Erfurt. Bei den Thüringer Kammern melden sich Hunderte Unternehmer, die ihre Soforthilfe noch nicht bekommen haben.

Christine Büring hält mit ihrem Frust nicht hinter dem Berg: „Ich bin enttäuscht, dass aus der Soforthilfe eine längere Hängepartie wurde“, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin der Altenburger Tourismus GmbH im Gespräch mit dieser Zeitung. Seit 25 Jahren ist sie im Geschäft, organisiert Touren, Reiseprogramme und Führungen für Gruppen und Firmen oder Busbegleitungen. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog.

Die Corona-Krise hat Büring wie viele andere mit voller Wucht erwischt. Das Geschäft ist geschlossen, die Stornierungen reichen bis in den September. Die Firmenchefin, die auch Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostthüringen ist, wollte als kleines Unternehmen mit dem Geld der Soforthilfe planen. „Das geht aber nicht, wenn ich nicht weiß, wann und wie viel Geld kommt“, ärgert sie sich.

Ende März hat sie ihren Antrag gestellt, am Mittwoch dieser Woche erhielt sie von der Thüringer Aufbaubank (TAB) die Bewilligung. Bis Donnerstag jedoch war noch kein Geld bei ihr eingegangen. Fast einen Monat zu warten, habe mit Soforthilfe nichts zu tun, sagt Büring.

Aufbaubank kommt mit der Bearbeitung nicht hinterher

Bei der TAB kennt man den Ärger. Allerdings verweist man darauf, dass viele Anträge entweder fehlerhaft, unvollständig oder doppelt gestellt worden seien. Das betreffe etwa ein Drittel der rund 36.000 Fälle, teilt Sprecherin Maret Montavon mit. Allein 80 TAB-Mitarbeiter seinen damit beschäftigt, Antragsdaten in Tabellen zu übertragen.

Hinzukämen 100, die sich um Bewilligungen kümmern – 23.000 sind es der Aufbaubank zufolge aktuell, knapp 150 Millionen Euro wurden ausgezahlt. Im Wirtschaftsministerium stärkt man der Bank den Rücken: „Wir versuchen den Spagat zwischen schneller Abarbeitung und einem sicheren Verfahren, um Missbrauch zu verhindern“, sagt ein Sprecher von Minister Wolfgang Tiefensee (SPD).

Bei allen Bemühungen, der Hauptgeschäftsführer der IHK Ostthüringen, Peter Höhne, weiß, dass Büring kein Einzelfall ist. „Hunderte Unternehmer rufen bei uns an“, berichtet er. Jetzt laufe es zwar einigermaßen. Aber die Soforthilfe sei bei einigen nach vier Wochen immer noch nicht angekommen.

In Mittelthüringen scheint das Problem weniger ausgeprägt. Auch bei der IHK Erfurt melden sich zwar Unternehmer, die lange auf ihre Bewilligungen warten. „Aber angesichts der Gesamtzahl der Anträge sind die aus unserer Sicht vergleichsweise gering“, sagt Hauptgeschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch. Die IHK Südthüringen ließ eine Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Auf Bundeshilfe muss wohlnoch länger gewartet werden

Bürings Zufriedenheit indes wird sich auch nach Auszahlung der Soforthilfe in Grenzen halten. „Ich bekomme jetzt nur die Thüringer und nicht die Bundesförderung. Warum, wenn es dazu einen gemeinsamen Antrag gibt, weiß ich auch nicht. Schade“, findet sie.

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