Erfurt. Nur 18 Prozent der Bäume in Thüringen sind laut Waldzustandsbericht noch gesund. Betroffen ist vor allem eine Baumart. So will man dem Waldsterben entgegensteuern.

Der Wald in Thüringen verliert immer mehr an Vitalität. Nur noch 18 Prozent der Bäume gelten als gesund. Die Schadfläche im Freistaat hat inzwischen ein Ausmaß von rund 110.000 Hektar erreicht. Seit 2018 sind dabei fast 28 Millionen Festmeter Schadholz durch Dürre, Sturm und Borkenkäfer angefallen, 87 Prozent betreffen dabei die Fichte. Das sind Fakten aus dem diesjährigen Waldzustandsbericht, wobei Staats- sowie Körperschafts- und Privatwald gleich stark betroffen sind.

Durch die jahrelangen Trockenperioden, die mit der massiven Vermehrung des Borkenkäfers einhergehen, weisen viele Bäume erhebliche Schäden auf oder sterben sogar großflächig ab. „Der Klimawandel“, so Forst-Ministerin Susanna Karawanskij (Linke), „vollzieht sich rasant und überfordert mit dieser Geschwindigkeit unsere Wälder.“ Während Waldflächen mit leichten Vitalitätsverlusten im Vergleich zu 2022 um drei Prozent – auf 29 – gesunken sind, stiegen jene mit deutlichen Vitalitätsverlusten um drei auf nun 53 Prozent an.

Weitgehender Ausfall der Fichte

Die Massenvermehrung des Fichten-Borkenkäfers sei der mit Abstand größte Schadfaktor. Seit 2018 sind durch ihn über 19 Millionen Festmeter Schadholz angefallen, im Jahr 2023 bis September allein 5 Millionen Festmeter. Grund ist die mangelnde Bodenfeuchte. In den unteren Waldlagen gibt es bereits einen weitgehenden Ausfall der Fichte. Besonders betroffen sind der Landkreis Sonneberg, Saalfeld-Rudolstadt und der Saale-Orla-Kreis. Die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen „können diese historische Kalamität nicht mehr beenden“, sagt Karawanskij, „es geht inzwischen vor allem darum, den weiteren Borkenkäferbefall einzudämmen.“ Die feuchte Witterung im Jahresverlauf hätte leider keine spürbare Entlastung gebracht. Sie erklärt, dass bei der Sanierung auch frisch befallene und damit zum Absterben verurteilte grüne Fichten gefällt werden müssen, weil nur so ein Bekämpfungserfolg möglich ist.

Karawanskij sieht die dringlichste Aufgabe darin, die Wälder an Klimawandelfolgen anzupassen. „Wir wollen gemischte, strukturell vielfältige Waldbestände, diese sind fähiger zur ökologischen Selbstregulierung und weniger risikoanfällig.“ Der Aktionsplan „Wald 2030“, der mit 500 Millionen Euro untersetzt ist, unterstützt das Unterfangen. Die angestrebte Naturverjüngung sei bereits vielfach in Gang gesetzt. „Mindestens die Hälfte der Schadfläche, die ja nicht gleich Kahlfläche ist, wurde bereits wiederbewaldet.“

32 Arten für den Waldumbau kulitiviert

In den letzten drei Jahren wurden allein durch die Landesforstverwaltung, die 19 Saatgutplantagen unterhält, etwa 6 Millionen Setzlinge gepflanzt. In der landeseigenen Forstbaumschule Breitenworbis werden 32 Arten für den Waldumbau kultiviert. Für diesen stellt der Freistaat bis 2036 insgesamt 176 Millionen Euro zur Verfügung, allein 2023 stehen knapp 26 Millionen Euro für die rund 180.000 privaten und kommunalen Waldbesitzenden bereit.

Der Bund Thüringen sieht es angesichts der Dimensionen der Schäden als nicht zielführend an, Waldflächen komplett zu beräumen. „Es braucht die Hilfe des Waldes selbst, um den Wald zu retten. Dazu ist es unbedingt erforderlich, tote Bäume stehen beziehungsweise liegen zu lassen – insbesondere, wenn unter diesen bereits neue Bäume nachwachsen. Ohne diese ökologischen Eigenleistungen des Waldes ist der Wald nicht zu retten.“

Der Klimawandel vollzieht sich rasant und überfordert unsere Wälder.
Susanna Karawanskij (Linke)