Berlin. Wer den aktuellen „Polizeiruf“ schaut, hat es leichter, wenn er „Börsianisch“ spricht. Wir erklären die wichtigsten Börsen-Begriffe.
Loyalität, Freundschaft, Treuebruch, Verrat, Tod – der zweite Fall der Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff ist für den „Polizeiruf 110“-Zuschauer gar nicht so leicht zu durchschauen. Was scheinbar als Fall um illegalen Börsenhandel beginnt, entpuppt sich schnell als vielschichtiges Drama und komplexes Geflecht aus Korruption, Abhängigkeiten, Gier und Verzweiflung – gespickt mit allerlei Begrifflichkeiten aus der Welt der Börse.
Dass die Protagonisten im Polizeiruf „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ mit „börsianischen“ Vokabeln um sich werfen, macht das ohnehin komplizierte Handlungsgeflecht mit seinen verschiedenen Erzählsträngen, Rückblenden und überraschenden Wendungen nicht leichter. Darum haben wir ein kleines Lexikon der Börsensprache zusammengetragen:
A wie Aktie
Die Aktie ist ein Wertpapier (vgl. W wie Wertpapier), das Anteile an einer Aktiengesellschaft verbrieft. Wer Aktien besitzt, also die Aktionäre, hält also Anteile an einem Unternehmen und wird somit Miteigentümer. Im „Polizeiruf 110“ konnten die Kollegen von Bessie Eyckhoff der Versuchung nicht widerstehen, aus ihrer Abhöraktion, bei der es um illegalen Börsenhandel ging, selbst Profit zu schlagen und Aktien zu erwerben.
B wie Broker
Bei einem Broker handelt es sich um einen Börsenmakler. Er wickelt den Kauf und Verkauf von Aktien ab. Er selbst wird über eine Vermittlungsgebühr (vgl. T wie Transaktionskosten), die sogenannte Courtage, bezahlt.
„Polizeiruf 110“- Ermittlungen in der Welt der Börse
C wie Crash
Ein Börsencrash kommt zwar im aktuellen „Polizeiruf“ nicht vor, ist aber ein angstbesetzter Begriff der Börsianer. Beim Börsencrash brechen die Aktienkurse innerhalb kürzester Zeit drastisch ein. Das heißt, sie verlieren stark an Wert. Das passiert etwa, wenn viele Anleger zur gleichen Zeit Aktien verkaufen, diese aber niemand kaufen möchte und es so zu einem Überangebot am Markt kommt. Häufig wird ein Börsencrash noch dadurch verstärkt, dass Anleger aus Angst vor weiteren Kursverlusten panikartig Aktien verkaufen – und den Effekt so noch steigern.
D wie Dividende
Aktionäre werden am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Die Dividende ist der Teil des Unternehmensgewinns, der an die Aktionäre fließt.
E wie Ermittler der Börsenaufsicht
Eyckhoff leitet im „Polizeiruf 110“ die Abhöraktion gegen ein Unternehmen, das im Verdacht steht, illegalen Börsenhandel zu betreiben. Aber auch auf ihre eigenen Kollegen wird sie angesetzt. Sie wird von Lukas Posse (Wolf Danny Homann), einem Ermittler der Börsenaufsicht unterstützt, der über technische Mittel (vgl. J wie Jammer) und IT-Kenntnisse verfügt, von denen die Polizeioberkommissarin nur träumen kann.
Die staatliche Börsenaufsicht in Deutschland überwacht die hiesigen Börsengeschäfte. Sie wird von Wirtschafts- und Finanzministerien der Länder oder den entsprechenden Senatsverwaltungen der Stadtstaaten ausgeführt. Auf Bundesebene ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuständig.
H wie Handel ausgesetzt
Eyckhoffs Kollegen nutzen das Insiderwissen (vgl. I wie Insiderhandel), das sie bei der Abhöraktion erlangen, um selbst an der Börse aktiv zu werden. Als die Aktienkurse in die Höhe schnellen, sind die Beamten schon in Feierlaune. Die unlauteren Polizisten sehen alle finanziellen Sorgen gelöst. Doch bevor sie die Aktien gewinnbringend abstoßen können, bricht die Gewinnkurve jäh ab. Der Handel wird ausgesetzt.
Die Börsenaufsicht (vgl. E wie Ermittler der Börsenaufsicht) darf den Aktienhandel stoppen, wenn sie Verdacht schöpft und er ihnen ungesetzmäßig vorkommt. Die Börse kann den Handel auch selbst aussetzen, etwa um Insiderwissen zu vermeiden, wenn wichtige Unternehmensnachrichten veröffentlicht werden, die den Aktienkurs massiv beeinflussen können. Die Aktionäre können dann die neue Informationslage auswerten, um die richtigen Investitionsentscheidungen zu treffen.
I wie Insiderhandel
Wer in Deutschland an der Börse sein Insiderwissen nutzt, um Profit zu schlagen, begeht eine Straftat. Über Insiderwissen verfügt beispielsweise jemand, der aufgrund seiner Position im Unternehmen Zugang zu wichtigen Informationen hat, bevor sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dieser Informationsvorsprung darf für den Handel mit Aktien nicht eingesetzt werden. Auch die „Polizeiruf“-Kollegen von Kommissarin Eyckhoff verfügen durch ihre polizeiliche Abhöraktion über Insiderwissen – und setzen es unerlaubter Weise ein.
J wie Jammer
Ein Jammer (ausgesprochen: „Dschämmer“) hat eigentlich nichts mit der Börse zu tun, aber das kleine technische Gerät, das Lukas Posse (vgl. E wie Ermittler der Börsenaufsicht) hin und wieder einsetzt, ist trotzdem interessant genug, um hier erklärt zu werden.
Bei einem Jammer handelt es sich um einen Störsender, den der Ermittler der Börsenaufsicht einsetzt, um nicht abgehört zu werden. Er stört den Mobilfunkempfang in der Umgebung. Jammer senden dabei elektromagnetische Wellen aus, die die Signale des zu störenden Senders überlagern und den Empfang so erschweren oder unmöglich machen.
K wie Kurs
Der Aktienkurs beschreibt den aktuellen Preis einer Aktie an der Börse. Durch Schwankungen in Angebot und Nachfrage sind die Kurse in ständiger Bewegung (vgl. V wie Volatilität).
M wie Makler
vgl. B wie Broker
T wie Transaktionskosten
Transaktionskosten sind die Kosten, die der Aktionär pro Wertpapierkauf oder -verkauf an sein Geldinstitut oder seinen Broker (vgl. B wie Broker) zu zahlen hat.
V wie Volatilität
Die Volatilität beschreibt die Schwankung der Aktienkurse (vgl. K wie Kurs). Sie ist ein Maß für Schwankungen. Das heißt, steigt und fällt der Kurs einer Aktie schnell, handelt es sich also um einen regelrechten Zickzack-Kurs, spricht man von hoher Volatilität. Bei einem sich relativ gleichmäßig entwickelnden Kurs ohne große Ausbrüche nach oben oder unten ist ein Kurs mit niedriger Volatilität.
W wie Wertpapier
Jede Aktie (vgl. A wie Aktie) ist ein Wertpapier, aber nicht jedes Wertpapier ist eine Aktie. Wertpapier ist quasi ein Oberbegriff für Finanzinstrumente. Früher wurden Aktien tatsächlich als Urkunden aus echtem Papier ausgegeben und waren damit wirklich ein „Wertpapier“. Heute erhält ein Aktionär als Bestätigung nur noch einen Brief des Brokers (vgl. B wie Broker). Neben Aktien gelten beispielsweise Anleihen, Investmentfonds oder Zertifikate (vgl. Z wie Zertifikate) als Wertpapiere.
Z wie Zertifikate
Zum Schluss wird’s kompliziert – quasi Börsenwissen für Fortgeschrittene: Auch bei Zertifikaten handelt es sich um Wertpapiere (vgl. W wie Wertpapier). Anders als bei Aktien (vgl. A wie Aktien) ergibt sich ihr Preis aber nicht aus Angebot und Nachfrage (vgl. K wie Kurs und V wie Volatilität), sondern leitet sich aus den Wertentwicklungen anderer Finanzprodukte ab. Zertifikate gewähren die Teilhabe am Erfolg oder Misserfolg eines Börsengeschäfts. Gehandelt werden Zertifikate aber vor allem außerbörslich.