Erfurt. Die vier Schweden überraschten 1974 mit dem Titelsong ihres zweiten Albums „Waterloo“. Doch die Band war sich anfangs unsicher, ob der Song bei dem Wettbewerb eine Chance hätte.
Zum letzten Mal stehen die Namen Björn, Benny, Agnetha und Frida (als Abkürzung für Anni-Frid) auf dem Albumcover. Neben dem – und das ist die Premiere – neuen Bandnamen, der aus den Anfangsbuchstaben der vier Mitglieder gebildet wird und heute weltberühmt ist: Abba.
Das Quartett veröffentlicht 1974 sein zweites Album „Waterloo“. Das Erste, „Ring, Ring“, ist einzig unter der sperrigen Aufzählung der Vornamen erschienen. Die passt aber nicht zu der eingängigen und federleichten Popmusik der vier Schweden. Die Verkürzung auf Abba ist die Idee ihres Managers Stig Anderson. Doch der griffige Bandname ist nur ein Baustein für die bis heute andauernde Beliebtheit und den Erfolg der Gruppe.
Ein anderer: Die Teilnahme 1974 beim Eurovision Song Contest, der damals noch Grand Prix d‘Eurovision heißt, im englischen Brighton. Ein Jahr zuvor erreichen die beiden Paare – Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus heiraten 1971, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson sind neun Jahre verlobt, bevor sie 1978 heiraten – bei der schwedischen Vorauswahl den dritten Platz.
Die erste Schweden als Gewinner des Eurovision Song Contests
Im zweiten Anlauf ist sich die Band bei der Songauswahl unsicher: Soll es das getragene „Hasta Manana“ – die sichere Bank – werden oder doch der flottere und unkonventionellere Titelsong ihres neuen Albums?
Band und Manager setzen auf Überraschung und somit auf Erfolg: Abba gewinnen als erste Schweden den Eurovision Song Contest – und werden zu Superstars.
Abba suchen auf „Waterloo“ ihren Stil
Der Song „Waterloo“ spielt mit dem Ort der Niederlage Napoleons als Metapher für eine Liebesbeziehung. Auf dem Cover des Albums posiert im Hintergrund und mit dem Rücken zur Band ein Darsteller in typischer Napoleon-Kluft und -Pose.
Die vier Schweden sind auf „Waterloo“ musikalisch noch merklich auf der Suche nach ihrem Stil und probieren viel aus: „Sitting in the Palmtree“ ist Reggae, „Watch out“ knackiger Funk-Rock, „Suzy-Hang-Around“ spielt mit Byrds-Gitarren und Westcoast-Sound, „My Mama said“ mit Blues und Funk, „King Kong Song“ ist eine Clownerei in Songformat. Die typischen Elemente, die den Abba-Sound definieren, sind bereits angelegt: Zuckrig-luftige Fingerübungen wie „What about Livingstone“ oder „Honey, Honey“.
Und die berühmten schwungvollen Klavierkaskaden im Titelsong, ein in Glamrock getunkter Schlager. Dazu passen die bunten, glitzernden, märchenhaften Kostüme, die sie zum Siegerauftritt in Brighton tragen.
Es wird ein Höhenflug: Acht Jahre lang gibt es Alben und Hits wie am Fließband, keine Skandale. Sogar nachdem die beiden Ehen geschieden sind machen sie zusammen Musik und verabschieden sich 1982 in eine Pause auf unbestimmte Zeit. 2021 gibt es ein Comeback: Mit neuem Album und einer virtuellen Show in London – „Abba Voyage“.
Die Band veröffentlicht das Album „Waterloo“ zum 50-Jährigen erneut, als Half-Speed-Version auf schwarzem Vinyl mit Aufklapp-Cover, Obi-Strip und Echtheitszertifikat.
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