Erfurt. Es ist soweit: Am Sonntag wird der Landtag gewählt. Klar ist jetzt schon: Die Wahlbeteiligung steigt – und es wird eng.

Das Interesse ist groß: Rund 228.000 Thüringer und Thüringerinnen hatten bereits am Mittwoch Briefwahlunterlagen beantragt. Dies entspreche 13,2 Prozent der Wahlberechtigten, teilte Landeswahlleiter Günter Krombolz am Freitag in Erfurt mit. In Jena stellte nahezu jeder Vierte einen Antrag. Insgesamt sind am Sonntag rund 1,8 Millionen Menschen im Land zur Wahl des neuen Landtags aufgerufen.

Die Zahl der Briefwähler sei damit noch höher als zur Europawahl im Mai, sagte Krombholz dieser Zeitung. „Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Beteiligung höher als zur Landtagswahl 2014 sein wird.“ Vor fünf Jahren gingen nur 52,7 der volljährigen Thüringer zur Wahl. Bei der diesjährigen Europawahl waren es 61,5 Prozent. „Immer wenn es wirklich um etwas geht, stimmen die Leute stärker ab“, sagte Krombholz.

Wenige tausend Stimmen könnten entscheiden

Gewiss ist in jedem Fall, dass es eng wird. Angesichts der jüngsten Umfragen erscheint es als völlig offen, wie die neue Regierung aussieht – oder ob sie überhaupt über eine Mehrheit verfügen wird. Zuletzt hatte die Linke teils deutlich vor CDU und AfD gelegen. Aber wegen der Schwäche der SPD und dem möglichen Wiedereinzug der FDP in den Landtag reichte es in den meisten Erhebungen nicht für eine rot-rot-grüne Mehrheit. Auf der anderen Seite verfügte auch eine Viererkoalition von CDU, SPD, Grünen und FDP nicht über ausreichend Sitze im Landtag.

So wie 2014 könnten wenige tausend Stimmen entscheiden, sagte der Jenaer Politikwissenschaftler Torsten Oppelland. So habe die aktuelle Regierung fast durchgehend nur mit einer Stimme im Landtag regiert. Zudem hänge vieles an der FDP, die in den Umfragen an der 5-Prozent-Hürde liegt: „Wenn sie es wieder nicht in den Landtag kommt, könnte es für Rot-Rot-Grün wieder reichen.“

Wahlkampffinale in Thüringen

Die Parteien erhöhten in der finalen Phase des Wahlkampf noch einmal ihre Präsenz. Die Spitzenkandidaten wurden dabei von besonders viel Politprominenz unterstützt. Bei der SPD traten am Freitag Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich auf. Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen trat genauso auf wie der FDP-Bundeschef Christian Lindner und der linke Ex-Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi, der inzwischen als Chef der Europäischen Linke amtiert.

Am Samstag wird die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer bereits zum zweiten Mal in dieser Woche in Erfurt auftreten. Zudem sind die beiden grünen Bundeschefs Annalena Baerbock und Robert Habeck fast durchgehend im Land unterwegs.

Auch die Fridays-for-Future-Bewegung rief am Freitag in acht Thüringer Städten zu Demonstrationen auf, um nochmals auf das Thema Klimaschutz vor der Wahl aufmerksam zu machen. Über 500 Jugendliche nahmen teil.

Insgesamt wurden 18 Landeslisten von Parteien zur Landtagswahl zugelassen. Die „Blauen“ der früheren AfD-Vorsitzenden Petry hatten sich allerdings aus dem Wahlkampf zurückgezogen.

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