Erfurt. Die Thüringer wählen am 26. Mai ihre Vertreter in Gemeinden, Kreisen und Städten. Zehntausende junge Wähler können ihr Kreuz auch bei jungen Leuten machen. Es seien mehr junge Kandidaten am Start als früher, versprechen die Parteien.

Sie ist 27 Jahre alt und muss sich erst daran gewöhnen, ihr Gesicht überall in Erfurt von Wahlplakaten lächeln zu sehen: Katja Maurer gehört zur jungen Generation, die bei den Kommunalwahlen am 26. Mai zum ersten Mal antritt, um einen der mehr als 8000 Sitze in den Parlamenten von Kreisen, Städten und Gemeinden zu ergattern.

Sie gehöre zu denen in ihrer Generation, die meinen, „dass Meckern allein nicht zum Ziel führt. Ich möchte auch selber was tun“, sagt Maurer.

Die 27-Jährige, die in Wien und Erfurt studiert hat und nach eigenen Angaben gebürtige Kasachin ist, wurde von der Linken in der Landeshauptstadt auf den aussichtsreichen Listenplatz drei gesetzt. „Ich bin da total drin“, beschreibt sie den Wahlkampf.

Die Parteien sprechen bereits von einem Generationswechsel in den Thüringer Kommunalparlamenten nach dem Wahltag Ende Mai. Zumindest blicken nicht nur in Erfurt junge Gesichter von den Plakaten, die die Parteien in großer Zahl an Straßenränder und auf Plätze gehängt haben.

45.000 Thüringer dürfen zum ersten Mal bei der Europa-Wahl ihre Stimme abgeben

Zahlen, wie viele junge Leute unter den geschätzt etwa 20 000 Kommunalwahlkandidaten sind, kann selbst das Büro des Landeswahlleiters nicht nennen. „Das Alter der Kandidaten wird nicht statistisch erfasst“, sagt eine Sprecherin. Anders sei das bei den Wahlberechtigten für die Kommunalwahl, die zusammen mit der Europawahl abgehalten wird. 45.000 junge Thüringer zwischen 18 und 20 Jahren dürfen zum ersten Mal bei einer Europa-Wahl ihre Stimme abgeben.

Bei der Kommunalwahl sind es nochmals 30 000 junge Wähler mehr. Grund ist ein Landesgesetz: Danach dürfen auch 16- und 17-Jährige abstimmen, wer sie künftig in den Parlamenten vertritt. Dass auch Minderjährige wählen können, war lange umstritten. Das Verfassungsgericht in Weimar hat das Landesgesetz jedoch im kommenden Jahr bestätigt. Die AfD hatte dagegen geklagt.

Der Kommunalpolitiker und Fraktionschef der Grünen, Dirk Adams, erwartet, „dass viele junge Leute nachrücken in die Kommunalparlamente“. Das gelte nicht nur für Erfurt. „Das ist ein Trend querbeet durch alle unsere Kreisverbände.“ Einige ältere Menschen würden sich aus dem Ehrenamt zurückziehen. Als Beispiel nannte Adams eine 80 Jahre alte Abgeordnete, die bisher für die Grünen im Stadtrat von Nordhausen saß.

SPD reserviert dritten Listenplatz für Jusos

Der Partei- und Fraktionschef der CDU, Mike Mohring, kündigte an, dass seine Partei bei der Kommunalwahl mit etwa 5000 Kandidaten antritt – darunter sei eine größere Zahl Neulinge. Die CDU, die sich als Volkspartei verstehe, beanspruche für sich, mit ihren Kandidaten die Thüringer Bevölkerungsstruktur zu repräsentieren. „Dazu gehören junge Leute, Frauen, aber auch erfahrene Menschen.“

Bei der SPD sollen auch Junge nach vorn. Dafür gebe es sogar eine Regel, sagte eine Sprecherin der Sozialdemokraten. Der dritte Platz auf den SPD-Kandidatenlisten sei in der Regel für Jusos reserviert – Mitgliedern der SPD-Nachwuchsorganisation.