Erfurt. In Thüringen gibt es nach einer neuen Zählung immer mehr rechtsextreme Musikveranstaltungen. Der Verein Mobit sieht dennoch Erfolge beim Verhindern solcher Veranstaltungen im Freistaat.

Nach einer Zählung der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (Mobit) ist die Zahl der rechtsextremen Konzerte in Thüringen erneut gestiegen. Demnach gab es im vergangenen Jahr 71 belegbare rechtsextreme Musikveranstaltungen - und damit elf mehr als im Vorjahr, wie Mobit am Freitag mitteilte. Zuvor hatte das «Freie Wort» über die Ergebnisse der Zählung berichtet. Laut Mobit ergebe sich der aktuelle Anstieg vor allem durch einen Zuwachs bei kleineren Liederabenden. «Der steile Anstieg an Rechtsrock-Konzerten in den letzten Jahren ist Anlass zu großer Besorgnis», erklärte Stefan Heerdegen, Berater bei Mobit.

Sein Verein fordere eine breite gesellschaftliche Ächtung, damit Rechtsrock nicht als «normaler» Bestandteil eines regionalen Musikangebots wahrgenommen werde.

Mobit zählt mehr Rechts-Konzerte als der Verfassungsschutz

Laut Thüringer Verfassungsschutzbericht gab es im Jahr 2017 im Freistaat elf rechtsextreme Konzerte sowie elf Liederabende. Mobit listet für 2017 insgesamt 32 Liederabende, 23 Rechtsrockkonzerte und fünf rechtsextreme Großveranstaltungen auf. «Wir hatten schon vor Jahren den Eindruck, dass in der rechtsextremen Szene mehr passiert, als in den Verfassungsschutzberichten veröffentlicht wird», sagte Heerdegen. Daher habe der Verein 2007 selbst eine kontinuierliche Zählung eingeführt.

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Wille zur Strafverfolgung ist gestiegen

Für das Jahr 2018 sieht es Mobit als positive Entwicklung an, dass sechs rechtsextreme Konzerte verhindert wurden. Heerdegen bezeichnete dies als «großen Erfolg». Auch der offensichtlich gestiegene Strafverfolgungswille der eingesetzten Polizeibeamten sei positiv aufgefallen, wie es in einer Mitteilung heißt. «Es ist im vergangenen Jahr deutlich mehr gegen Rechtsrock-Konzerte unternommen worden. Das ist sicherlich der richtige Weg», sagte Heerdegen. Gerade das Verhindern solcher Konzerte müsse kontinuierlicher gelingen.

Nach der Zählung von Mobit hätten von den 71 rechtsextremen Musikveranstaltungen im vergangenen Jahr rund 67 in geschlossenen Räumen stattgefunden - etwa in Gaststätten oder Szene-Treffpunkten. Unter freiem Himmel gab es demnach vier Großveranstaltungen, die als politische Versammlungen angemeldet wurden. Im Vorjahr seien es fünf gewesen.

Nach eigenen Angaben wertet Mobit vor allem öffentlich zugängliche Quellen für die Zählung aus - unter anderem Zeitungsartikel, Konzert-Ankündigungen im Internet sowie Antworten der Landesregierung auf Kleine Anfragen zu dem Thema von Abgeordneten.