Erfurt. Thüringer wollen Bargeld behalten, haben aber immer weniger davon. Höhe der klassischen Bankeinlagen erstmals seit Jahren rückläufig.

Nur acht Prozent der Thüringer würden die Abschaffung von Bargeld „sehr gut“ finden, das ist im Vergleich der Bundesländer der niedrigste Wert. Nur jeder dritte Thüringer steht dieser Idee generell aufgeschlossen gegenüber, 70 Prozent lehnen sie ab, ergab eine repräsentative Studie der Postbank.

Allerdings haben auch die Thüringer immer weniger davon: Im vergangenen Jahr kam es bei den klassischen Bankeinlagen in den Sparkassen in Thüringen zu einem Rückgang von 1,1 Prozent, das sind 265 Millionen Euro weniger. „Damit hat sich die in 2022 bereits eingesetzte Trendwende weiter verstetigt“, erklärt David Maisel vom Vorstandsstab der Sparkasse Mittelthüringen.

Hintergrund sei im Wesentlichen die hohe Inflation und die damit gestiegenen Konsumausgaben. „Die Anpassungen von Tarifverträgen wirken erst zeitverzögert und werden wohl im Jahr 2024 wieder zu einem Einlagenzuwachs der Thüringer Sparkassen führen“, so Maisel weiter. Im Jahr 2022 seien zudem die Beschränkungen aus der Corona-Pandemie ausgelaufen und hätten zu einer wieder gestiegenen Konsumlust geführt, was sich auf die Rücklagen ausgewirkt hätte.

„Ein weiterer Grund war aber auch der wieder stärker gewordene Wettbewerb und kurzfristige Lockangebote mit Tagesgeldkonditionen insbesondere bei Direktbanken“, so der Finanzexperte.

In den vergangenen Jahren hatte der jährliche Zuwachs bei jeweils über einer Milliarde Euro gelegen, nach dem Höhepunkt 2020 mit 1,5 Milliarden Euro sackte der Zuwachs 2022 aber auf 90 Millionen Euro ab, ehe er im vergangenen Jahr sogar ins Minus fiel.

Laut aktuellem Vermögensbarometer des Deutsche Sparkassen- und Giroverbandes wird die Stimmung der Menschen von den wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie den Preissteigerungen bei Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs bestimmt. Daher sind immer mehr von ihnen unzufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Mehr als ein Viertel der Befragten, genauer gesagt 26 Prozent, haben ihre eigene finanzielle Situation als „eher schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“ bewertet. Zum Vergleich: 2022 waren das noch 22 Prozent.

Dennoch schauen die Menschen optimistisch in die Zukunft: Nur noch 25 Prozent der Befragten erwarten, dass sich ihre Lage in den kommenden zwei Jahren weiter verschlechtert – 2022 waren das noch sechs Prozentpunkte mehr. Für die kommenden sechs Monate gehen 20 Prozent sogar von einer Besserung ihrer finanziellen Situation aus.

Um den steigenden Preisen zu begegnen, haben die Menschen Strategien entwickelt: 62 Prozent von ihnen weichen auf günstigere Produkte aus, 40 Prozent verreisen seltener, 52 Prozent heizen weniger. Außerdem können es sich immer weniger Thüringer leisten, Geld zur Seite zu legen: Nur jeder Dritte spart feste monatliche Beträge, jeder Fünfte gar nicht.