Jena. Mit einer Online-Umfrage hat sich der Lehramtsstudent Tom Schulze für Bier in der Mensa eingesetzt. Nur nimmt man ihm noch vorm Ablegen den Wind aus den Segeln.

Für manch einen ist fehlendes Bier im Kühlschrank die Horrorvorstellung nach dem wohl verdienten Feierabend. Diesem Schreckensszenario waren Tom Schulze und seine Freunde in der Ernst-Abbe-Mensa ausgesetzt. Tom Schulze erzählt, wie er abends mit Freunden in der Mensa saß und sie alle Lust auf ein Feierabendbier hatten. Allein: Es gab keins. Sofort war der Entschluss gefasst, es braucht Bier in der Ernst-Abbe-Mensa. Noch am selben Abend schrieb er einen Zettel mit einem QR-Code, der zu einer Umfrage leitete. Morgens ausgedruckt, verteilte Schulze sie in der Mensa und hing größere Plakate im Foyer auf. Die Rückmeldungen waren fast ausschließlich positiv.

Fast 800 Studierende haben die Umfrageseite besucht. 400 davon haben abgestimmt und 87 Prozent sind für ein Bierangebot in der Mensa. Solche Wahlergebnisse holt sonst nur Markus Söder auf dem CSU-Parteitag. Schulze hat es bewiesen, dass er mit seinem Wunsch nicht alleine ist. Die Umfrage sei beim Studierendenrat eingereicht und er warte jetzt auf eine Antwort, sagt er.

Die Mensa – ein Ort der Begegnung

Manche Studierende dürften die Vorstellung von angetrunkenen Kommilitonen mittags in der Mensa nicht sonderlich berauschend finden. Darüber macht sich Tom Schulze keine Sorgen. Zwar gebe es immer Erstsemester, die anfangs meinen, über die Stränge schlagen zu müssen, ihm gehe es aber vor allem um das Feierabendbier. Denn „die Mensa ist nicht nur Essen, sondern auch ein Ort der Begegnung“, sagt Schulze. Studierende treffen sich hier zum Frühstücken, auf einen Kaffee in einer kurzen Pause, ein günstiges Mittagessen oder bei einem Feierabendbier nach einem anstrengenden Tag. Bisher ist letzteres noch eine Wunschvorstellung. Während Schulze über die Begegnungsstätte Mensa sinniert, läuft ein Student mit einer Flasche Sekt am Tisch vorbei. „Siehst du! Der hat schon einen Sekt dabei“, lacht Schulze.

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Die Biersorten und Marken seien ihm letztlich egal. „Sterni wäre schön. Das ist auch das Studi-Bier“, findet er. Vor allem gehe es darum, dass die Mensa sich als sozialer Raum an der Uni weiterentwickelt. Da gehört im Alter von 18 bis Ende 20 das Bier dazu wie Bingo-Abende im Altersheim.

Auch abseits der kulinarischen Kämpfe engagiere sich Schulze in der Universität. Der Lehramtsstudent für Spanisch und Sport sei im Studierendenrat aktiv. „Irgendwann muss man auch mal anfangen, was zu verändern“, sagt Schulze. Wenn es klappt, sei er glücklich und hat was verändert. Wie schon die Frankfurter Bierkrawalle von 1873 zeigten: richtig aktiv werden die Deutschen erst, wenn es ums Bier geht.

Bier an der Jenaer Mensa? Der harte Boden der Tatsachen

Dem herumgehenden Geist des Freibiers schiebt das Studierendenwerk allerdings den Riegel vor. Zum einen sei bisher noch keine Umfrage bei ihnen angekommen. Zum anderen ist das Thema Alkohol in einer universitären Einrichtung aussichtslos. Die ernüchternde Antwort des Studierendenwerks Thüringen an Tom Schulze lautet: „Das Studierendenwerk Thüringen hat nicht vor, in der Mensa Ernst-Abbe-Platz Bier zum Verkauf anzubieten. Ein solches Angebot entspricht nicht dem Auftrag nach Thüringer Studierendenwerksgesetz.“ Genauer gesagt, im Gesetz steht nicht einmal das Wort „Bier“. Somit gehört es nicht zu den Aufgaben der Mensa, Bier anzubieten, sondern nur eine Verpflegung bereit zustellen.