Hirschberg/Untertiefengrün. Ab dem 30. Dezember 1989 konnte aufgrund des Brückenschlages über die Saale der Grenzübergang Hirschberg - Untertiefengrün genutzt werden.

Das 30-jährige Jubiläum der Brückeneröffnung zwischen dem thüringischen Hirschberg und dem oberfränkischen Tiefengrün wird am 30. Dezember 2019 ab 17 Uhr groß gefeiert. „Vor dem Museum für Gerberei-und Stadtgeschichte unserer Stadt gibt es Thüringer Roster, Bayerisches Bier, Glühwein und dufte Musik“, verrät Ralf Löscher.

Ein Zeitdokument: Ab dem 30. Dezember 1989 konnte aufgrund der Brücke der Grenzübergang Hirschberg-Untertiefengrün zunächst durch Fußgänger genutzt werden.
Ein Zeitdokument: Ab dem 30. Dezember 1989 konnte aufgrund der Brücke der Grenzübergang Hirschberg-Untertiefengrün zunächst durch Fußgänger genutzt werden. © OTZ | Ralf Löscher

Der Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Hirschberg-Gefell bereitete diesen Termin gemeinsam mit der Bürgermeisterin von Berg und Vorsitzenden der dortigen CSU-Ortsgruppe, Patricia Rubner, vor. Einladungen gingen an die Landräte von Hof und des Saale-Orla-Kreises sowie an mehrere Bürgermeister. Für den thüringischen Organisator hat dieser Tag aber noch immer eine weitaus größere Bedeutung.

Er erinnert sich: „Mein Arbeitgeber war die weithin bekannte Lederfabrik hier in Hirschberg. Am 29. Dezember 1989, einem Freitag, erhielten wir von unserem damaligen Vorgesetzten den Auftrag mit einem Gabelstapler mehrere Betonplatten, welche zuvor von Pionieren der DDR-Grenztruppen aus der Mauer für einen Durchgang demontiert wurden, aufzuräumen. Mein Kollege und ich hatten plötzlich die geniale Idee, eine davon für die Mauerspechte auf dem Wendeplatz vor dem einstigen Betriebskindergarten und der heutigen Villa Novalis abzulegen.“

Dort versammelten sich schließlich am Tag der Brückenöffnung viele Einheimische - Privatleute aus Hirschberg, dazu Handwerker und Gewerbetreibende sowie Mitglieder von Vereinen, um die Gäste aus Oberfranken zu begrüßen. „Es gab reichlich Essen und Trinken. Als das Offizielle vorbei war und die Menschen in beide Richtungen strömten, wurden wir regelrecht überrannt. Von der Betonplatte auf der Mauer blieben nur noch die Bewährungseisen liegen“, erinnerte sich Ralf Löscher drei Jahrzehnte später. Die „Mauerspechte“ hatten nach seinen Worten ganze Arbeit geleistet.

Die nur fünf Jahre zuvor gegründeten „Wisentataler Blasmusikanten“ aus Mühltroff sahen es außerdem als Ehrensache an, die Einwohner von Hirschberg an diesem denkwürdigen Tag vor 30 Jahren zu unterstützen. Sie kommen auch zum Jubiläum am 30. Dezember, um mit Musik für den guten Ton zu sorgen und den „Gute-Laune-Pegel“ aller Gäste zu erhöhen.

Die Wisentataler Musikanten spielen wiederum zum 30-jährigen Jubiläum der Brückeneröffnung am 30. Dezember in Hirschberg.
Die Wisentataler Musikanten spielen wiederum zum 30-jährigen Jubiläum der Brückeneröffnung am 30. Dezember in Hirschberg. © OTZ | Roland Barwinsky

„Viele Menschen versammelten sich damals am späten Nachmittag im geöffneten Hirschberger Kulturhaus und im Tiefengrüner Gasthaus ‘Zur Hulda’. Es gab in den damaligen stürmischen Zeiten selbstverständlich viel zu erzählen und außerdem reichlich Freibier aus Gottsmannsgrün“, frohlockt der Einladende jüngst.

Am Sonntag danach feierten vor nunmehr 30 Jahren Thüringer und Franken dann einen grenzenlosen Silvesterball im Kulturhaus Hirschberg. Das war ein Gebäude, welches von der „Westseite“ aus - aufgrund des sich davor befindenden Areals der Lederfabrik - nicht einsehbar war. Um Mitternacht konnten erstmals Raketen und Böller auf der neuen Saalebrücke gezündet werden. Das gerade eingeweihte Bauwerk war vorerst aber nur eine Fußgängerbrücke aus Stahlträgern und Holzbohlen, welche die Baufirma Wilfert aus Schnarchenreuth in Rekordzeit auf den 1945 von der Wehrmacht gesprengten Fundamenten errichtete.

„Was in den Jahren danach auf beiden Seiten der Saale und der Region geschah, kann man nicht in ein paar Worten zusammenfassen. Wir sollten heute für jeden Tag dankbar sein. Denn damals konnte der Kalte Krieg zwischen Ost und West friedlich in Deutschland begraben werden“, meinte ein sichtlich nachdenklicher und zugleich aufgewühlter Zeitzeuge von damals. Ralf Löscher hofft deshalb gemeinsam mit seinen Unterstützern auf reges Publikumsinteresse aus Anlass der Brückenöffnung.

30. Dezember, 17 Uhr, Platz vor dem Museum für Gerberei- und Stadtgeschichte in Hirschberg