Wer US-Präsident werden will, braucht eine Sache: viel Geld. Ob Biden oder Trump, das entscheidet sich vor allem durch die Wahlspenden.

Die nächste US-Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus, und obwohl unklar ist, ob Joe Biden sein Amt wird verteidigen können oder ein republikanischer Kontrahent – derzeit ist der klare Favorit Donald Trump – ihm den Rang ablaufen wird, erscheint eines sicher: Bis zum Wahltag, dem 5. November 2024 werden die Kandidaten und Organisationen, die sie unterstützen, mehr Geld als jemals zuvor ausgegeben haben, um das mächtigste Amt der Welt zu erobern.

Schon 2020, als sich Biden und Trump das erste Mal gegenüberstanden, erreichten die Wahlspenden atemberaubende Rekordhöhen. Wie aus Zahlen der zuständigen Federal Election Commission (FEC) hervorgeht, flossen vor drei Jahren etwa 2,9 Milliarden Dollar in den Präsidentschaftswahlkampf, und 2024 könnte locker die Schwelle von drei Milliarden überschritten werden.

Das Geld geht größtenteils in die Werbung, und zwar im Fernsehen, Hörfunk, Zeitungen und in sozialen Medien. Teuer sind aber auch die zahlreichen Wahlkampfveranstaltungen, Reisen quer durch Amerika und ein riesiger Personalstab.

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Donald Trump bei einer Veranstaltung auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Dem ehemaligen US-Präsidenten steht ein weiterer Gerichtsprozess bevor.
Donald Trump bei einer Veranstaltung auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Dem ehemaligen US-Präsidenten steht ein weiterer Gerichtsprozess bevor. © Andrew Harnik/AP/dpa

US-Wahl 2024: Milliardäre kaufen sich in den Wahlkampf ein

Während der Fokus 2020 auf die beiden Spitzenkandidaten gerichtet war, zeichnet sich der laufende Wahlkampf in diesem noch frühen Stadium durch eine bunte Palette an kontrastreichen Kandidaten aus, deren Kampagnen sich aus verschiedenen Geldquellen speisen. Umstritten ist der Versuch des relativ unbekannten Gouverneurs von North Dakota, Doug Burgum, dank seines privaten Vermögens ganz vorn mitmischen zu können.

Das vorläufige Ziel des Software- und Immobilienunternehmers, der im Juni seine Kandidatur bekannt gab und als Milliardär mit der möglichen Ausnahme von Trump der wohlhabendste Politiker in dem Bewerberfeld ist: Er will im August bei der ersten Fernsehdebatte der Republikaner mit auf der Bühne stehen.

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    Voraussetzung dafür ist aber, dass er mindestens 40.000 Spender hat, egal, wie wenig sie Burgums Kampagne überweisen. Also bewies der Gouverneur Einfallsreichtum. Jedem Wähler, der mindestens 1 Dollar spendet, will er eine Geschenkkarte mit Mastercard oder VISA Logo im Wert von 20 Dollar schicken und glaubt, damit problemlos die Schwelle von 40.000 erreichen zu können. Einen Platz auf der Bühne in Milwaukee will sich auch der Tech-Unternehmer Vivek Ramaswamy erkaufen, der mit einem Vermögen von geschätzten 660 Millionen Dollar ebenfalls selbstfinanziert ist.

    Der 37-jährige Bio-Tech Unternehmer hat Kleinspendern 10 Prozent seiner gesamten Einnahmen versprochen. Ramaswamy ist ebenfalls überzeugt, damit bei der TV-Debatte am Podium stehen zu können. Viele der Kleinspender bereuen ihre Entscheidung schon heute, denn wer einmal den Geldhahn aufdreht, muss damit rechnen, täglich mit weiteren Spendenaufforderungen in Form von Emails und SMS-Nachrichten bombardiert zu werden.

    Die beiden Unternehmer hoffen jedenfalls, dass Spitzenreiter Trump in der Flut von Prozessen, die auf ihn zukommen, versinken wird und sie sich dann dank ihres Geldes als tragfähige Alternativen vermarkten können.

    Ron DeSantis ist der Kandidat mit den bisher meisten Spendengeldern

    Anders stellt sich die Lage bei den übrigen Kandidaten dar. So veröffentlichte die FEC vorletzte Woche die offizielle Spendenstatistik für das zweite Quartal. Angeführt wurde die Liste von Floridas Gouverneur Ron DeSantis, derzeit die Nummer 2 unter den Republikanern, dessen Kampagne allein – also ohne Super Pacs und andere Spendenkomitees – etwas über 20 Millionen Dollar einstrich, dicht gefolgt von Biden und Trump.

    Weit abgeschlagen sind Außenseiter wie Nikki Haley, Chris Christie und Mike Pence. Die Zahlen täuschen aber darüber hinweg, dass DeSantis schon in wenigen Monaten das Geld ausgehen könnte. Er finanziert sich nämlich größtenteils durch Kleinspender, die schon die zugelassene Obergrenze erreicht haben, und er gibt das Geld schneller aus als jeder andere Kandidat.

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      Wegen der Sparzwänge werden immer mehr Mitarbeiter der DeSantis-Kampagne entlassen. Das wiederum verheißt nichts Gutes für die weiteren Aussichten des Gouverneurs. Eine deutlich bessere Ausgangsposition haben Biden und Trump. Sie kassieren die mit Abstand größten Summern nicht von ihren eigenen Kampagnen oder einzelnen Spendern, sondern von Super Pacs. Bei Super Pacs handelt es sich um Organisationen, die im Gegensatz zu Einzelspendern Summen in unbegrenzter Höhe bereitstellen dürfen, um Kandidaten zu unterstützen oder deren Gegner zu diskreditieren.

      Zwar dürfen sie keinen direkten Kontakt zu Kandidaten oder deren Mitarbeitern haben. Gleichwohl weiß jeder gut betuchte Geldgeber, dass Spenden für den Super Pac "MAGA Inc." Donald Trump zugute kommen und "Future Forward" Summen in dreistelliger Millionenhöhe sammelt, um Bidens Wiederwahl sicherzustellen.

      Wie der Wahlrechtsexperte Richard Hasen von der Uni UCLA in Los Angeles sagt, haben sich dabei einige Kandidaten in eine juristische Grauzone begeben. Laut Hasen könnten Burgum und Ramaswamy gegen das Wahlfinanzierungsgesetz verstoßen haben, da es illegal ist, Spendern für ihr Geld eine Gegenleistung anzubieten.

      Fraglich sind nach Ansicht von Experten auch die von Trump angewandten Methoden, dem seit Jahren nachgesagt wird, sich durch Wahlspenden persönlich bereichert zu haben. Das würde aber Politiker niemals davon abhalten, jede erdenkliche Finanzquelle anzuzapfen, so Hasen. "Denn ohne großes Geld kann eine Präsidentschaftswahl nicht gewonnen werden", und wer das nicht erkenne, brauche gar nicht erst anzutreten.