Berlin. Die US-Armee gab Milliarden für einen Hubschrauber aus, der nie fliegen wird. Der Ukraine-Krieg zeigt: Die Zukunft gehört den Drohnen.

Im Ukraine-Krieg spielen Drohnen eine große Rolle. Zur Aufklärung wie zur Zerstörung. Nie zuvor kamen so viele in einem Konflikt zum Einsatz. Die Militärs werden daraus lernen.

Randy George hat das getan – und sich nicht gescheut, zwei Milliarden US-Dollar in den Wind zu schießen. So viel Geld hatten die USA für die Entwicklung eines Aufklärungshubschraubers der nächsten Generation ausgegeben. Jetzt stoppte der Generalstabschef der US-Armee das Projekt.

Drohnen statt Hubschraubern: „Wir lernen auf dem Schlachtfeld“

George sagt, man habe das moderne Schlachtfeld nüchtern eingeschätzt. „Wir lernen auf dem Schlachtfeld – insbesondere in der Ukraine –, dass sich die Luftaufklärung grundlegend verändert hat.“ Er will lieber die Investitionen in Drohnen erhöhen.

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Lange Gesichter gibt es bei Textron-Bell und Sikorsky. Das sind die zwei Hersteller, die Prototypen entwickelt und gehofft hatten, beim „Future Attack Reconnaissance Aircraft“ (FARA) ins Geschäft zu kommen – einem Projekt, das seit 2028 bestand und für das weitere fünf Milliarden Dollar beantragt worden waren.

Sikorsky will eine Nachbesprechung durch die US-Armee abwarten, „um ihre Entscheidung besser zu verstehen.“ Bei Bell kann man noch auf einer Projektseite im Internet den „Bell 360 Invictus“ bewundern („Die Zukunft der Angriffsaufklärung in der Luftfahrt ist da“) und nicht zuletzt wie viele Zulieferer am Rüstungsprojekt hängen.

Warum noch einen Piloten ins Cockpit setzen?

In der Ukraine habe sich gezeigt, „wie verletzlich“ Hubschrauber seien, analysiert die Branchenplattform „The Warzone“. Es werde mit jedem Tag fragwürdiger, bei Aufklärungsflügen „überhaupt einen Menschen ins Cockpit zu schicken“. Drohnen sind im Allgemeinen nicht nur billiger – bei ihrem Absturz verliert man keine Piloten.

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Die Entwicklung ist nicht zwangsläufig vergebliche Mühe. Viele Komponenten können die Hersteller sicher für andere Varianten von Drehflüglern nutzen, etwa für Mehrzweckhubschrauber. Aber das Beispiel zeigt, dass viele Waffen aus der Zeit gefallen sind. Auch viele Verluste bei Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Schiffe gehen auf Drohnen zurück. Die Ukrainer erledigen sie ganz ohne Kampfhubschrauber.

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Bundeswehr gibt den „Tiger“ auf

Wahrscheinlich wird die Entwicklung und Beschaffung von Drohnen – und parallel von entsprechenden Abwehrsystemen – von vielen Armeen forciert, sodass ein Rüstungswettlauf in diesem Bereich keine Überraschung wäre. Die Amerikaner haben auch einige Beschaffungen bei Hubschraubern auf die lange Bank geschoben.

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Die Bundeswehr hat schon im Mai 2023 entschieden, innerhalb der nächsten 15 Jahre aus der Nutzung des Kampfhubschraubers Tiger – zu teuer und reparaturanfällig – auszusteigen und die Weiterentwicklung im Projekt Tiger Mark III gemeinsam mit Frankreich und Spanien aufzugeben. Der Tiger soll leichtere Helikopter abgelöst werden.

Bei den Waffen gehört die Zukunft den unbemannten Systemen, Drohnen wie Robotern. Viele Experten sehen das mit Sorge, denn es könnte Schwelle zu militärischen Abenteuern senken.

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