Erfurt/Neuhaus/Rennweg. In einem Pflegeheim in Neuhaus sollen Bewohner von Mitarbeiterinnen missbraucht worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die beschuldigten Pflegerinnen bekamen derweil ihre Kündigungen.

Nach den Missbrauchsvorwürfen in einem Pflegeheim in Neuhaus/Rennweg zieht der Heimbetreiber erste Konsequenzen. Den fünf beschuldigten Mitarbeiterinnen sei fristlos gekündigt worden, teilte die Cura-Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin am Freitag mit. Zuvor waren die Pflegerinnen bereits vom Dienst freigestellt worden. Über die fristlose Kündigung hatte zuerst MDR Thüringen berichtet. Das Landesverwaltungsamt als zuständige Heimaufsichtsbehörde verhängte zudem ein Beschäftigungsverbot für die betreffenden Pflegerinnen.

Gegen die fünf Mitarbeiterinnen wird unter anderem wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kranken oder Hilfsbedürftigen, sexueller Nötigung, Körperverletzung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen ermittelt. Am Donnerstag hatte die Polizei mit rund 40 Beamten das Heim im Thüringer Wald und die Wohnungen der Frauen in den Kreisen Sonneberg und Saalfeld-Rudolstadt durchsucht.

Anonymer Hinweis war Anstoß für Ermittlungen

Dabei wurden laut einer Polizeisprecherin Datenträger aller Art sichergestellt. Die Forensiker durchsuchten nun die Inhalte - auch nach gelöschten Daten. MDR Thüringen berichtete am Freitag, dass erniedrigende Bilder der Opfer in einer Facebook-Gruppe ausgetauscht worden sein sollen. Dazu wollten sich aber weder Staatsanwaltschaft noch Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen äußern. Die Ermittlungen waren Ende vergangenen Jahres nach einem anonymen Hinweis ins Rollen gekommen.

Opfer zwischen 55 und 86 Jahre alt

Von der Auswertung der sichergestellten Beweismittel hänge ab, wie sich die weiteren Ermittlungen gestalteten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Meiningen, Jochen Grundler, am Freitag. Erst dann könne entschieden werden, ob weitere Ermittlungsschritte notwendig seien oder das Verfahren abgeschlossen werden könne. Derzeit würden unter anderen die Beschuldigten vernommen. Die bislang bekannten Opfer sind nach Polizeiangaben vier Frauen sowie ein Mann im Alter zwischen 55 und 86 Jahren.

Sozialministerin Heike Werner (Linke) zeigte sich erschüttert. Ein solcher Verdacht in derartigem Ausmaß sei eigentlich unvorstellbar, sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur. Das Geschehene müsse aufgeklärt und aufgearbeitet werden. "Dazu müssen wir zunächst die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten."

Der Thüringer Heimaufsicht seien bislang noch keine derartigen schweren Vorwürfe untergekommen, hieß es aus dem Sozialministerium. Die Heimaufsicht, die für 339 Pflegeeinrichtungen im Land zuständig ist, könne Missstände nur nach entsprechenden Hinweisen aufdecken. Im vergangenen Jahr gab es demnach 52 anlassbezogene Prüfungen. Von Januar bis November erfolgten laut Ministerium 30 Prüfungen.

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