Erfurt. Trainer Florian Völker vom Volleyball-Bundesligisten Schwarz-Weiß Erfurt und Manager Christian Beutler schildern im TA-Sporttalk „Im Steigerwaldstadion“ wie sie die Herausforderung Bundesliga angehen.

Der erste Punkt ist durch das 2:3 gegen Vilsbiburg eingefahren. Ein Extra-Punkt für die Volleyballerinnen von Schwarz-Weiß Erfurt. Was der wert ist, wird sich zeigen. Mit der neuen sportlichen Leitung und einem jungen Team hofft der Verein, sich im Oberhaus zu behaupten. Trainer Florian Völker (28) und Geschäftsführer Christian Beutler (37) gehen mit Zuversicht voran, sprechen von Wunschlösung, einem Video-Netzwerk und ei­ner Fremdsprache als Hilfsmittel. SAISONSTART Florian Völker: Trotz der Niederlagen schöpfen wir aus den beiden Auftritten gegen Münster und Vilsbiburg sehr viel Hoffnung. Wir haben sehr kämpferisch agiert. Das wollten wir auch zeigen. Dass wir emotional sind, dass wir bei einer Negativserie nicht aufgeben. Dafür wurden wir mit einem Punkt gegen Vilsbiburg belohnt. Vielleicht ist der Zähler ein bisschen zu wenig. Gern hätte es einer mehr sein dürfen. Aber insgesamt machen die Auftritte Mut, dass wir unsere Ziele erreichen.

ERWARTUNG Florian Völker: Vilsbiburg ist vergangene Saison Fünfter gewesen. Auch Münster ist eine Mannschaft eher aus der oberen Region. Gegen beide waren wir mit am Ball. Es hat noch nicht zum Sieg gereicht. Aber man hat gesehen, dass wir gegen diese Teams voll Gas geben können. Am Ende geht es für uns um den Klassenerhalt. Das ist die erste Prämisse, nachdem es der Verein drei Jahre nicht geschafft hatte. Von daher zählt jeder Punkt.

WIRTSCHAFTLICHKEIT Christian Beutler: Wir haben großen Zuspruch erfahren. Von Sponsoren, die uns zum großen Teil die Treue gehalten haben. Das nötigt wirklich Respekt ab.

AUFGABENTEILUNG

Christian Beutler: Mein Einmischen in sportliche Belange beschränkt sich auf das gemeinsame Mittagsessen. Und wenn ich da etwas sage, reicht das auch. Und auch das behalten wir unter uns. Ich möchte mir das nicht anmaßen einzugreifen.

HANDBALL-VERGLEICH

Christian Beutler: Vieles hat sich angepasst, gerade, was die Lizenzierung betrifft. Manchmal ist die Null hinter der Zahl ein bisschen was anderes, sodass wir an der Stelle über andere Beträge reden, gerade im Männerhandball. Selbst in der zweiten Liga liegen wir in einem anderen Bereich als in der ersten Bundesliga Volleyball der Frauen.

DU ODER SIE?

Florian Völker: Im Sport ist es eigentlich schon gängige Praxis, dass viel geduzt wird. Von daher halte ich es auch so. Ich glaube nicht, dass Respekt auch nur am Duzen hängt, sondern an Taten.

ANSPRACHE Florian Völker: Wir haben vier Nationen. Team-Ansprachen sind in Englisch. Die Spielerinnen von Übersee sollen auch das Gefühl haben, dass sie hier willkommen sind. Gerade mit der Sprache hängt viel zusammen, ob man sich wohlfühlt.

DERBY-ZEIT

Florian Völker: Wie das Umfeld auf dieses Derby gegen Suhl hinfiebert, ist schön zu sehen. Ich denke, dass es uns allen hilft. Die Halle ist voll, es herrscht gute Stimmung, es wird viel berichtet. Das wird ein tolles Event für beide Vereine. Man merkt ein bisschen die Rivalität. Das ist jedoch genau das, was den Sport ausmacht. Das Hinspiel wird am 21. Dezember in Suhl sein, das Rückspiel am 14. März.

DIE BUNDESLIGA

Florian Völker: Die Liga ist brutal eng. Auch alle Teams, die vergangenes Jahr unten standen, haben sich verbessert und haben personell aufgerüstet. So hoffentlich auch wir. Es wird aber ein ähnliches Kräfteverhältnis sein. Das heißt: Die Teams, die letztes Jahr unten standen – das sind wir, Straubing, Wiesbaden und Suhl –, sind wohl auch die, die wir in dieser Saison unten erwarten würden. Nichtsdestotrotz kann immer jemand von denen überraschen. Die Qualität haben alle. Oben werden sich die drei Großen wieder tummeln: Schwerin, Dresden und auch Stuttgart. Es wird eine sehr spannende Volleyball-Bundesliga – für jeden absolut sehenswert.

FERNSEHÜBERTRAGUNG

Christian Beutler: Wir freuen uns, dass wir im Dezember das erste Spiel haben, das live von Sport 1 übertragen wird. Es ist das Auswärtsspiel in Stuttgart.

ABSTIEGSREGEL Florian Völker: Offiziell gibt es einen festen Absteiger. Dann aber hängt es davon an, wie viele Teams aus der zweiten Bundesliga aufsteigen wollen. Prinzipiell wollen wir nicht in der Liga bleiben, weil andere nicht hoch wollen. Wir wollen drin bleiben, weil wir es sportlich verdient haben.

SPIELVORBEREITUNG Florian Völker: Es gibt durch die Scouts der Volleyball-Bundesliga einen sehr guten Austausch von Videos. Dann arbeiten wir auch mit Programmen, die das Spiel so haargenau wie möglich auseinandernehmen. Damit bereiten wir uns auch vor.

HEIMSTÄTTE

Christian Beutler: Wenn unsere Riethhalle voll ist, dann hat es jeder schwer, dort zu punkten. Alles, was vierstellig in Sachen Zuschauern ist, wäre ein Traum.

BUDGET Christian Beutler: Wenn man so auf alle Experten hört, wird es bei Mitteln unter 500.000 Euro verdammt schwer. Gerade wenn es darum geht, die Mannschaft mit zwölf Spielerinnen zu besetzen. Unser Etat ist extrem schwer. Deswegen hilft uns jeder, der zum Heimspiel kommt.

GROSSSPORTHALLE

Christian Beutler: Wenn man sie realisieren kann, da wären wir die Letzten, die sich da verschließen. Im Moment bin ich da zu weit weg. Für die Bundesliga haben wir gute Bedingungen, was Hallenhöhe und Kapazität angeht. Trainingszeiten sind eher das schwierige Thema. Auch ein gleichbleibender Trainingsort wäre sehr wünschenswert.

SCHWARZ-WEISS ERFURT

Florian Völker: Für mich ist es eine absolute Wunschlösung gewesen, hier in die erste Liga zu gehen. Ich hatte ein paar andere Angebote im Sommer. Aber ich habe mich bewusst für Erfurt entschieden, weil ich Lust auf die Herausforderung hatte. Und wir werden unsere ganze Energie reinhauen.

PERSPEKTIVE Florian Völker: Ich fühle mich hier sehr wohl. Wichtig ist erstmal, dass wir sportlich den Klassenerhalt schaffen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch länger in Erfurt zu bleiben. Das weiß man im Leistungssport nur nie.

ENTWICKLUNG

Florian Völker: Auch Volleyball wird athletischer. Das Spiel entwickelt sich immer mehr zu dem der Männer: mit Sprungaufschlag und Dreierblock. HELFERSCHAFT Christian Beutler: Ja, wir haben halt nicht die personellen Möglichkeiten, nicht die Riesen-Geschäftsstelle. Aber wir haben einen äußerst aktiven Vorstand und ein unheimlich großes Team drum herum. Gerade wenn wir darüber sprechen, die Riethsporthalle mit dem linienfreien Boden zu präparieren, benötigen wir 20, 25 Leute. Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre die Bundesliga nicht zu stemmen.

FÖRDERUNG

Florian Völker: Wir versuchen, als Verein die Kapazitäten am Sportgymnasium zu nutzen. Und mehr Spieler in die Bundesliga zu integrieren, die dort ausgebildet werden. Mit Paula Reinisch und Mia Stauß, zwei Ei­gengewächsen, hat das sehr gut geklappt. Hoffen wir, dass wir noch mehr davon haben.