Weimar/Gera. Lutz Seiler gebe der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur kraftvolle Impulse, die nachwirkten, sagte der Vorsitzende der Stiftung, Norbert Lammert.

Der Schriftsteller Lutz Seiler hat in Weimar den Literaturpreis der CDU-nahen Konrad- Adenauer-Stiftung bekommen. Der Preis wurde seit 1993 zum 30. Mal vergeben. Überreicht wurde er vom Stiftungschef Norbert Lammert. Unter den Gratulanten waren auch die CDU-Politiker Bernhard Vogel und Mike Mohring.

Eine fünfköpfige Jury, unter anderem mit Thüringens ehemaliger Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, begründete die Vergabe unter anderem mit Seilers poetischer Sprachkraft und gesellschaftspolitischer Sensibilität. Sowohl in seiner Lyrik als auch in seinen Essays, und vor allem in den beiden Romanen „Kruso“ und „Stern 111“, die kurz vor und nach dem Mauerbau spielen, habe der Autor der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur starke Impulse gegeben.

„Wie er das Ende der DDR, die Wendezeit und die Anfangsjahre des wiedervereinigten Deutschland in seinen Werken konfiguriert, ist politisch sensibel und auf innovative Weise geradezu klassisch. Mit ethischer Entschlossenheit, wacher Ironie und ohne sentimentale Verklärung erzählt Lutz Seiler vom Wandel der Strukturen und von der Bedeutung der Fantasie, von Schauplätzen der deutschen Geschichte, und von der Neuordnung der Menschen in einer Zeitenwende, die Hoffnung und Zweifel, Veränderung und Neubeginn bedeutet. Sein Schreiben kreist um die dringende Frage, wie schützenswert Freiheit ist“, so die Jury.

Bücher blicken hinter die Fassade von Ereignissen und Personen

Vergeben wird der Preis seit vielen Jahren in der Aula des Musikgymnasiums in Belvedere. Durch deren Glasfront hat man einen schönen Blick auf Weimar. Preisträger waren unter anderem Sarah Kirsch, Günter de Bruyn, Herta Müller, Wulf Kirsten, Daniel Kehlmann und Arno Geiger.

Literatur fülle die Leerstellen, die die Nachrichten lassen, sagte Lammert in seiner Ansprache. Bücher könnten hinter die Fassaden von Entwicklungen, Ereignissen und Personen blicken. Die Ereignisse von 1989 würden heute von unterschiedlichen Generationen unterschiedlich bewertet. Lutz Seilers Auseinandersetzung mit dem Ende der DDR und der Wiederherstellung der deutschen Einheit mache deutlich, welcher Raum für Literatur bleibt, wenn die Berichterstattung ans Ende ihrer Möglichkeiten gekommen ist. „Das Suchen und Finden von Freiheit ist eines der großen Themen von Lutz Seiler“, so Lammert.

Lutz Seilers Bild- und Sprachgewalt gewürdigt

Laudatorin Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, würdigte Seilers an Werke der bildenden Kunst erinnernde Bild- und Sprachgewalt. Die Romane „Kruso“ und „Stern 111“, die in der DDR, an zwei verschiedenen Momenten der Geschichte ansetzen, bezeichnete Ackermann als Teile eines großangelegten Bildungsromans mit Fortsetzungspotenzial. Ambivalent und hart schildere Seiler am Einzelschicksal seiner Figuren die Erfahrungen vieler DDR-Bürger und Bürgerinnen seiner Generation. Fingerzeige auf das Vergessen von Freiheiten unterstrichen deren Wert.

Autor erinnert an Kindheit im Uranbergbaugebiet

In seiner Dankesrede berichtete der 1963 in Gera geborene Seiler über seine Kindheit im ostthüringischen Uranbergbaugebiet und die Anfänge seiner Lyrik. Sein erster Gedichtband erschien 1995. Die fantastische Welt abseits der Heerstraßen, einfache, abgenutzte, ausrangierte Dinge seien es, die sein Schreiben suche – an Orten, wo das Sprechen wie von selbst beginne, leise, heimlich. Traditionell wird bei der Preisverleihung auch eine Schülerin des gastgebenden Musikgymnasiums geehrt. In diesem Jahr übergab Bernhard Vogel die Würdigung an die Abiturientin und Sängerin Judith Kaiser.

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