Erfurt. Mit dem zweiten Album gelang The Black Crowes international der Sprung in die Charts. Christian Werner über das Album „The southern Harmony and musical Companion“.
Die Gebrüder Robinson und ihre Mitstreiter alias The Black Crowes sind 1992 mit ihrem musikalischen Anachronismus angekommen: Ihre Videos laufen auf MTV, die vier Singles ihres zweiten Albums„The southern Harmony and musical Companion“ schaffen es auf den ersten Platz der Rock-Charts – damit schlagen sie den bisherigen Rekordhalter Tom Petty, der drei Singles aus seinem Solo-Album „Full Moon Fever“ an der Spitze platzieren konnte.
All das schaffen sie trotz oder weil sie eine Musik spielen, deren Hochzeit längst vorbei ist. Der angesagten Grunge-Welle aber sei Dank: Lange Haare und Gitarrenriffs sind wieder en vogue. Nur: The Black Crowes spielen keinen Grunge, sie gehören nicht mal ansatzweise zur Szene. Sie metamorphisieren vielmehr Blues, Soul sowie Southern- und Hardrock in einen eigenen Aggregatzustand.
Mischung aus Mick Jagger und Janis Joplin
Sänger Chris Robinson, neben Bruder und Gitarrist Rich Herz und Kopf der Band, röhrt und bewegt sich wie eine Mischung aus Robert Plant, Mick Jagger, Steven Tyler, Janis Joplin und Iggy Pop. Seine wilden Tanzeinlagen kann man im Video zum Song „Remedy“ gut studieren.
Die Single ist der bekannteste Song des Albums, mit dem sie auch außerhalb des heimischen US-Marktes bekannt werden. Und auf dem sie ihre fiebrige musikalische Mixtur noch einmal intensivieren. Es wird ihre erfolgreichste Platte – Platz eins in den USA. Den Erfolg können sie nicht wiederholen. Denn trotz einiger und immer wieder erfolgreicher Wiedervereinigungen folgen die Robinsons dem Leitstern anderer berühmter musikalischer Brüder wie Noel und Liam Gallagher von Oasis: Die familiäre Streitkultur gehört irgendwie zum Rockstarstatus dazu.
Zum etwas verspäteten 30-Jährigen von „The southern Harmony and musical Companion“, benannt nach einem Hymnenbuch aus den Südstaaten nach der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs, gibt es das Album als remasterte Neuauflage mit 14 unveröffentlichten Songs, B-Seiten und Live-Mitschnitten als Vierfach-Vinyl oder Dreifach-CD. Unter den Zugaben ist eine Bluesrock-Version von Bob Dylans „Rainy Day Women No 12 & 35“.
Südstaaten-Rock mit Drama und Groove
Auch ein Konzert von 1993, bei dem die Band das komplette Album spielt, gehört zur Deluxe-Variante. Eine abgespeckte Version auf Doppel-CD zeigt auf der zweiten Scheibe eine Auswahl der Bonus-Tracks, das remasterte Album gibt es auch als einfaches Vinyl.
Zu den unbekannten Stücken gehört „99 Pounds“, Anfang der 70er-Jahre war der Song ein Hit für die Soul-Sängerin Anne Pebbles. Das Cover der Black Crowes offenbart die Seele der Band, die ihrem Südstaaten-Rock immer auch Drama, Groove, Ekstase und Hüftschwung mitgeben. Es bleibt eine funktionierende Mixtur.
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