeindlichkeit oder Abschottung würden die Menschen irritieren und könnten die Lust aufs Reisen nach Thüringen nehmen.