Erfurt . Thüringen ist das einzige Land, ohne ein entsprechendes Schutzgesetz wie in anderen Bundesländern. Gerade während der Corona-Pandemie hätte es an Beratungsstellen gefehlt, beklagen Politiker.

Mit einem geplanten Prostituiertenschutzgesetz soll in Thüringen dauerhaft eine Beratungsstelle für Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen eingerichtet werden. Ein entsprechender Entwurf wurde am Donnerstag im Landtag beraten und in den Sozialausschuss übermittelt. Thüringen ist bisher das einzige Bundesland, das das Bundesprostituiertenschutzgesetz noch nicht in einem eigenen Gesetz aufgegriffen hat.

Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass Prostituierte nicht mehr nach Weimar zum Landesverwaltungsamt fahren müssen, um sich anzumelden. Stattdessen sollen wohnortnahe Anmeldungen möglich werden. Das Amt hatte in der Vergangenheit selbst eine dezentrale Lösung befürwortet. Außerdem sollen nach dem Gesetzentwurf keine Gebühren für Verwaltungsleistungen anfallen und eine Beratungsstelle dauerhaft vom Land finanziert werden.

Prostitution kein Beruf wie jeder andere

„Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere“, sagte Innenstaatssekretärin Katharina Schenk. Wer dort arbeite, könne erheblichen psychischen und psychischen Gefährdungen ausgesetzt sein. Mit der Anmeldepflicht solle sichergestellt werden, dass Prostituierte Zugang zu Beratung und Hilfsangeboten erhalten. „Der Zugang zu dieser Hilfe sollte nicht durch die Erhebung einer Gebührenlast erschwert werden.“

Die Grünen-Abgeordnete Laura Wahl beklagte, dass Prostituierte in der Corona-Pandemie vergessen worden seien. „Fatal war an dieser Situation aber auch, dass es in Thüringen keine Beratungsstelle, keinen Ort gab, an den sich Sexarbeiterinnen oder Prostituierte hätten wenden können.“ Die FDP stellte in Frage, ob die Ziele des Bundesprostituiertenschutzgesetzes erreicht werden. So sei es ein erklärtes Ziel der Bundesregierung gewesen, kriminelle Machenschaften zu reduzieren und die Betroffenen zu schützen, sagte Robert-Martin Montag. „Allerdings ist Prostitution weiterhin Hochrisiko-Bereich.“

Großteil der Sexarbeiter ohne deutsche Staatsbürgerschaft

Nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik waren am
31. Dezember 2020 im Freistaat 364 Prostituierte angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr seien dies 20 weniger gewesen. 305 Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen hatten im vergangenen Jahr keine deutsche Staatsbürgerschaft. Die besaßen nur etwa 16 Prozent.