Bad Blankenburg. 90 freie Hausarztpraxen bei insgesamt 1600 Hausärzten in Thüringen - das klingt nach einem überschaubaren Problem. Doch die Regionen sind unterschiedlich betroffen – und Pflegeheime spüren die Auswirkungen.

In Thüringen sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung derzeit fast 90 Hausarztsitze unbesetzt. Außerdem gebe es unter anderem zehn offene Sitze für Nervenärzte und neun für Augenärzte, teilte die KV am Dienstag in Bad Blankenburg auf einer Jahrestagung des Landesseniorenrats mit.

Besonders viele offene Sitze für Ärzte gibt es den Angaben zufolge in den Regionen Gera, Eisenach und Hildburghausen. Trotz Erfolgen bei der Gewinnung von Nachwuchsmedizinern sei damit zu rechnen, dass die Lage bei den niedergelassenen Ärzten auch in den nächsten Jahren angespannt bleibe. Viele Mediziner gingen demnächst in den Ruhestand.

Thüringer Ärzte im Durchschnitt älter als 50 Jahre

Derzeit sind in Thüringen rund 1600 Hausärzte tätig, bei insgesamt rund 4300 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten mit einem Durchschnittsalter von rund 52 Jahren. „Die Ärzte sind genauso von der demografischen Entwicklung betroffen wie alle anderen Berufsgruppen“, sagte ein KV-Sprecher.

Unbesetzte Hausarztpraxen sind auch ein Problem für Pflegeheime, wie während der Konferenz deutlich wurde. Es sei für viele Pflegeheime inzwischen schwierig, Hausärzte zu finden, die zur Behandlung von Heimbewohnern bereit seien, monierte der Geschäftsführer eines Pflegeheimes.

Ärzte-Nachwuchs erfolgreich gefördert

Allerdings sind in Thüringen laut KV Erfolge bei der Suche nach Nachwuchsmedizinern erzielt worden. Unter den niedergelassenen Ärzten in Thüringen fänden sich vergleichsweise viele junge Mediziner. Etwa elf Prozent von ihnen seien jünger als 45 Jahre, sagte der Sprecher.

„Das ist ein Hoffnungsschimmer.“ Dazu hätten unter anderem die verschiedenen Förderprogramme beigetragen, mit denen junge Ärzte dazu animiert werden sollen, sich mit einer eigenen Praxis in Thüringen niederzulassen. Im Bundesschnitt liege der Vergleichswert bei etwa neun Prozent.

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