Wundersleben. Wunderslebener Laufgruppe zieht auslaufende Ölflaschen, gammelige Fischdosen und sogar eine Schaukel aus dem Wasser.

Wie viel Müll auf einer vier Kilometer langen Strecke zusammenkommt, darüber staunten die insgesamt zehn ehrenamtlichen Müllsammler, die es sich vor zwei Wochen das erste Mal zur Aufgabe gemacht hatten, den Radweg zwischen Wundersleben und Werningshausen vom Müll zu befreien. „Mit ein bisschen Müll hatten wir ja gerechnet, aber dass auf solch einer verhältnismäßig kurzen Strecke gleich sieben Säcke zustande kommen, das war schon erstaunlich“, berichtet Christiane Kind.

Sie gab den Anstoß für die Sammelaktion. Auf die Idee kam sie durch einen Aufruf im Internet. „Da wurden Nutzer in den sozialen Medien aufgefordert, einen Monat lang jeden Tag ein bisschen Müll mitzunehmen, der einem vor die Füße kommt.“ Und weil der Wunderslebenerin Naturschutz schon immer am Herzen lag, wie sie selbst sagt, weitete sie den Aufruf aus.

Gemeinsam mit ihrer Laufgruppe – fünf Frauen, die regelmäßig zusammen joggen gehen – schmiedete sie den Plan, sämtliche Laufstrecken in der näheren Umgebung müllfrei zu machen. Im Joggeroutfit und mit recycelbaren Müllsäcken und wiederverwendbaren Handschuhen bewaffnet, nahm sich die Gruppe zunächst den Radweg zwischen Wundersleben und Werningshausen vor. „Da laufen wir alle stets und ständig lang und wissen, dass dort einiges herum liegt, was da nicht hingehört“, berichtet Christiane Kind.

Christiane Kind, Anne-Kathrin Schulze, Anke Dombrowski, Daniela Malatek, Arleen Richter (obere Reihe von links) und Hanna-Helene, Femi, Felicitas, Theo, Max haben den Radweg zwischen Wundersleben und Werningshausen vom Müll befreit.
Christiane Kind, Anne-Kathrin Schulze, Anke Dombrowski, Daniela Malatek, Arleen Richter (obere Reihe von links) und Hanna-Helene, Femi, Felicitas, Theo, Max haben den Radweg zwischen Wundersleben und Werningshausen vom Müll befreit. © Christiane Kind

Auch ihre Kinder nahmen die Läuferinnen mit – die allerdings nicht per Fuß, sondern per Fahrrad auf Müllsuche gingen. Was sie dabei am Wegesrand und teilweise auch im Wasser der Unstrut und der Gramme entdeckten, machte sie sprachlos. Jede Menge Pfandflaschen, teilweise noch mit Limonade oder anderen abstrakten Flüssigkeiten gefüllt, Ölflaschen, die ausliefen, stinkende Fischdosen, an einer Stelle bestimmt 50 Zigarettenstummel und Plastik über Plastik, das unter anderem in den Bäumen hing. Das verrückteste Fundstück: eine Schaukel.

Drei Stunden waren die Sammler insgesamt unterwegs. 14 Kilogramm Müll waren die Ausbeute. Stolz waren am Ende der Aktion vor allem die Kinder. „Meine Tochter hat die Fotos, die wir gemacht hatten, gleich überall herumgezeigt und erzählt, was wir geschafft haben“, berichtet Christiane Kind.

Für die Mütter war es nicht nur wichtig, dass ihre Kinder Spaß an der Sache hatten, auch lernen konnten sie so etwas. Dass zum Beispiel ein Zigarettenstummel beinahe 15 Jahre braucht, bis er in der Natur verrottet und währenddessen noch jede Menge Gifte in die Umgebung abgibt, ließ die Kinder die weggeworfenen Kippen mit noch mehr Ekel betrachten.

Der Weg zwischen den beiden Dörfern war nach der Sammelaktion für nur wenige Stunden wirklich sauber. Bereits am Abend, als eine der Läuferinnen die Strecke nochmal passierte, lagen schon wieder die ersten Taschentücher am Wegesrand. „Zwei Spaziergänger erwischte sie dabei auf frischer Tat“, berichtet Christiane Kind. Ihre Laufkumpanin stellte die beiden zur Rede, die aber brachten nur den Einwand vor: „Es sind doch nur Taschentücher.“ Aber auch die, weiß Christiane Kind, brauchen etwa fünf Jahre, um sich komplett zu zersetzen.

Und jetzt, etwa zwei Wochen nach der Aktion, ist der Radweg wieder genauso vermüllt wie vorher. „Traurig“, kommentiert das die Initiatorin.

Die Laufgruppe will nun jeden Monat eine andere Strecke rund um Wundersleben entmüllen. Bereits festgelegt ist der Termin im März: Am 22. gehen die Läuferinnen den Radweg zwischen Wundersleben und Straußfurt, direkt neben der B 176, an. Auch über das Internet will Christiane Kind ihre Aktion bekannter machen. „Vielleicht finden sich ja andere Laufgruppen, die Lust haben, auch sowas zu machen“, hofft sie.