Erfurt. Der Mann des Abends beim FC Rot-Weiß Erfurt war Michael Seaton. Er traf per Fallrückzieher, schoss in den Winkel – und hatte beim 7:2 gegen Chemnitz einen ganz besonderen Fan auf der Tribüne sitzen.

Es war ein magischer Abend, den die Fans des FC Rot-Weiß nicht so schnell vergessen werden. Michael Seaton erlebte dabei gleich mehrfach ganz besondere Momente. „Zum ersten Mal war meine Mutter hier im Stadion“, sagte der Erfurter Stürmer, der beim 7:2-Triumph gegen den Chemnitzer FC nicht nur mit zwei Toren glänzte. Mit seinem Treffer zum 1:2-Anschluss leitete er auf spektakuläre Weise die nicht für möglich gehaltene Wende ein.

„In solch einem Augenblick denkt man nicht nach. Es passiert einfach“, beschreibt Seaton den Fallrückzieher, der das Format zum „Tor des Monats“ hat. Einen Freistoß von Erik Weinhauer verlängerten Kwabe Schulz und Romarjo Hajrulla auf den Jamaikaner: „Ich habe die Chance gesehen, dass es klappen könnte, und ich habe es einfach mal versucht.“

Stürmer erfüllt sich einen Traum

Als das 7:2 gegen völlig überforderte Sachsen vollbracht war und die Spieler in der Kabine des Steigerwaldstadions verschwunden waren, schaute sich Seaton sein sensationelles Tor per Video selbst noch einmal an. Auch seine Mitspieler kamen aus dem Staunen nicht heraus: „Sie haben mich Air Michael gerufen.“

Mit dem Tor erfüllte sich der 27-Jährige selbst den Traum eines jeden Stürmers. Im Training habe er einen Fallrückzieher oft probiert. „Aber nun endlich habe ich in einem Spiel getroffen. Und jeder hat gesehen, dass ich es kann“, sagte Seaton mit strahlenden Augen.

Erfurt von zwei Gegentoren nur kurz geschockt

Dabei gaben zunächst die Chemnitzer den Ton an. Aber sowohl die bengalischen Feuer im Gästeblock als auch die beiden schnellen Tore zum Erfurter 0:2 nach sechs Minuten erwiesen sich als viel Rauch um nichts. Bei lausigen zwei Grad befreite sich Rot-Weiß schnell aus der Schockstarre.

Nach dem Tor des Jamaikaners nach 14 Minuten gelang dem von der Karibikinsel St. Lucia stammenden Caniggia Elva per Kopf noch vor der Pause der Ausgleich – er leitete zugleich damit einen karibischen Abend ein. Erfurt führte den Gegner nach der Pause auf dem rutschigen, teils noch von Schnee bedeckten Rasen regelrecht vor.

CFC-Trainer fassungslos: „Das war frech“

Christian Tiffert war fassungslos: „Das war von einigen Spielern frech. Nicht nur die Innenverteidiger und den Torhüter, auch das Trainerteam und vor allem die mitgereisten Fans haben sie hängen lassen“, sagte der enttäuschte Chemnitz-Coach: „Am liebsten würde ich am kommenden Wochenende eine komplett neue erste Elf spielen lassen.“

Bei Erfurt gelang dagegen scheinbar alles, ein Treffer war schöner als der andere. Elva probierte es nach herrlicher Vorarbeit von Sidny Cabral einfach mal 25 Metern – und erzielte die Führung (48.). Auch er erlebte einen emotionalen Abend. Der 27-Jährige feierte seine Tore ausgelassen mit einem Salto – und widmete sie zugleich dem im November an einem plötzlichen Herztod gestorbenen Agyemang Diawusie, mit dem er einst in Ingolstadt zusammenspielte.

Sehenswerte Tore: Schuss in den Winkel, Elfmeter und ein Doppelpack

So nachdenklich Caniggia Elva nach dem Schlusspfiff für einen Moment seine Tore erklärte, so befreit tanzte Rot-Weiß in der zweiten Halbzeit den Gegner aus. Seaton zirkelte den Ball in den linken Winkel zum 4:2 (56.). Der gefoulte Hajrulla per Strafstoß (65.) und der nur drei Minuten zuvor eingewechselte als Joker Maxime Langner mit einem Doppelpack (74./75.) innerhalb von nur 30 Sekunden versetzen die Fans endgültig in einen Freudentaumel.

„Ich habe ein paar graue Haare bekommen, bin heute zwei, drei Jahre älter geworden“, sagte Rot-Weiß-Trainer Fabian Gerber, der froh war, nach zuvor nur einem Sieg in zehn Spielen nicht schon wieder einen Misserfolg erklären zu müssen. Michael Seaton derweil freute sich auch über die beiden Tore seines Kumpels Elva: „Es war ein kalter und zugleich warmer karibischer Abend“, lachte Seaton.

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