Essen. Union-Trainer Nenad Bjelica geht beim Auswärtsspiel auf Leroy Sané los. Er ist nicht der erste Trainer, der die Nerven verliert.

Es sind ein paar Sekunden, die am Ende die gesamten 90 Minuten Spielzeit überschatten: Die Auseinandersetzung zwischen Union-Trainer Nenad Bjelica und Bayern-Star Leroy Sané lenken vom knappen 1:0-Sieg des Rekordmeisters im Bundesliga-Nachholspiel am Mittwochabend ab. Für das Handgemenge vor der Trainerbank, bei welchem Bjelica Sané zweimal ins Gesicht fasste, sah der Coach die Rote Karte.

Bjelica, der seiner Mannschaft beim kommenden Spiel gegen den SV Darmstadt fehlen wird, ist sicherlich nicht der letzte Trainer, der mit seinem Ausraster an der Seitenlinie auf sich aufmerksam macht - und erst recht war er nicht der Erste.

Heutiger Bundestrainer wütet im Kabinengang

Mit dem heutigen Bundes- und Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gingen beim Auswärtsduell gegen Borussia Mönchengladbach die Nerven durch: Nach der 2:3-Niederlage seines Teams im Februar vergangenen Jahres stürmte er in den Kabinengang und in die Schiedsrichterkabine: „Das ist doch ein Witz, will der mich verarschen oder was?“, rief er dabei. Später bat er um Entschuldigung: „Da bin ich leider eindeutig zu weit gegangen.“

Mit einer Kurzschlussreaktion setzte Norbert Meier im Dezember 2005 seine Karriere aufs Spiel. Der ehemalige Bremer Bundesliga-Profi und Nationalspieler war als Trainer mit dem MSV Duisburg in die erste Liga zurückgekehrt. Beim Duell gegen den 1. FC Köln geriet Meier an der Seitenlinie mit dem Kölner Albert Streit aneinander. „Wir beide sind sehr dicht aneinandergeraten. Woraufhin ich mich habe hinfallen lassen, beziehungsweise hingefallen bin, weil ich denke, ich habe eine Wunde davongetragen. Das sieht man, und das ist einfach eine normale Reaktion“, sagte der damalige MSV-Trainer nach der Partie. Was die Fernsehbilder aber zeigten: alles Schauspielerei. Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhielt er dafür ein dreimonatiges Berufsverbot und musste 12.500 Euro zur Strafe zahlen.

Der Duisburger Trainer Norbert Meier (rechts) und der Kölner Albert Streit geraten im Nachholspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln mit den Köpfen aneinander.
Der Duisburger Trainer Norbert Meier (rechts) und der Kölner Albert Streit geraten im Nachholspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln mit den Köpfen aneinander. © dpa | Roland Weihrauch

Eugen Hach: Der „Würger vom Tivoli“

Ein spätes Siegtor hätte für Eugen Hach eigentlich Grund zur Freude sein können. Doch neben drei Punkten nahm der Trainer von Alemannia Aachen im Dezember 2000 aus der Partie gegen Energie Cottbus vor allem den Spitznamen „ Würger vom Tivoli“ mit. In der achten Minute würgte er den Cottbuser Stürmer Franklin Bittencourt von hinten mit beiden Händen am Hals. Drei Monate Sperre und 15.000 Mark Strafe.

Trainer mit einer kurzen Zündschnur sind aber nicht nur ein deutsches Phänomen: Auch im internationalen Fußball werden die guten Manieren ab und an in der Kabine gelassen. Nicht umsonst ist José Mourinho als „The Special One“ bekannt und gefürchtet. Als Trainer von Real Madrid steckt er 2011 die Finalpleite im spanischen Supercup gegen den FC Barcelona nicht gut weg. Erst versuchte er dem mittlerweile verstorbenen Barca-Co-Trainer Tito Vilanova am Ohr zu ziehen, dann stach er ihm den Finger ins Auge.

Nicht immer hat sich Trainer Jose‘ Mourinho im Griff.
Nicht immer hat sich Trainer Jose‘ Mourinho im Griff. © firo Sportphoto / dppi | Federico Proietti

Christian Streich: Umgetackelt von Frankfurts Verteidiger

Manchmal sind es aber auch die Spieler, die sich nicht beherrschen können: Wie David Abraham, Kapitän von Eintracht Frankfurt, im November 2019. Beim Spiel gegen Freiburg checkte der Verteidiger SC-Trainer Christian Streich zu Boden. Dieser hatte zuvor einen Ball durchgelassen. Anstatt seinen Sprint zu beenden oder auszuweichen, ging Abraham auf Konfrontationskurs - und sah dafür die Rote Karte.

Wie lange Nenad Bjelica Union Berlin fehlen wird, will der DFB in dieser Woche bekannt geben. Sein Verhalten sei zwar grundsätzlich „nicht zu tolerieren“, sagte der 52-Jährige. Es tue ihm auch leid für Verein und Mannschaft, aber eine Entschuldigung bei Sane? Nein! „Denn er kommt in meinen Raum, um mich zu provozieren. Er hat mich geschubst und ich habe reagiert.“