Erfurt. 80 Prozent der Kosten gibt der Bund für einen Sanierungsfahrplan eines zertifizierten Energieberaters dazu. Das Land Thüringen legt noch einmal 10 Prozent oben drauf. Inzwischen ist die Nachfrage stark gestiegen - und der Fördertopf leert sich.

Angesichts der Energiekrise beantragen immer mehr Menschen in Thüringen einen Landes-Zuschuss für eine umfassende Energieberatung. Das geht aus Zahlen des Umweltministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Der sogenannte Thüringer Sanierungsbonus Plus ging zum 1. Juni 2021 an den Start und wurde im Laufe des restlichen Jahres 46 Mal in Anspruch genommen. Im vergangenen Jahr wurden 229 Anträge gezählt. Im laufenden Jahr 2023 sind es bis Mitte April bereits 154 Anträge. Ob die eingeplanten Fördermittel die starke Nachfrage decken können, ist unklar.

Energieberater erstellt Sanierungsfahrplan

Der Sanierungsbonus des Landes sieht einen Zuschuss für eine bereits vom Bund stark geförderte Energieberatung vor. Ein zertifizierter Energieberater kommt ins eigene Heim und analysiert genau, in welchem energetischen Zustand das jeweilige Haus ist. Dann erstellt er einen sogenannten Sanierungsfahrplan, der schrittweise aufzeigt, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge besonders sinnvoll sind, um Energie einzusparen. Auch eine grobe Kostenaufstellung für die Maßnahmen ist möglich.

Der Bund fördert die Erstellung des Fahrplans, der für ein Einfamilienhaus schnell einen vierstelligen Betrag kosten kann, zu 80 Prozent. Der Antrag wird beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt - in der Regel erledigen das die Energieberater direkt selbst. Wichtig ist, dass der Energieberater auch zertifiziert ist - sonst gibt es keine Förderung. In Thüringen können die Menschen die Rechnung mit dem Eigenanteil dann noch bei der Verbraucherzentrale einreichen und den Sanierungsbonus beantragen. Hat der Antrag Erfolg, zahlt das Land weitere zehn Prozent der Kosten - der Verbraucher muss also am Ende nur noch 10 Prozent der Gesamtkosten selbst stemmen.

Geld könnte nicht bis Ende des Jahres ausreichen

Im laufenden Jahr stehen 194.500 Euro für diese Landeszuschüsse zur Verfügung, 2022 waren es 193.500 Euro. "Es hat etwas gedauert, bis der Sanierungsbonus im Land bekannt wurde. Dann stieg die Nachfrage aber stark an", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums.

Ob das Geld bis Ende des Jahres für alle, die den Bonus nutzen möchten, reicht, ist unklar. "Wir freuen uns über das deutlich gestiegene Interesse an dem Angebot", sagte der Sprecher. Falls die Nachfrage aber gleich bleibt oder noch weiter anzieht, könnte das Geld nicht bis Ende des Jahres ausreichen. Man müsse dann entweder aufstocken oder rechtzeitig bekannt geben, dass ab einem bestimmten Datum keine Anträge mehr möglich seien. Von der Beauftragung des Energieberaters über die Berichterstellung bis zum Antrag bei der Verbraucherzentrale Thüringen könne ein halbes Jahr oder mehr vergehen – "abhängig davon, wie ausgelastet die Energieberater in der jeweiligen Region sind."

Sanierung ist ein entscheidender Baustein

Die Kernidee hinter dem Sanierungsfahrplan ist, dass Hauseigentümer nicht planlos sanieren, sondern den Expertenrat berücksichtigen. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, erst zu dämmen und sich dann erst um eine neue Heizung zu kümmern. Mit dem Sanierungsfahrplan in der Tasche sind zusätzliche Förderungen vom Bund möglich, die es ohne den Expertenrat nicht gibt.

Laut Thüringer Umweltministerium ist die Zahl der Hauseigentümer, die sich einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen lassen, noch sehr gering. "Dabei ist das Thema Sanierung ein entscheidender Baustein der Energiewende im Gebäudesektor", so der Sprecher.

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