Cornelia Kühne, Pastorin in Niedertrebra, schreibt über die Weisheit der Weihnacht.

Komm mit, wir gehen ein paar Schritte. Raus aus Vorbereitungen und Hektik, Dudelmusik und gute-Laune-Vorsatz für die Familienzusammenkunft. Weg von dem Fest, dessen Sinn irgendwie abhandenkommt: Geschenke-Machen und Essensmarathon sind die Devise, Beschenktwerden eine weitgehend materielle Geld- und Papierschlacht.

Komm mit, wir gehen jetzt raus. Weg von Nachrichten und Sorgen, von Profitgier, machtvollen Interessen und Hass.

Da wird der Blick weiter, Atem fließt, sprudeln die Gedanken wie von Ferne durch den Kopf. Es braucht eine Weile, dann finden wir unseren eigenen Rhythmus. Ich kann ein Stück Horizont sehen, verankere meine Füße fester im Boden. In meinem Kopf wird es nur langsam still.

Komm, wir gehen noch ein Stück weiter. Ich schaue in den Himmel, er verrät mir nichts. Außer endloser Weite und meiner Kleinheit. Ich leere mich aus, werde immer bedürfnisloser, immer weniger Ich.

Es öffnet sich alles in mir für die Leere, die mich umgibt. Ich nehme zaghaft wahr, wie viel um mich herum ist. Nehme einige Dinge auf in mich, verbinde mich, mit den Grashalmen, mit der Luft, den Wolken.

„Fürchte dich nicht“, höre ich es sagen und weiß nicht, aus welcher Sphäre das kommt. Grashalme tanzen mit der Luft, Wolken spielen Fangen. „Fürchte dich nicht.“ Mein Herz schlägt diese Worte nach, meine Füße setzen sie auf den Weg um. Mein Geist verlässt einen Moment seine Gebundenheit an meinen Körper und wird eins mit dem Dasein, frei und furchtlos. Da ist sie: Stille.

Legt sich auf den Moment, auf Grashalm, Luft und Wolken. Ich spiegele mich darin.

Eine Ahnung von friedvollen Weihnachten wächst in mir und der Wunsch wird frei, die Menschenwelt möge aufhören, sich laut und wichtigtuerisch zu gebärden. Der Wunsch wird stark, die Traurigen, Einsamen und Kranken mögen Trost haben. Der Wunsch leuchtet auf, Liebe sei die einzig verbleibende Sprache. Der Wunsch wird wahr, alles ist durchdrungen und verbunden mit dem Ursprung.

Danke, ewige Stille, für die weihnachtliche Weisheit. Erleuchte uns damit.