Meiningen. Die Bewerberzahlen sind stark gestiegen. Allerdings steht die Frage im Raum: Wie viele Polizisten kommen tatsächlich auf der Straße an?

Gute Zahlen aus der Thüringer Polizeischule: Für das Einstellungsjahr 2024 haben sich bisher 1334 potenzielle Polizeianwärter beworben. Innenminister Georg Maier (SPD) bestätigt auf Anfrage diesen Wert.

Bewerberzahlen fast verdoppelt

Damit trägt die seit einiger Zeit laufende Werbekampagne offenbar langsam Früchte. Im Vergleich zu 2023 ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber fast doppelt so hoch. Im vergangenen Jahr hatten sich 703 zumeist junge Frauen und Männer für den Polizeiberuf in Thüringen interessiert. 2022 waren es 604 Bewerber.

Jetzt macht sich bezahlt, was wir vor Jahren begonnen haben. Die Werbekampagne wirkt.
Georg Maier (SPD)

„Trotz der negativen Schlagzeilen in der Vergangenheit, ist das ein gutes Zeichen“, sagt Minister Maier. Die Polizeischule Meiningen war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Fokus geraten, weil es hier zu Übergriffen sexueller Natur auf Bewerberinnen und zu Mobbing gekommen sein soll. In dem Zusammenhang sind mehrere Verfahren bisher nicht beendet. Einige sollen nach Informationen dieser Zeitung aber vor dem Abschluss stehen.

Ich teile die Einschätzung des Ministers nicht. Wir können froh sein, wenn es nicht wieder weniger Polizisten werden
Jürgen Hoffmann

Trotz der hohen Bewerberzahlen bleibt es derzeit bei 300 Einstellungen pro Jahr, was immer noch eine deutliche Steigerung im Vergleich zur letzten CDU-geführten Koalition bis 2014 bedeutet. „Jetzt macht sich bemerkbar, was wir vor Jahren angefangen haben“, sagt Maier und verweist auf die unter rot-rot-grüner Führung erhöhten Einstellungszahlen.

In diesem Jahr könnte das nach einer internen Prognose des Ministeriums dazu führen, dass die Altersabgänge bei der Polizei erstmals im dreistelligen Bereich überkompensiert werden. 170 Polizistinnen und Polizisten gehen nach Berechnungen des Innenressorts in Pension, 285 Absolventen könnten mit ihrer Polizeiausbildung fertig werden. Maier hält es nach eigenen Angaben für realistisch, dass so ein Personalaufwuchs im dreistelligen Bereich entstehen könnte.

Gewerkschaft fordert 500 Einstellungen pro Jahr

Skeptisch blickt die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) auf derartige Ankündigungen des Innenministers. „Das mag das Wunschdenken des Innenministers sein. Ich gehe davon aus, dass wieder eine nicht unerhebliche Zahl an Anwärtern die Polizeischule nicht absolviert. Wir können froh sein, wenn es nicht wieder weniger Polizisten werden“, sagt der Thüringer Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Jürgen Hoffmann, auf Anfrage. Seiner Einschätzung zufolge könne es gerade so reichen, dass die Absolventen die Zahl der altersbedingten Abgänge kompensieren.

Hoffmann erneuerte die Forderung seiner Gewerkschaft nach 500 Einstellungen pro Jahr - für die nächsten fünf Jahre. „Dann haben wir auch sicher mehr Polizei auf der Straße in Zukunft“, zeigt er sich überzeugt. Dass die Polizeischule in Meiningen eine solch hohe Einstellungszahl nicht bewältigen kann, will der langjährige Gewerkschaftschef als Begründung nicht gelten lassen. „Dann müssen andere Lösungen gefunden werden“, sagt er. In der Vergangenheit habe es schon Polizeiausbildung an mehreren Standorten gegeben - das könne auch wieder möglich sein.