Erfurt. Live-Dokumente der besonderen Art gibt es von Liam Gallagher (Ex-Oasis) und Joe Strummer (Ex-Clash), Leprous-Sänger Einar Solberg debütiert mit einem Solo-Album.
Während seine alte Band Oasis 1996 bei ihren zwei Shows in Knebworth vor einer viertel Million Menschen auftraten, waren es 26 Jahre später zum Doppel-Konzert von Liam Gallagher am selben Ort ein paar zehntausend weniger. Doch es ging ums Gefühl, nicht um Rekorde: Denn auch 170.000 Kehlen können beeindrucken.
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Jeden, wirklich jeden der 16 Songs – gut die Hälfte sind Oasis-Stücke, der Rest stammt von Liams Solo-Scheiben – schmettert die Menge mit, nachzuhören auf der Live-LP „Knebworth 22“. Die Band, die der jüngere Gallagher um sich geschart hat, versteht ihr Handwerk, der Sänger ist bei Laune und Stimme. Die einzigen Wermutstropfen: Zur Vinyl- sowie CD-Version fehlt ein Videoformat – und bei dem emotionalen Ereignis insgesamt freilich Bruder Noel, um beim Gefühl zu bleiben.
Einer der letzten Auftritte von Joe Strummer
Gut einen Monat vor seinem Tod gab Joe Strummer im November 2002 mit den Mescaleros in London ein Benefizkonzert für streikende Feuerwehrleute. Der historische Wert der Aufnahme, frisch remasterd als limitiertes Vinyl „Live at Acton Town Hall“ erschienen, erklärt sich von selbst, als einer der letzten Auftritte des Ex-Sängers von The Clash.
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Und: Der ehemalige Bandkumpel Mick Jones greift bei drei Songs zur Gitarre – das erste Mal seit zwanzig Jahren stehen die beiden Musiker gemeinsam auf einer Bühne. Es gibt Clash-Evergreens und zu dem Zeitpunkt noch Unveröffentlichtes wie „Coma Girl“ oder "Get down Moses". Die musikalisch vielseitigen Mescaleros trumpfen durchweg auf.
Das erste Solo-Album von Einar Solberg
Mit seinem ersten Solo-Album erweitert Einar Solberg, Sänger der norwegischen Band Leprous, seine Genre-Bandbreite vom Progressive Metal zum Progressive Pop oder besser: zum Progressive Electro, falls es so etwas gibt. Das gelingt dem Sänger scheinbar mühelos sowie mit Hilfe einiger Freunde und Gleichgesinnter. Bereits auf dem ersten Song, dem titelgebenden „16“ gibt es die erste Kollaboration. Solberg kreiert mit dem Cellisten Raphael Weinroth-Browne einen sphärischen, verträumten Track, der allerdings nicht exemplarisch für das gesamte Album steht.
Die elektrischen Elemente bei der Instrumentierung nehmen gefühlt ab dem zweiten Song zu, der Schauspieler Ben Levin bietet in „Home“ sogar eine Rap-Einlage. Mit der Sängerin Ihriel alias Star of Ash baut Solberg eine vertrackte Ballade („Where all the Twigs broke“), mit deren Mann Ihsahn einen Metal-meets-Filmmusik-Track („Splitting the Soul“). Eine hymnisch-dunkle Grundstimmung gehört durchweg zum festen Sound Solbergs. Und wer sich gern am Äußeren des Sängers erfreut: Im Booklet gibt es echt viele stimmungsvolle Bilder des Musikers.