Am Ende war von der Rasenfläche im Erfurter Georgij-Dimitroff-Stadion nichts mehr zu sehen: Rund 40.000 Fans feierten vor 65 Jahren den ersten DDR-Meistertitel von Turbine Erfurt.

An die acht Millionen Wetten sind für jenen Sonntag platziert worden. Für diesen 11. April 1954. Wie viele davon bei 15 zu tippenden Fußball-Spielen im Sport-Toto eine Eins hinter der Partie zwischen Turbine Erfurt gegen Wismut Aue gesetzt hatten, ist nicht überliefert.

Mutig je­denfalls müssen diejenigen gewesen sein. Die damals zu Ende gehende fünfte DDR-Meisterschaft war bis in die letzten 90 Minuten hinein offener, als es das Aufein­andertreffen des vorjährigen Siebten gegen den Zweiten aus dem Erzgebirge vorher wohl schien.

"Wird es dem Gastgeber diesmal gelingen - die ganze Thüringer Fußball-Gemeinde wünscht es sehnlichst - das Gesetz der Serie zu durchbrechen?", weckt die Zeitung "Das Volk" die Neugier.

"Heißt der Fußballmeister 1954 nun Turbine oder Chemie?", stellte das "Tageblatt" ob des Titel-Duells mit Leipzig in den Raum.

Nichts mehr zu sehen von der Rasenfläche

Mit allen guten Wünschen begleitete man die Turbine-Elf und erwartete ein großes Spiel. Genauso wie es sich wohl die annähernd 40.000 (das "Thüringer Tageblatt" sprach sogar von 45.000) erhofften und einen besonderen Tag im Georgij-Dimitroff-Stadion erlebten. Einen goldenen bei prächtigem Frühlingswetter, der für die Blumenstädter im Blumenmeer mündete.

Von der Rasenfläche sei nichts mehr zu sehen gewesen, Tausende um Tausende hätten die Ordner beiseite geschoben und mit den abgekämpften, aber nach dem 2:0 glückstrahlenden und mit Blumen in die Kabine gehenden Kickern, zugejubelt.

Mit Titelchancen war der ein Jahr zuvor knapp im Entscheidungsspiel gegen Dresden unterlegene Vize (2:3 n.V.) nicht nach Erfurt gekommen. Einen prachtvollen Blumenkorb hatte er aber dabei. Ausgerechnet die Kumpel, ge­gen die die von Hans Carl trainierte erfolgreichste Erfurter Fußball-Mannschaft in fünf Duellen zuvor stets verloren hatte.

Nach nur einer Viertelstunde hatten sie sich fast sicher sein können, keinen Blumentopf mit­nehmen zu können. Drei Minuten nachdem Siegfried Vollrath per Heber Aues Keeper Schmalfuß überwunden hatte, traf Hemut Nordhaus (14.). "Karl-Heinz Löffler hatte dem überragenden und mit "einem Bombenschuss" treffenden Mittelverteidiger das Leder auf den "Pantoffel serviert".

Im folgenden Abwehrkampf ließen die auch ein Jahr später trimphierenden Erfurter nichts mehr zu, hätten sich aber selbst eine Niederlage leisten können. Verfolger Leipzig hatte gegen Dynamo Dresden verloren.

Eine Zwei hatten da womöglich auch nicht viele der rund 8 Millionen auf dem Zettel. Bei 50 Pfennig Einsatz pro Tipp-Schein mochten sie es verschmerzen.