Erfurt/Jena. Nach dem Corona-Einbruch kehren immer mehr Thüringer in die Sportvereine zurück. Probleme gibt es unter anderem bei der Zahl und dem Zustand von Sportstätten - und der Suche nach Ehrenamtlichen.

Die Thüringer Sportvereine verzeichnen derzeit eine deutlich spürbare Nachfrage. "Die Mitgliederstatistik nähert sich wieder dem Stand der Vor-Corona-Zeiten an", sagte Alexander Krospe vom Landessportbund (LSB). Im Vergleich zu 2022 habe sich die Zahl der Mitglieder in Sportvereinen um rund 12.600 erhöht. Besonders starke Zuwächse habe es in den Altersgruppen der 7- bis 14-Jährigen gegeben; Verluste nur in der Altersklasse von 27 bis 40 Jahren.

Über den Landessportbund werden den Angaben nach rund 100 Sportarten abgedeckt - darunter auch ausgefallene wie Motorrad-Biathlon oder Quidditch. Die mit Abstand beliebteste Sportart im Freistaat sei aber nach wie vor Fußball: Aktuell mache Fußball 28 Prozent aller im LSB zusammengefassten Sportarten aus, hieß es. Deutliche Mitgliederzuwächse habe es aber beim Turnen, Volleyball, bei der Leichtathletik und vielen weiteren Sportarten gegeben. Einzig beim Kegeln seien die Mitgliederzahlen geschrumpft.

Diese Sportarten sind besonders gefragt

Die drei Vereine mit den meisten Mitgliedern sitzen dem LSB zufolge in Jena: Der Fußballclub Carl Zeiss Jena mit 4538 Mitgliedern sowie der Universitätssportverein (USV/3467 Mitglieder) Jena und der Deutsche Alpenverein (DAV/2058 Mitglieder) Sektion Jena.

Der USV Jena bezeichnet die Entwicklung der Mitgliederzahlen als sehr gut. Während der Corona-Pandemie habe es keinen Rückgang gegeben, 2022 und 2023 liege der Zuwachs bei etwa zehn Prozent. Gefragt seien sowohl die klassischen Sportarten wie Basketball, Tennis und Tischtennis, aber auch Boxen sowie Kinder- und Seniorensport. Auch der DAV Jena verzeichne seit mehr als zehn Jahren mehr Eintritte als Austritte, erklärt der Vorsitzende Dietrich Söldner.

Probleme gibt es dem LSB zufolge vor allem in Bezug auf den Zustand und die Kapazität von Sportstätten. Viele Gebäude seien sanierungsbedürftig. Insgesamt reichten die verfügbaren Turn- und Schwimmhallen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Eine Einschätzung, die auch der USV Jena teilt: In vielen Fällen sei es schwierig, geeignete Räume zu finden, Gewerbeflächen seien ebenfalls nur begrenzt verfügbar und teuer. Aktuell plane der USV deshalb einen eigenen Neubau.

Herausforderung genug Ehrenamtliche zu finden

Die Zuwendungen des Landes allein für den Sportstättenbau liegen einer Sprecherin des Sportministeriums für dieses Jahr bei etwa 12,5 Millionen Euro. Für den Haushaltsplan 2024 habe das Sportministerium rund 20 Millionen Euro für die Sportstättenbauförderung veranschlagt, darunter auch Investitionen für den Vereinssportstättenbau. Nun sei abzuwarten, wie sich die Haushaltsverhandlungen gestalteten.

Eine weitere Herausforderung ist es dem LSB zufolge, genug Ehrenamtliche zu finden, besonders als Trainer und Übungsleiter. Unter anderem hat der LSB deshalb eine Mobilisierungskampagne aufgelegt. Zudem würden etwa Schulungen angeboten, um mehr Menschen für ein Ehrenamt zu motivieren.

Aktuell rund 360.500 Sporttreibende in fast 3300 Vereinen

Für den Jenaer Alpenverein seien unter anderem die steigenden Kosten beim Einkauf von Ausrüstung und Karten, die über den Verein ausgeliehen werden können, ein Problem, so Söldner. Zudem sei es schwierig, die eigene Kletterhalle gegen die kommerzielle Konkurrenz über Wasser zu halten. Während viel Geld in den Fußball fließe, müssten sich kleine Sportvereine fast ohne Zuschüsse und mit nur wenigen Sponsoren über Wasser halten.

In Thüringen sind dem LSB zufolge prozentual zur Bevölkerung gesehen im Eichsfeld, Jena und Suhl die meisten Menschen in Sportvereinen engagiert. Grundsätzlich sei das Land auf sportlicher Ebene eher kleinteilig geprägt: Zwei Drittel der Vereine betreuten weniger als 100 Mitglieder. Aktuell seien im Freistaat rund 360.500 Sporttreibende in fast 3300 Vereinen organisiert. Vor der Corona-Pandemie Anfang 2020 waren es etwa 365 400.