Walldorf. Der 27-jährige Soziologie-Student und Bio-Imker Max Reschke ist neuer Parteichef der Thüringer Grünen.

Der Apoldaer Max Reschke ist neuer Co-Landessprecher der Thüringer Grünen. Die Delegierten beim Parteitag in Walldorf (Kreis Schmalkalden-Meiningen) wählten den 27-Jährigen am Samstagnachmittag mit deutlicher Mehrheit. Auf Reschke entfielen 62 von 100 gültigen abgegebenen Stimmen. Auf Christina Prothmann (32) aus Jena entfielen 36 Stimmen. Zwei Delegierte votierten mit Nein.

Reschke hatte seine Kandidatur am Freitagmittag eingereicht. Der 27-Jährige studiert Interkulturelle Wirtschaftskommunikation in Jena, ist Bio-Imker und führt den Grünen-Kreisverband im Weimarer Land.

Die Grünen hätten einen ganzen Katalog an Themen, mit denen man nicht die Welt der Menschen verändern wolle. „Wir wollen dafür sorgen, dass dieser ganze Planet zukunftsfähig wird“, sagte er. Man müsse die Menschen auch erreichen. Reschke führt den Landesverband nun gemeinsam mit Ann-Sophie Bohm (29).

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Prothmann, die seit dem vergangenen Sommer Ortsteilbürgermeisterin in Jena-Süd ist, hatte sich sogar erst am Samstag entschlossen ins Rennen zu gehen. Ihre Entscheidung fiel, nachdem Matthias Kaiser, Bundeswehr-Hauptmann aus dem Kreisverband Gotha, überraschend seine Kandidatur zurückgezogen hatte. „Ich bin der falsche Kandidat zur falschen Zeit“ begründete er seinen Schritt. Lange Zeit war Kaiser, der zehn Jahre lang der CDU angehörte, zunächst einziger Kandidat.

Neben Umwelt-, Natur- und Klimaschutz will Reschke sich für demokratische Werte einsetzen. In Thüringen dürfe nie wie Platz sein für Faschismus.

„Ich will dafür kämpfen, dass wir über fünf Prozent kommen nächstes Jahr“, rief Reschke mit Blick auf die Landtagswahl 2024 den Delegierten zu. „Lasst uns dafür kämpfen, dass wir um Themen streiten und nicht mehr um Personen.“

Er war eine deutliche Anspielung auf die Querelen im Vorfeld des Parteitags. Auslöser war der Rücktritt von Umweltministerin Anja Siegesmund, die als Cheflobbyistin beim Bundesverband der Entsorgungswirtschaft im Gespräch ist. Dass sie diesen Kontakt zunächst verschwieg, löste Unmut in Partei und Fraktion aus. Weil Landessprecher Bernhard Stengele Anfang Februar Siegesmunds Nachfolger als Umweltminister und Vizepräsident wurde, musste für ihn ein neuer Parteichef gewählt werden.

In der Folge verlor auch Justiz- und Migrationsminister Dirk Adams auf Drängen des Grünen-Landesvorstands sein Amt. Der 54-Jährige kritisierte beim Parteitag den Landesvorstand scharf. Bis heute fehle eine eindeutige Begründung, warum der Vorstand Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) aufgefordert habe, ihn als Minister zu entlassen, sagte er. Es müsse auf den Tisch kommen, was falsch gewesen sei. Aber: „Tut das nie mehr mit einem Menschen“, appellierte er an seine Partei zum Umgang miteinander. Auch wenn ihn mit dem derzeitigen Landesvorstand nichts mehr verbinde, werde er „ein verantwortungsvoller Grüner“ bleiben und der Partei weiterhin angehören.

Kontrovers diskutierten die Delegierten auch den richtigen Weg im Ukraine-Krieg. Es ging um den Umgang mit diplomatischen Initiativen und Waffenlieferungen in Kriegsgebiete.

Die Grünen gehören seit 2014 der Landesregierung in Thüringen an, seit 2020 in einer Minderheitskoalition mit Linken und SPD. Im kommenden Jahr soll im Freistaat ein neuer Landtag gewählt werden. In repräsentativen Umfragen liegen die Grünen bisher zwischen fünf und sieben Prozent.