Eisenach. Handball-Generationen der Wartburgstadt gingen durch die Hände von Medizinalrat Johannes Muthen. Er starb im Alter von 80 Jahren.

Fassungslosigkeit und tiefe Trauer beim ThSV Eisenach. Der langjährige Mannschaftsarzt, Medizinalrat Johannes Muthen, ist am 30. März völlig unerwartet verstorben. Vor wenigen Monaten feierte noch eine Delegation des ThSV Eisenach mit einem vitalen und bestens aufgelegten Senior dessen 80. Geburtstag. Am vergangenen Sonntag gedachte der ThSV Eisenach mit 3150 Zuschauern beim Mitteldeutschland-Derby gegen den SC Magdeburg seines langjährigen Mannschaftsarztes.

Über 25 Jahre eilte Muthen, zumeist unterstützt vom kürzlich verstorbenen Physiotherapeuten Wolfgang Heyer, auf das Parkett, wenn ein Eisenacher Handballer sich verletzt hatte. Generationen Eisenacher Erst- und Zweitligaspieler wurden von ihm medizinisch betreut und beraten, erst bei Motor und dann beim ThSV Eisenach. Er stand vielen Trainern, von Hans-Joachim Ursinus und Rainer Osmann bis Peter Rost und Zlatko Feric, zur Seite. Eine Sternstunde, auch für den Teamarzt, war sicherlich der Aufstieg 1997 in die 1. Handballbundesliga. Sieben Jahre in Folge spielte der ThSV Eisenach im Oberhaus. Sieben Jahre dabei: Johannes Muthen.

Der „Doc“ war auch ein leidenschaftlicher Fan seiner Schützlinge. Er trug das Herz auf den Lippen. Oftmals war all sein Können gefragt, um eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung zu haben. Nicht selten waren Kranken- und Verletzungsstand hoch. „Die Aufstellung bestimmt Hannes Muthen“, hieß es nicht nur einmal in der Spielvorschau. Viel, ganz viel Verantwortung für den Mannschaftsarzt, im Abwägen zwischen der Gesundheit der Spieler und den sportlichen Erfordernissen.

Handball-Plausch im Behandlungszimmer

Seine Praxis in der Werner-Aßmann-Halle war zudem über viele Jahre Anlaufstelle für Sportler aller Genres. Montags, nach den Wettkämpfen am Wochenende, war das Wartezimmer besonders voll. MR Johannes Muthen war aber ebenso der von der Bevölkerung geachtete und geschätzte Allgemeinmediziner, der Hausarzt des Vertrauens. Im Sommer 2008 wurde er mit stehenden Ovationen als Mannschaftsarzt des ThSV Eisenach verabschiedet. Nach der Aufgabe seiner Praxis setzte er sich aber noch nicht vollends zu Ruhe. In einem Gesundheitszentrum in der Eisenacher Oststadt erwartete er an zwei Tagen in der Woche zunächst Patienten, später in der Poliklinik des Eisenacher Klinikums. Viele seiner Patienten folgten ihm. Der „Handball-Plausch“ war fester Bestandteil des Arztgespräches. Im Jahr 2017 ging er in den Ruhestand. Doch als die Corona-Pandemie das Land lahm zu legen schien, lamentierte Johannes Muthen nicht lange, streifte im Impfzentrum in Bad Salzungen noch einmal den weißen Kittel über.